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Der rote Würfel

Der rote Würfel

Titel: Der rote Würfel
Autoren: Christopher Pike
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BASTEI-LÜBBE-TASCHENBUCH Band 74 010
    Erste Auflage: Dezember 1996 © Copyright 1995 by
Christopher Pike
All rights reserved
Deutsche Lizenzausgabe 1996 by Bastei-Verlag
Gustav H. Lübbe GmbH & Co., Bergisch Gladbach
Originaltitel: The Last Vampire 3: Red Dice
Lektorat: Karin Schmidt
Titelbild: Jan Balaz
Umschlaggestaltung:
Quadro Grafik, Bensberg
Satz: Digital-Offset-Druck
W. Steckstor, Bensberg
Druck und Verarbeitung:
Ebner, Ulm
Printed in Germany
    ISBN 3-404-74010-6
     
    1.
KAPITEL
    Ich bin ein Vampir. Blut macht mir nichts aus. Ich stehe sogar drauf. Selbst mein eigenes Blut anzusehen macht mir keine Angst. Was aber mein Blut bei anderen anrichtet – bei der ganzen Welt, um genau zu sein –, das jagt mir Schrecken ein. Gott hat mir einmal den Schwur abgenommen, keine neuen Vampire in die Welt zu setzen. Früher habe ich an Gott geglaubt. Doch mein Glaube ist in meinem langen Leben zu oft erschüttert worden. Ich bin Alisa Perne, die heute vergessene Sita, das Kind eines Dämonen. Ich bin das älteste lebende Wesen auf dieser Welt.
    Ich wache auf und befinde mich in einem Wohnzimmer, das den Geruch des Todes in sich trägt. Ich sehe, wie mein Blut durch eine dünne Plastikröhre in den Arm des FBI-Sonderagenten Joel Drake tröpfelt. Als er die Augen schloß, war er noch ein Mensch; jetzt lebt er das Leben eines Vampirs. Ich habe mein Versprechen gebrochen, das ich Gott Krishna gab. Dabei hatte Joel mich gar nicht darum gebeten, ihn zu einem Vampir zu machen. Im Gegenteil: Er hatte es mir verboten, hatte mich gebeten, ihn in Frieden sterben zu lassen. Aber ich habe nicht auf ihn gehört. Deshalb stehe ich nicht mehr unter Krishnas Schutz, nicht mehr in seiner Gnade. Vielleicht ist das ja auch gut so. Vielleicht sterbe ich ja bald. Vielleicht aber auch nicht.
    Ganz so leicht sterbe ich nämlich nicht.
Ich ziehe mir den Schlauch aus dem Arm und stehe auf. Vor meinen Füßen liegt die Leiche von Mrs. Fender, der Mutter von Eddie Fender, der ebenfalls tot ist und im Eisschrank am Ende des Flurs liegt. Bevor ich ihm den Kopf abschlug, war Eddie ein Vampir, und zwar ein sehr mächtiger. Ich steige über die Leiche seiner Mutter und mache mich auf die Suche nach einer Uhr. Beim Kampf gegen die Mächte der Dunkelheit muß mir meine Armbanduhr abhanden gekommen sein. Über dem Küchenofen tickt eine Uhr. Es ist zehn vor zwölf, und draußen ist es dunkel.
Ich war fast vierundzwanzig Stunden lang ohne Bewußtsein.
Joel wird bald aufwachen, und dann müssen wir los. Aber die Spuren meines Kampfes mit Eddie will ich dem FBI nicht zur Untersuchung überlassen. Ich habe gesehen, wie Eddie Yaksha, meinem Schöpfer, Blut abgenommen und für sich genutzt hat, und deshalb muß ich dieses widerliche Haus hier bis auf die Grundmauern zerstören. Ich habe einen feinen Geruchssinn und ein ausgezeichnetes Gehör. Die Kühlpumpe des riesigen Eisschranks hinten wird nicht elektrisch betrieben, sondern mit Benzin. Ich rieche Benzin auf der rückseitigen Veranda. Ich werde es hier überall hinkippen, Joel aufwecken und dann ein Streichholz anzünden. Feuer gefällt mir, obwohl es mich zerstören kann. Wer weiß: Wenn ich nicht Vampir geworden wäre, dann vielleicht Pyromane.
Das Benzin befindet sich in zwei Hundert-Liter-Stahltanks. Weil ich so kräftig wie zig Männer bin, fällt es mir nicht schwer, beide auf einmal anzuheben. Ich bin jedoch überrascht, wie leicht sie mir vorkommen. Bevor ich ohnmächtig wurde, schwebte ich zwischen Leben und Tod, so wie Joel. Jetzt aber fühle ich mich stärker als jemals zuvor. Es gibt auch einen Grund dafür. Bevor ich Yaksha im Meer begrub, gab er mir alles Blut, was er noch in den Adern hatte. Er gab mir seine Kraft, und erst jetzt wird mir klar, wie groß diese war. Trotzdem grenzt es an ein Wunder, daß ich Eddie besiegen konnte, denn Eddie hatte auch von Yaksha getrunken. Vielleicht ist mir Krishna ja ein letztes Mal zu Hilfe gekommen.
Ich bringe die Behälter ins Wohnzimmer. Eddies Leiche, seinen abgetrennten Kopf und selbst sein verkrustetes Blut hole ich aus dem Eisschrank. Ich bringe alles ins Wohnzimmer und bereite dort einen schönen Grillplatz vor. Dann nehme ich mir Couch und Tische vor und mache daraus Kleinholz. Brennholz, genauer gesagt. Das Geräusch bringt Joel dazu, sich zu rühren, er wacht jedoch nicht auf. Ob Joel wie mein geliebter Ray sein und sich sträuben wird, von Lebenden zu trinken? Hoffentlich nicht. Ich habe Ray mehr als alles andere geliebt, aber als
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