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Hier, jetzt und vielleicht für immer

Hier, jetzt und vielleicht für immer

Titel: Hier, jetzt und vielleicht für immer
Autoren: Trish Milburn
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letzte Rest Widerstreben davor, Verantwortung für jemanden zu übernehmen, verflog, als David ihn auf dem Weg zur Haustür voller Angst und Zweifel anblickte. Der Junge brauchte jemanden, der sich für ihn einsetzte, und Adam war fest entschlossen, diese Pflicht zu übernehmen.
    Er ging zu ihm und nahm ihn bei der Schulter. „Keine Sorge. Ich bin immer für dich da. Tag und Nacht.“
    Er fing einen Blick von Sara auf, voller Bewunderung und Vertrauen in seine Worte. Sie hätte ihm kein größeres Geschenk machen können.
    Doch dann wandte sie sich ab, ohne sich zu verabschieden, ohne auch nur ein Wort zu äußern.
    „Denkst du an Adam?“
    Sara blickte von dem Topf mit Tomatensoße, in dem sie gerade rührte, zu Tana hinüber, die am Rahmen der Küchentür lehnte. „Eigentlich an David. Wie geht’s ihm?“
    „Ganz gut, wenn man die Umstände bedenkt.“
    „Er wird doch nicht zu seinem Dad zurückgeschickt, oder?“
    „Nein. Diesmal reichen die Beweise aus, um ihn in staatlicher Obhut zu behalten. Zum Beispiel seine Verletzungen.“ Die Vorstellung, was er nach der Rückkehr zu seinem Vater hatte ertragen müssen, quälte Sara noch immer, obwohl sie nichts dafür konnte.
    Tana trat zu ihr. „Hast du seit neulich mit Adam gesprochen?“
    Sara ließ etwas Salz in die brodelnde Soße rieseln. „Ich war anderweitig beschäftigt.“
    „Du hattest die letzten vier Tage so viel zu tun, dass du ihn nicht mal anrufen konntest?“
    „Er hat mich ja auch nicht angerufen“, konterte Sara mit bitterem Unterton.
    Tana starrte sie stumm an, als wäre ihr soeben das dümmste Geschöpf auf Erden untergekommen.
    „Was ist denn los?“
    „Du bist doch Detective. Finde es selbst heraus.“ Und damit machte sie auf dem Absatz kehrt und stürmte aus der Küche.
    Sara starrte ihr nach, bis die Soße überkochte und ihre Aufmerksamkeit auf den Herd lenkte. Sie murmelte einen Fluch vor sich hin, schnappte sich ein Geschirrtuch und schob den Topf von der heißen Platte.
    Jemand klopfte an die Tür.
    Tana ging öffnen. Auf dem Rückweg in ihr Zimmer rief sie mit funkelnden Augen in die Küche: „Da ist der Typ, der dich nicht angerufen hat.“
    Sara warf ihr einen strafenden Blick zu. Dieser Kommentar würde Folgen haben. Doch zuerst musste sie sich mit Adam auseinandersetzen – und mit ihrem Herzklopfen bei seinem Anblick. Sie musste sich eingestehen, dass er ihr fehlte und es ihr wehtat, dass er sich nicht gemeldet hatte.
    Andererseits hatte sie ihm beim Abschied nicht gerade vermittelt, dass sie von ihm zu hören hoffte. Vielleicht hatte sie sich geirrt und er wollte sich gar nicht aus dem Staub machen, sondern ihr nur Bedenkzeit geben.
    Wie angewurzelt stand sie da und beobachtete, wie er auf sie zukam. Selbst mit dunklen Schatten unter den Augen und unsicherem Ausdruck auf dem Gesicht sah er wundervoll aus. War es verrückt von ihr, dass sie nach allem, was in den letzten Tagen passiert war, mit dem Gedanken spielte, ihn am Hemd zu packen, an sich zu ziehen und stürmisch zu küssen?
    „Ich hätte angerufen, aber ich bin wohl eher der Typ, der unangemeldet hereinschneit.“ Seine Selbstironie klang halbherzig und aufgesetzt statt spontan wie früher.
    Ihr wurde warm bei dem Gedanken daran, wo sie gelandet waren, als er zum letzten Mal unangemeldet vorbeigekommen war. „Dass du dich meistens nicht an die Regeln hältst, ist nichts Neues.“
    Er schob die Hände in die Taschen seiner Kakihose. „Die Dinge ändern sich.“
    Sie neigte den Kopf zur Seite. „Inwiefern?“
    „Ich habe den ganzen Tag mit Ämtern verhandelt.“
    Ihr stockte der Atem. „Wie bitte? Warum …“
    „Ich weiß, dass du nicht verraten hast, wie lange David bei mir war. Sonst würde ich wohl nicht mehr als freier Mann herumlaufen.“
    „Wohl kaum. Aber mit wem hast du denn dann gesprochen?“
    „Mit der Kinderinteressenvertretung. Mit einer netten Lady, die für die Vergabe von Pflegschaften zuständig ist. Mit allen möglichen anderen Leuten, die sich mit bürokratischem Papierkram ihren Lebensunterhalt verdienen.“
    Sprachlos starrte Sara ihn an. Ihr wurde bewusst, dass er nicht mehr der verantwortungslose Müßiggänger war, den sie einst kennengelernt hatte. „Du willst David in Pflege nehmen?“
    „Das habe ich vor. Allerdings scheinen solche Dinge eine ganze Weile zu brauchen.“
    „Bist du dir sicher, dass du das auf dich nehmen willst? Nach allem, was David schon durchgemacht hat, wäre es nicht gut für ihn, ihm Hoffnungen zu
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