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Hier, jetzt und vielleicht für immer

Hier, jetzt und vielleicht für immer

Titel: Hier, jetzt und vielleicht für immer
Autoren: Trish Milburn
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dem Jungen sehen musste, sondern weil es vieles zu überdenken gab. Nicht zuletzt sein seltsames Gefühl der Zufriedenheit.
    Akzeptier es, Canfield. Es gefällt dir, dem Kind zu helfen. Dadurch fühlst du dich wieder menschlich.
    Er fluchte vor sich hin und wanderte auf die Veranda hinaus, um sich in die Dunkelheit der Nacht zu verlieren. Wenn er angestrengt lauschte, konnte er das Rauschen der Wellen in der Ferne hören. Es besänftigte ihn nicht an diesem Abend.
    Diesmal beabsichtigte er, die Polizei nicht einzuschalten. Was bedeutete, dass er Sara hintergehen musste. Doch er war fest entschlossen zu verhindern, dass David wieder in Reichweite seines Vaters kam.
    Selbst wenn ich ihn verstecken muss, bis er achtzehn wird. Selbst wenn ich Sara dadurch verliere.

10. KAPITEL
    Tana schlenderte auf die Polizeiwache und ließ sich stöhnend auf den Stuhl neben dem Schreibtisch fallen.
    Sara unterdrückte ein Schmunzeln. „Harter Tag?“
    „Endlos und langweilig. Kunst ist wegen einer blöden Wahlkampfveranstaltung ausgefallen.“
    „Oh, das ist ja eine Frechheit!“
    Tana streckte ihr die Zunge heraus, holte mehrere Schokoladeschachteln aus ihrem Rucksack und verteilte sie an die Polizisten, die sie bei ihr bestellt hatten. Dann kehrte sie zum Schreibtisch zurück. „Ich habe die Schachtel für Adam auch dabei. Können wir sie bei ihm vorbeibringen?“
    Sara nickte und fuhr ihren Computer hinunter. Sie hatte Adam in den letzten Tagen nicht gesehen, lediglich mit ihm telefoniert. Er wirkte nicht mehr wütend, aber doch distanziert, als ob er sie immer noch für Davids Rücksendung nach Hause verantwortlich machte.
    Das konnte sie durchaus verstehen. Trotzdem hoffte sie, dass es ihn nicht störte, wenn sie ihm die Süßigkeiten vorbeibrachten. Ihr lag viel daran, ihn persönlich zu sehen, um seine Gefühle an seinem Gesichtsausdruck abzulesen, nicht nur an seinem Tonfall am Telefon.
    Wie auf Stichwort klingelte der Apparat auf ihrem Schreibtisch. Sie nahm das Gespräch an und meldete sich mit Dienstgrad und Namen.
    „Hier ist Lara. Ein Glück, dass ich dich noch erwische! David Taylor ist wieder abgängig.“
    „Oh Gott! Wie lange?“
    „Anscheinend schon seit zwei Tagen, aber sein Vater hat nichts unternommen. Wir haben es nur erfahren, weil wir zu einer Nachkontrolle hingefahren sind.“
    „Warum hat sein Vater ihn nicht vermisst gemeldet?“
    „Er meint, dass der Junge die Mühe nicht wert sei und der Hunger ihn schon nach Hause treiben würde. Der Kerl ist echt unmöglich!“
    Sara biss die Zähne zusammen, um in Tanas Gegenwart nicht die Beherrschung zu verlieren. Während sie sich von Lara verabschiedete, fuhr sie den Computer wieder hoch.
    „Was ist denn los?“, wollte Tana wissen.
    „David Taylor ist wieder von zu Hause weggelaufen.“ Sara legte eine neue Akte an und verschickte die Vermisstenmeldung an ihre Kollegen. Dann schaltete sie den Computer wieder aus und ging mit Tana zu ihrem Auto.
    Ihr graute davor, Adam von der Sache zu erzählen. Zumal er befürchtet hatte, dass so etwas passieren könnte.
    Auf ihr Klingeln hin öffnete er ihnen unverzüglich die Haustür, bat sie jedoch nicht herein. Sara versuchte vergeblich, ihre Enttäuschung zu ignorieren.
    „Deine Pralinen sind gekommen“, teilte Tana ihm mit und übergab ihm die Schachtel.
    „Danke.“
    Einige Sekunden lang standen sie verlegen und schweigend in der Tür, bis Sara schließlich eröffnete: „David ist wieder weggelaufen.“
    Er wirkte nicht sonderlich überrascht. „Ich werde Ausschau nach ihm halten.“
    Sie fragte sich, warum seine Stimme so tonlos, so gefühllos klang. „Bitte tu das. Er könnte verletzt sein. Sein Vater würde uns das niemals sagen.“
    „Weil er ein Feigling ist“, verkündete eine Jungenstimme aus dem Haus.
    Sara blickte an Adam vorbei und sah David im Flur stehen.
    „Ich gehe nicht zu ihm zurück.“
    „Das musst du auch nicht. Dafür werde ich sorgen.“
    Adam entgegnete: „Du sollt keine Versprechungen machen, die du nicht halten kannst.“
    Sie sah ihm ins Gesicht und versuchte, den sensiblen Mann wiederzuerkennen, mit dem sie ins Bett gegangen war und der ihr seine niederschmetternde Vergangenheit anvertraut hatte. Es gelang ihr nicht.
    „Dürfen wir reinkommen?“, fragte sie schließlich. „Du weißt, dass ich nicht einfach wieder gehen kann.“
    „Ich will nicht, dass Adam Probleme kriegt“, warf David ein. „Ich hätte längst wieder abhauen sollen. Das hab ich ja gleich gesagt.“
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