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Himmel über Tasmanien

Himmel über Tasmanien

Titel: Himmel über Tasmanien
Autoren: T McKinley
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im Besitz der Familie gewesen, und sie fühlte sich dort sicher.
    Aber Sicherheit und heimelige Vertrautheit bargen ihre eigenen Gefahren. Sybilla würde im Anschluss an die Ausstellung in New York nach Brisbane zurückkehren, und sie wusste nicht, wie es ihr damit gehen würde, wenn sie nur noch Vera Cornish als Gesellschaft hätte. Die einzige Familie, die sie besaß, lebte am anderen Ende der Welt – so wie der Mann, den sie liebte.
    Dollys Worte hatten sie wachgerüttelt. Sie hatte schon einmal das Prickeln von Abenteuer verspürt – warum nicht wieder? »Weißt du, Dolly«, sagte sie mit tiefer Zuneigung, »es gibt Zeiten, in denen selbst du sehr viel Vernünftiges von dir gibst.«
    Eine Woche später löste Sybilla das Problem, was mit Wealdon House zu tun war. »Wenn du entschlossen bist, nach Tasmanien zurückzukehren, dann kannst du das hier unmöglich verkaufen«, sagte sie, als sie im Garten saßen und den Sommerabend genossen. »Die Familienbindungen müssen fortbestehen, daher schlage ich vor, du machst einen Zufluchtsort für Künstler daraus. Schriftsteller, Dichter, Maler und Bildhauer könnten zu Kursen hierherkommen oder einfach nur in Ruhe und Frieden arbeiten. Du kannst das Haus behalten, und falls es in Tasmanien nicht gut läuft, hättest du ein Zuhause, in das du zurückkehren könntest.«
    »Das ist eine hervorragende Idee«, sagte Lulu, »wieso bin ich nicht selbst darauf gekommen?«
    Sybilla schnaubte. »Du bist in Gedanken zu sehr mit Joe beschäftigt, vermute ich«, sagte sie weise. »Ich würde vorschlagen, du schreibst ihm und teilst ihm deine Pläne mit, aber behalte einen freundlichen und sachlichen Ton bei. Du hast keine Ahnung, was er für dich empfindet, und es hat keinen Zweck, ihn in die Enge zu treiben.« Lächelnd zündete sie sich die erste der beiden Zigaretten an, die sie sich jeden Tag erlaubte. »Ocean Child wird eine gute Gelegenheit für euch darstellen, um euch richtig kennenzulernen – was danach geschieht, liegt allein bei den Göttern.«
    Lulu nickte und dachte über ihren Ratschlag nach. »Wie verwandle ich das Anwesen hier in einen Zufluchtsort?«, fragte sie. »Wer soll es führen, sich darum kümmern, sicherstellen, dass kein Schindluder damit getrieben wird? Du weißt, wie Künstler sind, sie können sehr egozentrisch sein.«
    »Ich bin mir sicher, dass Bertie einen verarmten Künstler kennt, der die Gelegenheit, sich darum zu kümmern, mit Kusshand annimmt, und dann ist ja immer noch Vera da. Sie hat nichts, wohin sie gehen könnte, und hängt an dem Haus genauso wie du – sie wird einfach als Haushälterin hierbleiben.« Sie blies Rauch in die stille Luft. »Obwohl, wie sie mit einem Haufen eigenwilliger Künstler zurechtkommen wird, steht in den Sternen.«
    Lulu lachte. »Sie wird es genießen. Sie ist nichts lieber als verärgert.«
    »Dann hätten wir das erledigt. Sollen wir etwas darauf trinken? Gleichzeitig können wir Vera mitteilen, was wir geplant haben.«
    Vera starrte sie an, als wären sie verrückt geworden. »Davon verstehe ich nichts«, schnaubte sie, die Arme unter dem Busen verschränkt. »Wie man so hört, können Künstlertypen ganzschön wild sein.« Sie sah Sybilla mit ihrer üblichen Missbilligung an.
    »Ich verspreche, du wirst das letzte Wort bei der Wahl des Hausverwalters haben«, besänftigte Lulu sie. »Bitte sag, dass du es dir überlegst. Es wäre Clarice’ Wunsch gewesen, dass du bleibst.«
    »Ich denke drüber nach«, murmelte sie. »Und jetzt, wenn ihr nichts dagegen habt, geh ich zu meinem Bingo-Abend im Gemeindesaal, und der Vikar mag es nicht, wenn ich zu spät komme.«
    Die nächsten Wochen waren aufregend, aber emotional auslaugend. Lulu steckte dies alles mühelos weg, denn sie konzentrierte sich auf den Gedanken, nach Tasmanien und zu Joe zurückzukehren. Vera war mit der Hausverwalterin Phoebe Lowe einverstanden, mit der Lulu auf der Kunstschule befreundet war und die eine schwere Zeit durchmachte. Aber man konnte sich darauf verlassen, dass sie mit Bertie zusammenarbeiten würde, der die Buchhaltung überprüfen würde. Ein kleiner Teil von Lulus umfangreichem Erbe war einem jährlichen Stipendium für verarmte Künstler vorbehalten, die es sich sonst nicht hätten leisten können zu kommen, und es waren bereits viele Anfragen eingegangen.
    Am schlimmsten für Lulu war, Clarice’ persönliche Sachen einzupacken. Mit Vera zusammen nahm sie die Kisten und Kästen in Angriff und gab sie in ein Lager, bis sie
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