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Himmel über Tasmanien

Himmel über Tasmanien

Titel: Himmel über Tasmanien
Autoren: T McKinley
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Geländewagen verstärkte ihre Sehnsucht nach ihm.
    Sie widerstand der Versuchung, auf direktem Weg nach Galway House zu fahren, und konzentrierte sich stattdessen darauf, ihre Kisten und Schrankkoffer sicher auf den Lieferwagen laden zu lassen sowie Anweisungen zu erteilen, wohin sie zu bringen waren. Sobald auch der Wagen, den sie in Melbourne gekauft hatte, ausgeladen war, warf sie ihre Reisetasche in den Kofferraum und fuhr nach Westen.
    Nach einem kurzen Halt in der Stadt, um die Schlüssel abzuholen und etwas zu essen einzukaufen, setzte sie ihre Fahrt höchst zufrieden fort. Die strahlende Sonne und der klare Himmel an einem perfekten Frühlingstag hießen sie willkommen – der Trost und die Wärme, die ihr seit Clarice’ Tod gefehlt hatten, kehrten zurück, als sie die ersten Blicke auf das funkelnde Meer werfen konnte.
    Die Küstenstraße war in ihrer Abwesenheit geteert worden, doch die Baumkronen bildeten noch immer einen wunderschön getüpfelten Rundbogen. Sie hielt vor dem Haus, das sie seit ihrer Kindheit geliebt hatte, stieg aus und lehnte sich an den Kühler. Das ältere Ehepaar, dem River View gehört hatte,lebte schon lange nicht mehr, und die neuen Besitzer hatten es immer wieder neu vermietet. Doch irgendjemand hatte nach dem Haus gesehen, denn die Farbe leuchtete in der Sonne, die Gärten waren voll bunter Blumen. Selbst der Rasen und die Araukarie waren grün.
    Mit wachsender Spannung stieß sie das Tor auf, ging langsam den Pfad hinauf und steckte den Schlüssel ins Schloss. Sie öffnete die Tür, trat ein und spürte, wie das Haus sie umfing. »Hallo, Haus«, hauchte sie. »Erinnerst du dich an mich? Weißt du noch, wie ich jeden Tag auf dem Weg zur Schule an dir vorbeigekommen bin?«
    Sie musste über ihre Albernheit lächeln und setzte zu einem Erkundungsgang an, denn obwohl sie das Haus gut kannte, war sie nie drinnen gewesen. Das Parterre bestand aus einem Empfangsraum zu beiden Seiten der Haustür mit Erkerfenstern, die über den Fluss blickten, sowie einer Küche, die in einen ummauerten Garten auf der Rückseite führte. Oben gab es drei Schlafzimmer und ein Bad. Alles war altmodisch und traurig vernachlässigt, trotz des gepflegten Gartens vor dem Haus.
    Sie ging ins größte Schlafzimmer, riss Fenster und Fensterläden weit auf und trat auf die Veranda. Sie hätte sich nie träumen lassen, dass sie jemals in diesem Haus wohnen würde, doch nun war sie da, schaute über den geschäftigen Fluss ans östliche Ufer, beobachtete die Möwen, die an einem lapislazuliblauen Himmel schwebten.
    »Danke, Mütterchen«, flüsterte sie, »du hast mir so viel geschenkt.« Blinzelnd unterdrückte sie die Tränen und schlang ihre Arme fest um die Taille. Jetzt war nicht die Zeit für Tränen oder Bedauern, sondern Zeit, anzuerkennen, dass Clarice immer bei ihr sein und auf sie achtgeben würde, wie sie es ihr Leben lang getan hatte.
    Sie drehte der Aussicht den Rücken zu und nahm denRaum in Augenschein. Die Möbel waren altertümlich, zu dunkel und schwer für ihren Geschmack, würden aber fürs Erste reichen. Die Wände waren in einem ungesunden Grün gestrichen, das verschwinden musste, und die Vorhänge waren von Motten zerfressen, aber sie hatte alle Zeit der Welt, um sich heimelig einzurichten, und wenn alles gut ging und der Besitzer zu überreden war, es ihr zu verkaufen, dann würde ihr River View eines Tages tatsächlich gehören. Mit entzücktem Grinsen eilte sie an den Wagen und holte ihre Reisetasche.
    Der Morgen verging schnell, nachdem die Männer ihre Kisten und Kästen geliefert hatten. Die Skulpturen und die kostbareren Gegenstände würden nach Weihnachten vom Festland herüberkommen, alle sorgfältig verpackt, um sie vor der rauen Überfahrt zu schützen, aber sie hatte bereits einen Plan, wo sie alles aufstellen würde. Sie stand mitten im Durcheinander aus Umzugskartons und Kisten und beschloss, vorerst nur das Nötigste auszupacken und sich mit dem Rest Zeit zu lassen.
    Gegen drei Uhr nachmittags war sie müde und schmutzig, ihr war heiß, und es gelüstete sie nach einem starken Getränk. Sie hatte das Bett frisch bezogen, Teppiche und Vorhänge ausgeschlagen, Fotos und Bücher auf Regale gestellt und ein paar Kleidungsstücke in den Schrank gehängt. Noch immer war viel zu tun, aber es musste warten.
    Küche und Bad waren antiquiert, und das Wasser schoss eine Weile in unberechenbaren rostigen Spritzern aus den Hähnen, bis die Leitungen durchgespült waren. Nachdem sie
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