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Himmel über Tasmanien

Himmel über Tasmanien

Titel: Himmel über Tasmanien
Autoren: T McKinley
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stand Lulu das Bild von der Rennbahn deutlich vor Augen, und ihr fiel alles wieder ein, was dort im vergangenen November passiert war. Der Gedanke, dass Eliza bei ihm war, hätte sie nicht stören sollen, aber das tat es. »Wann werden sie zurückerwartet?«
    »Nächsten Dienstag«, antwortete Molly, »aber am Freitag fährt er mit ihr nach Melbourne, um zu sehen, wie sich Starstruck in seinem großen Rennen macht.« Sie lächelte, und Farbe stieg in ihr Gesicht. »Joe hat vor, ihn nächstes Jahr zum Melbourne Cup anzumelden, wenn er sich qualifiziert, und ich vermute, wir könnten den einen oder anderen Grund zum Feiern haben.«
    Lulu runzelte die Stirn und begriff nicht ganz.
    Molly beugte sich zu ihr. »Joe und Eliza sind sich in den vergangenen Monaten ziemlich nahegekommen«, vertraute sie ihr an. »Ich schätze, es ist nur eine Frage der Zeit, bis er sie fragt.« Sie legte den Kopf schief, ihre Augen wissend und hell wie ein Rotkehlchen. »Wäre es nicht schön, wenn wir einen Pokalsieger und eine Hochzeit in ein und demselben Jahr hätten?«
    Schreck und Schmerz waren beinahe zu viel, und Lulu floh so schnell wie möglich aus der Küche und eilte in den Hof. Joe und Eliza würden heiraten. Sie kam zu spät. Zu spät. Zu spät.
    Sie nahm kaum Charlies Begrüßung, die fröhlichen Zurufe von Bob und den anderen Jackaroos zur Kenntnis, als sie sich auf den Weg zu Ocean Childs Stall begab.
    Das Hengstfohlen erkannte sie und beschnüffelte sie, und während sie seinen Hals streichelte und seine Ohren kraulte, rannen die Tränen ungehindert über ihr Gesicht. Zerplatzte Träume waren schwer zu reparieren, und bis sie Joe getroffen und mit ihm gesprochen hatte, musste sie sich fest an die Hoffnung klammern, dass Molly sich geirrt hatte, dass alles nur Wunschdenken gewesen war.
    Aber wenn Ocean Child aufs Festland verlegt wurde und Joe Eliza heiratete, dann wäre die Zukunft, die sie für ihr neues Leben in Tasmanien geplant hatte, auf immer zerstört.
    Lulu hatte noch immer Kisten und Kästen auszupacken. Sie hatte die Lust verloren, das Haus heimelig herzurichten, und sie wusste, sie würde erst zur Ruhe kommen, wenn sie mit Joe gesprochen und genau erfahren hatte, wie die Dinge lagen.
    Von Unruhe getrieben verließ sie mittags das Haus und unternahm ihren täglichen Spaziergang am Strand. Die Möwen schrien über ihr, und die Bäume raschelten im auffrischenden Wind, die Brandung lief auf dem Sand aus und schlug gegen die Klippe. Das Dröhnen des Felsloches wurde begleitet von hohen Gischtfontänen, und der Strand leerte sich rasch, als Kinder, Picknicks und Decken eingesammelt wurden und man nach Hause eilte.
    Die Haare wurden ihr aus dem Gesicht gepeitscht, und sie konnte das Salz auf ihren Lippen schmecken, während sie die Wildheit der Natur in sich aufnahm. Das gefiel ihr. Es lag Musik darin.
    Sie stand auf dem Strand, betrachtete die Dünung des Meeres, hörte sein Rauschen und fühlte sich wie neugeboren und wiederbelebt – bereit, sich Joe zu stellen und allem, was die Zukunft für sie bereithielt. Sie wandte sich ab, ging zu ihrem Wagen und fuhr noch einmal nach Galway House.
    Sie stellte den Wagen hinter einem großen Lastwagen ab, den sie nicht erkannte, ging um das Gehöft herum und begab sich direkt auf den Hof. Sie vernahm Stimmen und den Klang von Hufen auf Pflastersteinen und wappnete sich innerlich für den ersten Blick auf Joe.
    Sie erstarrte, als sie um die Ecke zu den Boxen bog. Joe entfernte sich soeben vom Hof in Richtung Koppel und dem steilen Abhang, der hinunter zum Fluss führte. Er war nicht allein. Sein Arm lag um Elizas Schulter, sie hatte ihren um seine Taille gelegt. Er zog sie an sich – so nah, dass sie ihren Kopf an seine Schulter legte, und es war offensichtlich, dass sie alles um sich herum vergessen hatten.
    Lulu wollte sie nicht beobachten, aber irgendwie schien es ihr unmöglich, sich zu bewegen.
    An der Bergkuppe blieben sie stehen. Eliza schlüpfte in seine Umarmung, legte den Kopf an sein Herz, und seine Wange ruhte auf ihren Haaren. Seine Arme schlossen sich noch fester um sie und hielten sie fest, als wollte er sie nie wieder loslassen.
    Lulu ergriff die Flucht. Tränenblind hastete sie zum Wagen, und ihre Hände zitterten so stark, dass sie ihn kaum starten konnte. Sie schlug die Tür zu, legte geräuschvoll den Gang ein und raste aus der Einfahrt auf den Weg. Es machte ihr nichts, dass sie zu schnell fuhr oder dass die Schlaglöcher und Furchen ihren neuen Wagen
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