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Himmel über Tasmanien

Himmel über Tasmanien

Titel: Himmel über Tasmanien
Autoren: T McKinley
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entschieden hätte, was sie damit anfangen wollte. Wealdon House nahm bereits ein neues Leben an, alle Schlafzimmer waren renoviert und bereit, Gäste aufzunehmen, das Esszimmer war für Vorträge und Lesungen hergerichtet, das Wohnzimmer mit tiefen Sofas und bequemen Sesseln ausgestattet. Lulus Arbeiten wurden aus dem Gartenhaus geräumt, die kleineren Stücke in Kisten verpackt, um als Frachtgut nach Tasmanien verschicktzu werden, die größeren in Berties Galerie eingelagert, bis sie sich niedergelassen hätte.
    Eine Woche bevor sie mit Sybilla nach New York reiste, nahmen sie an Dollys Hochzeit mit Jasper teil. Sie fand am letzten Augusttag in der prächtigen Ahnenkapelle statt, die seit einigen Jahrhunderten auf dem Anwesen der Carterets stand. Freddy nahm mit einer hübschen jungen Frau daran teil, die mehr als nur eine flüchtige Ähnlichkeit mit Dolly hatte, deren Verhalten aber wesentlich weniger exzentrisch war, und Lulu hatte den Verdacht, dass Dolly ihr absichtlich den Brautstrauß zugeworfen hatte.
    Am letzten Tag schlenderte Lulu durch Wealdon House und rief sich die Jahre ins Gedächtnis, in denen sie dort so glücklich gewesen war. Sie vergoss keine Tränen, denn in dem alten Haus lag Erwartung in der Luft, ein Wiedererwachen, als begreife es, dass es kurz vor einem Neuanfang stand – und obwohl an jeder Ecke Erinnerungen lauerten, wusste sie, dass sie diese auf ewig im Herzen mit sich tragen würde.
    Sybilla erwies sich als kenntnisreiche, erfahrene Reisende, als sie den Atlantik überquerten, und während ihres dreiwöchigen Aufenthalts zeigte sie Lulu auch New York.
    Lulu genoss den ganz eigenen Zauber einer solch pulsierenden Stadt, bestaunte die hoch aufragenden Gebäude und die rasenden, hupenden gelben Taxis und war begeistert von den üppigen Theaterinszenierungen und der Größe der Parks, den exklusiven Läden und Galerien. Doch trotz der New Yorker Gastfreundschaft und der Freude darüber, in dieser Stadt ausgestellt zu werden, waren Lulus Gedanken ausschließlich auf Tasmanien gerichtet – und auf Joe.
    Die Ausstellung war erfolgreich, und Lulu verließ New York mit Sybilla in der sicheren Erkenntnis, dass sie mit ihren Arbeiten mehr erreicht hatte, als sie je zu träumen gewagthatte. Doch ihre Zweifel, ob Joe sie nun liebte oder nicht, blieben.
    Während das Schiff der australischen Küste immer näher kam, hielt Lulu solche Gedanken im Zaum und schrieb ihm einen langen Brief, in dem sie ihm über den Zufluchtsort für Künstler schrieb, über New York und ihre Entscheidung, sich endgültig in Tasmanien niederzulassen. Sie erwähnte weder das Datum ihres Eintreffens noch Pläne für die Zukunft. Solcherlei Informationen konnten alles verbindlicher erscheinen lassen, als es gemeint war, daher behielt sie einen leichten, freundlichen Ton bei und gab ihm keinen Hinweis auf ihre Gefühle oder Erwartungen.
    Sie gab den Brief in Brisbane auf, und nachdem sie ein paar Wochen zu Besuch auf der Warrego-Farm verbracht hatte, reiste sie nach Melbourne, ging an Bord der Loongana und ließ sich nach Tasmanien übersetzen.

18
    E s war ein milder Frühlingsabend, und die Schatten wurden länger, während die Sonne langsam hinter den Bergen versank. Joe hatte sich für ein Bier zu Molly und Eliza auf die Veranda gesetzt, Dianne brühte Tee auf, und die Unterhaltung drehte sich wie üblich um Gwen und den Ärger, den sie in den vergangenen Monaten bereitet hatte.
    »Sie wurde gezwungen, wieder nach Poatina zurückzukehren, und wird sofort verhaftet, wenn man sie im Umkreis von zwanzig Meilen um Galway House herum sieht«, sagte Joe finster, »und da ihr letzter Überfall mindestens einen Monat her ist, gehe ich davon aus, dass es vorbei ist.«
    »Man sollte doch meinen, dass Arnie Miles etwas hätte tun können, um sie hinter Schloss und Riegel zu bringen«, sagte Molly verdrossen. »Das verflixte Weib ist eine Bedrohung.«
    »Er ist nur ein ortsansässiger Polizist, der seine Arbeit macht. Sie hat alles geleugnet, und ohne Beweise hatten sie nichts gegen sie in der Hand.«
    »Er konnte doch bestimmt sehen, dass sie gelogen hat?«, meldete sich Eliza zu Wort.
    »Ich gehe davon aus, dass Arnie Bescheid weiß«, sagte Joe und trank einen großen Schluck Bier. »Er wird dafür gesorgt haben, dass der Ranger in Poatina sie im Auge behält.«
    Molly schnaubte verächtlich. »Ihr ist es gelungen, hier einzudringen, ohne von jemandem gesehen zu werden – wer weiß, ob sie nicht wieder heimlich hier
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