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Himmel über Tasmanien

Himmel über Tasmanien

Titel: Himmel über Tasmanien
Autoren: T McKinley
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beschädigen könnten. Sie wollte einfach nur weg – nach Hause kommen, die Haustür schließen, unter die Decke kriechen und den Anblick der beiden vergessen.
    Joe drehte nach dem Essen seine abendliche Runde über den Hof und prüfte, ob alles abgeschlossen war und die Pferde versorgt waren, als Bob um die Ecke gelaufen kam und ihn beinahe umrannte. »Hey, Mann, warum so eilig?«
    »Nichts«, stotterte Bob, offensichtlich eifrig darauf bedacht, weiterzukommen.
    Joe packte ihn am Kragen, zutiefst argwöhnisch. »Was hast du vor?«
    »Nichts«, wiederholte er und versuchte, sich seinem Griff zu entwinden. »Ich muss los«, quiekte er, »Dianne wartet auf mich mit dem Abwasch, bei dem ich ihr helfen soll.«
    »Der Abwasch kann warten«, erwiderte Joe angespannt. »Komm schon, Kumpel, dich hat doch der Hafer gestochen, und ich will wissen, worum es hier geht.«
    »Ihre Ma«, gab er zögerlich zu.
    Joe zog die Stirn kraus und ließ seinen Kragen los. »Was ist mit ihr?«
    »Sie bringt mich um, wenn ich’s Ihnen sage«, stammelte der Junge.
    »Ich bring dich um, wenn du’s nicht tust«, knurrte Joe. »Raus mit der Sprache, Junge, bevor mir der Kragen platzt.«
    »Ihre Ma hat mir gerade einen richtigen Rüffel verpasst, weil ich ihr gesagt hab, dass ich vorige Woche Lulu gesehen hab«, sagte er kläglich, »und dass sie heute wieder da war. Molly hat mir die Ohren langgezogen und gesagt, ich soll den Mund halten und Ihnen nichts sagen.«
    »Du lügst«, sagte Joe. »Das würde Mum nicht tun.«
    »Sehen Sie«, sagte Bob und zeigte ihm ein knallrotes Ohr.
    »Aber wenn Lulu hier gewesen wäre, dann wäre sie doch zu mir gekommen.« Er nahm den Jungen genau unter die Lupe. »Du lügst mich an, Bob, und ich will wissen, warum.«
    »Ich bin kein verflixter Lügner«, rief Bob. »Sie war heute hier. Das schwöre ich.«
    »Wann?«
    Bob zuckte mit den Schultern. »Ich weiß nicht, wie spät es war, aber sie blieb nur eine Minute.«
    Wortlos drehte Joe sich auf dem Absatz um, ließ den unglücklichen Bob stehen und stürmte zum Gehöft. »Ma? Wo bist du?«, brüllte er.
    »Was soll denn der Lärm?« Molly kam aus der Küche, die Hände in die Seiten gestemmt.
    »Warum hast du mir nicht gesagt, dass Lulu wieder da ist?«
    »Ich hatte keine Zeit, mir Gedanken um sie zu machen«, sagte Molly mit einstudierter Ruhe. »Und wenn schon?«
    »Was hast du ihr gesagt, als sie letzte Woche hier war?«
    »Vielleicht hab ich die Probleme erwähnt, die wir hatten«, murmelte sie vor sich hin, »aber sie ist mit mir einer Meinung, dass es besser wäre, das Hengstfohlen zu Simpson auf den Hof zu geben.«
    »Und heute? Hast du heute mit ihr gesprochen?« Joe hatte Mühe, ruhig zu bleiben.
    »Ich hab gesehen, wie sie den Wagen abgestellt hat, aber sie ist direkt zu den Ställen gegangen.« Sie ließ ihn nicht aus den Augen. »Sie hat nur gesehen, was uns allen in den letzten Monaten nicht entgangen ist. Ich vermute, deshalb ist sie nicht lange geblieben«, sagte Molly abwehrend.
    »Wovon zum Teufel sprichst du, Mum?«
    »Von dir und Eliza«, sagte sie zögernd. »Es ist doch offenkundig, dass ihr wie füreinander geschaffen seid. Ihr habt so vieles gemeinsam, und ich dachte, es sei nur eine Frage der Zeit, bis ihr …« Sie verstummte.
    »Und ich nehme an, du hast Lulu all diesen … diesen … Unsinn erzählt?«, fauchte er.
    Molly zuckte mit den Schultern, drehte sich um und ging wieder in die Küche. »Hör auf zu gaffen, Mädchen«, fuhr sie Dianne an, »und mach weiter mit dem Abwasch.«
    »Hast du Lulu davor gewarnt, dass Gwen noch immer nach ihr suchen könnte?«, fragte er ruhig.
    »Ich wüsste nicht, warum ich’s ihr hätte sagen sollen«, erwiderte Molly. »Gwen weiß wahrscheinlich nicht einmal, dass sie wieder hier ist, und ich bezweifle, dass sie das Risiko auf sich nehmen wird, hierherzufahren, während die Polizei sie überwacht.«
    Joe wollte schon etwas entgegnen, als er ein merkwürdiges Geräusch von der anderen Seite der Küche hörte. Er schaute hinüber und sah Dianne in der Ecke kauern. Ihre eigenartigen Augen schwammen in Tränen, mit jedem Atemzug schluchzte sie. »Was um alles in der Welt ist denn mit dir los?«
    »Ich hab es nicht gewollt«, brabbelte sie. »Tut mir leid.«
    Joe ging langsam auf sie zu, streckte die großen Hände nach ihr aus und redete mit leiser, einschmeichelnder Stimme auf sie ein, als wollte er ein aufgeschrecktes Fohlen beruhigen. Doch seine Haut war eiskalt, und die Angst hielt ihn umklammert.
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