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Himmel un Ääd (German Edition)

Himmel un Ääd (German Edition)

Titel: Himmel un Ääd (German Edition)
Autoren: Brigitte Glaser
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also
gefunden?«
    »Erst habe ich
geklingelt und geklingelt, und als sich nichts rührte, bin ich rein. Vor der
Badezimmertür hat er gelegen, wollt wahrscheinlich pinkeln. Wir Alten leiden ja
alle unter Konfirmandenbläschen. Der Notarzt ist ruck, zuck da gewesen.
Gegenüber im Altenheim ist heute Nacht noch einer über den Jordan. Vielleicht
hat der Sensenmann gedacht, nehme ich doch noch 'nen Zweiten mit, dann muss ich
so schnell nicht mehr nach Mülheim kommen.«
    »Das Herz?«,
fragte Adela, reichte Irmchen eine Tasse Tee und hatte wieder diese Neugier im
Blick.
    »Herzstillstand«,
bestätigte Irmchen. »Ein schöner Tod. Wenn ich es mir aussuchen könnte, mein
Favorit.«
    »Ist er denn
allein gewesen?«
    Ich schickte Adela
einen warnenden Blick. Mir war nicht nach Detektivspielchen. Wenn ich an
Mombauer dachte, plagten mich andere Sorgen. Das hatte ich jetzt davon, dass
ich bei unserem letzten Treffen nicht Nägel mit Köpfen gemacht hatte!
    »Natürlich ist er
allein gewesen!« Irmchen rollte die Augen, erstaunt darüber, dass jemand etwas
anderes annehmen konnte. »Wer hätte denn bei ihm sein sollen? Sabine kommt doch
höchstens an Weihnachten vorbei und seine Schützenbrüder nur an seinem
Geburtstag. Er war ein richtiger Einsiedler, nicht wahr, Katharina?«
    Ich nickte. Bei
unseren zufälligen Begegnungen auf der Straße oder im Treppenhaus hatte Irmchen
gelegentlich das Gespräch auf Mombauer gebracht. Manchmal deutete sie seine
tragische Familiengeschichte an, über die sie sich allerdings nie näher
ausließ. Wie gesagt, Irmchen war keine Plaudertasche, eigentlich war sie sehr
diskret.
    »Und die Wohnung?
Irgendwas anders gewesen als sonst?«, machte Adela unbeirrt weiter.
    »Ob Sie es glauben
oder nicht, ich bin nie bei ihm oben gewesen. Unser Verhältnis war nicht so,
dass wir uns gegenseitig zum Kaffee eingeladen haben.« Irmchen nahm endlich
einen Schluck Tee und nickte Adela zu, die das natürlich als Aufforderung zum
Weiterfragen verstand.
    »Es gibt ja Dinge,
die einem auch in einer fremden Wohnung sofort ins Auge stechen. Ein
umgefallener Stuhl, Blutspritzer an der Wand …«
    »Blut? Nein, da
war kein Blut.« Irmchen war sich ganz sicher, und Adela fragte: »Vielleicht ein
umgekipptes Glas?«
    Während Irmchen
den Kopf schüttelte, räumte ich lautstark die letzten Teller aus der Maschine
und verstaute sie polternd in den Geschirrschränken. Ein Störmanöver ohne
direkten Erfolg. Adela, topfit, würde aus Irmchen Mombauers gesamte
Lebensgeschichte herauskitzeln und noch bis morgen früh mit ihr in meiner Küche
sitzen, wenn mir nicht einfiel, wie ich sie zum Schweigen und Irmchen zurück in
ihre Wohnung bringen konnte.
    Der Bestatter
erwies sich als Lösung. Er stand plötzlich in der Küche.
    »Wir sind jetzt so
weit. Nächste Angehörige? Können Sie uns da weiterhelfen?«
    »Natürlich!«
Irmchen nickte eifrig. »Mombauer hat nur eine einzige Tochter, Sabine. Heißt
auch Mombauer, hat nie geheiratet.«
    »Adresse?
Telefonnummer?«
    »Habe ich oben. Am
besten, Sie kommen mit. Dann muss ich nicht noch einmal Treppen steigen.«
Irmchen erhob sich, griff nach ihrem Stock und hinkte davon. »Danke für den
Tee«, rief sie, bevor sie mit dem Bestatter im Treppenhaus verschwand.
    »Meinst du, wir
können sie allein lassen?«, fragte Adela und tat besorgt.
    »Und ob! Irmchen
hat ihren Friedenskirche-Frauenkreis. Wenn die nicht alleine sein will, muss
sie nur zum Telefon greifen. Los, ab nach Hause!« Ich drängelte sie aus der
Küche, löschte alle Lichter und schloss die »Weiße Lilie« zu.
    Diesmal setzte
sich Adela brav auf den Beifahrersitz und überließ mir das Steuer. Ich startete
den Wagen.
    »Weißt du, wie
viele alte Menschen umgebracht werden, ohne dass es jemand merkt? Weil die
Ärzte oft ohne nähere Untersuchung der Leiche den Totenschein ausstellen. Da
muss man doch zumindest mal nachhaken dürfen«, rechtfertigte sie ihre Fragerei.
    »Aber die meisten
sterben eines natürlichen Todes«, behauptete ich, und erstaunlicherweise
widersprach Adela nicht. Aus den Augenwinkeln sah ich den Grund dafür. Adela
gähnte mehrfach, und als ich in die Kasemattenstraße einbog, war sie
eingeschlafen. Dafür hatte ich alle toten Punkte dieser Nacht überwunden;
ausgerechnet jetzt, wo ich ins Bett fallen könnte, fühlte ich mich nicht mehr
müde. »Aussteigen«, sagte ich laut.
    »Willst du nicht
erst parken?«, nuschelte sie, als sie merkte, wo wir waren.
    »Nein. Ich fahr
direkt zum
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