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Himbeereis mit Aussicht

Himbeereis mit Aussicht

Titel: Himbeereis mit Aussicht
Autoren: Natascha Artmann
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die Treppe zum oberen Stock hinauf gingen.
    * * *
    „Jetzt übertreiben die Mädchen aber wirklich ein bisschen“, schüttelte Thea den Kopf als sie sah, wie die durchwegs jungen weiblichen Gäste an der Fensterscheibe klebten.
    „Es ist doch noch gar nicht Zeit für das Training im Sportstudio“, wunderte sich Rosa.
    „Kann uns auch egal sein“, erklärte Thea, „die da drüben haben auf jeden Fall nichts, was wir uns noch einmal ansehen wollen!“
    Thea wollte ihre Freundin von der jetzt verstellten Aussicht auf das Studio ablenken. „Warum setzten wir uns nicht erst einmal in den Wintergarten, Rosa?“
    Thea hatte diese Frage an ihre Freundin zwar nicht besonders laut ausgesprochen, aber trotzdem wandten sich wie auf Kommando alle gaffenden Mädchen zu ihnen um. Neugier, Unmut, Neid und Ablehnung schlug ihnen entgegen.
    „Das ist so ungerecht!“, jammerte eines der Mädchen und sah die Freundinnen dabei böse an.
    Die hatten keine Ahnung was überhaupt los war und waren eigentlich schon dabei nach einem Platz im Wintergarten Ausschau zu halten. Was sie jedoch bleiben ließen, als sich die Mädchen von der Glasscheibe entfernten.
    Am Fenster des Sportstudios stand auf einem großen Banner, das über die ganze Breite des Studiofensters gespannt war, eine Nachricht.
     
    Ich habe mich wie ein Vollidiot benommen.
    Würdest du dich trotzdem zum Eis essen mit mir treffen, Rosa?
     
    Noch öffentlicher konnte man eine Nachricht nur verbreiten, wenn man einen Aufruf im Radio startete! Aber das hier reichte auch schon aus, um Rosa vollkommen sprachlos dastehen zu lassen.
    Thea erholte sich dagegen relativ schnell wieder und hielt dann auch nicht lange mit ihrer Meinung hinter dem Berg. „Jetzt spinnen die komplett!“
    Rosa sagte immer noch nichts. Wie hypnotisiert starrte sie auf die Nachricht, die so aussah, als würde sie ihr gelten. Aber wirklich sicher war sie sich da nicht. Ganz automatisch trat sie Schritt für Schritt näher an das Fenster heran, bis sie mit ihrer Nasenspitze fast die Scheibe berührte. Dabei las sie die Sätze wieder und wieder. Aber sicher, was damit gemeint sein sollte, war sie sich auch jetzt nicht.
    Thea hatte dieses Problem nicht. Sie wusste, dass diese Aktion ein weiterer Racheakt der Gegenseite sein sollte. Darum wollte sie Rosa so schnell wie möglich von diesem Anblick loseisen.
    „Sieh nicht hin, Rosa!“, forderte Thea ihre Freundin auf und fasste sie bei der Schulter, um sie wegzuziehen. Aber weit kam sie damit nicht. Denn hinter ihr stand jetzt ausgerechnet Paula mit ihren Freundinnen. Und auch sie hatten die übergroße Nachricht gelesen. Der Spott ließ nicht lange auf sich warten.
    „Ja, sieh dir das nicht an, Rosa“, schloss sich Paula Theas Worten auf hämische Weise an. „Das gilt sowieso nicht dir! Wer sollte einem halbblinden Mauerblümchen, das noch dazu zwanzig Pfund zu viel wiegt eine solche Nachricht schicken?“
    Paulas gemeine Worte standen nicht so lange im Raum, dass sich Rosa hätte verletzt fühlen können, denn hinter den Mädchen schaltete sich in diesem Augenblick eine Männerstimme in das Gespräch mit ein.
     

17
     
     
    „Sagst du ja?“, stellte Baddy die einzige Frage, die ihm in diesem Moment wichtig erschien. Er hatte die letzten Minuten verschiedene Phasen der Beschämung und der Schuld durchgemacht. Angefangen mit dem Gefühl zurückgewiesen zu werden, als Thea sagte, im Sportstudio gäbe es nichts, was sie beide interessieren würde. Gefolgt von einer tiefen Scham, als er merkte, dass seine Nachricht das Mädchen, das er beeindrucken wollte verunsicherte. Und zu Letzt war er wütend geworden, als diese fremden Mädchen auftauchten und sich so abfällig über Rosas Chancen bei Männern äußerten.
    Jetzt dazwischen zu gehen erschien ihm die einzig mögliche Lösung, auch wenn er sich angesichts der großen Zuschauerzahl vielleicht eine Abfuhr einhandeln würde. Aber zumindest behielt Rosa so ihren Stolz! Denn sie war diejenige, der ein junger Mann nachlief! Und das sollten ihr diese Mädels erst einmal nachmachen!
    Baddys Auftritt erzielte genau den richtigen Effekt. Die ganze Gruppe wandte sich zu ihm um und starrte ihn an. Was die Mädchen da zu sehen bekamen war doch sehr beeindruckend. Der Kerl, der sich hier einmischte bestand praktisch nur aus Muskeln. Und die hatte er durch die Wahl seiner Kleidung auch noch besonders herausgestrichen. Man sah ihm an, dass er jeden Tag trainierte, denn die Muskelberge unter seinem T-Shirt waren
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