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Hier, jetzt und vielleicht für immer

Hier, jetzt und vielleicht für immer

Titel: Hier, jetzt und vielleicht für immer
Autoren: Trish Milburn
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selbst nicht verstand, warum der Regierungsapparat manchmal so unergründlich arbeitete?
    Sekundenlang standen sie in bedrücktem Schweigen da, bis sie es nicht länger aushielt und fragte: „Wie hast du es herausgefunden?“
    „Ich habe David angerufen, weil ich heute freihabe und mit ihm fischen gehen wollte.“
    Etwas regte sich in ihrem Herzen. Weil Adam, der sich von anderen sonst so akribisch fernhielt, eine Verbindung zu diesem Kind eingegangen war und nun bitter enttäuscht wurde. „Es tut mir leid.“
    Der Zorn auf seinem Gesicht verrauchte ein wenig. „Ich weiß.“
    Sie wollte zu ihm gehen, ihn an sich drücken und seine Arme um sich spüren. Doch sie starrten einander nur reglos an.
    Schließlich wandte er sich zum Gehen. „Wir reden später. Ich bin momentan keine gute Gesellschaft.“
    „Okay.“ Sie nahm sich vor, ihm Zeit zu lassen. Das hatte schon einmal funktioniert. Sie konnte nur hoffen, dass es erneut der Fall war.
    Der Drang, nach David zu sehen und dessen Vater zur Rechenschaft zu ziehen, ließ Adam nicht los, so sehr er sich auch bemühte, sich auf andere Dinge zu konzentrieren. Mehrmals versuchte er, dort anzurufen, doch niemand meldete sich.
    Er sprach mit Sara und erfuhr, dass es ihr ebenso wenig gelungen war, Kontakt aufzunehmen. Natürlich machte er sie nicht wirklich für die Situation verantwortlich. Denn er wusste, wie die Befehlskette funktionierte und wie wenig Einfluss den niederen Rängen eingeräumt wurde.
    Nein, er machte sich selbst bittere Vorwürfe. Weil er wieder einmal jemanden im Stich gelassen hatte. Das schien zu seiner Lebensaufgabe geworden zu sein.
    Als er zwei Tage später von der Arbeit nach Hause kam, schlugen ihm würgende Laute entgegen. Er schlich sich zum Badezimmer, aus dem die Geräusche zu kommen schienen. Dort fand er im Dunkeln jemanden über die Toilette gebeugt. Er schaltete das Licht ein und stieß einen Fluch aus.
    David richtete sich mit einem Ruck auf. Panik lag in seinen Augen. Sein Gesicht war blass und schweißüberströmt.
    „Schon gut, ich bin’s nur.“ Adam befeuchtete einen Waschlappen und reichte ihn David. „Er hat dich wieder geschlagen?“
    „Ja.“
    „Der kann was von mir erleben!“, tobte Adam und wandte sich zur Tür.
    „Nein! Bitte nicht.“
    „Okay, schon gut, ich bleibe ja hier. Aber du brauchst einen Arzt. Dass du dich übergeben musst, kann auf innere Verletzungen hindeuten.“
    „Nein. Ich hab mir bloß irgendwas eingefangen.“ David lehnte sich an die Wand und schloss die Augen. „Das wird schon wieder. Sobald es mir besser geht, verschwinde ich.“
    „Kommt gar nicht infrage.“
    „Ich will dich nicht in Schwierigkeiten bringen, Mann.“
    „Das lass mal meine Sorge sein.“ Aufmerksam musterte Adam den Jungen. Er konnte keine Spuren von Misshandlung entdecken, nur dunkle Ringe unter den Augen und eine bleiche Gesichtsfarbe.
    Nachdem mehrere Sekunden verstrichen waren, ohne dass David sich weiter übergeben musste, stemmte er sich mit zitternden Armen von der Toilette hoch.
    „Du gehörst ins Bett.“ Adam half ihm, sich aufzurichten, und steuerte ihn ins Schlafzimmer.
    „Ich will dein Zimmer nicht.“
    „Du bist nicht in der Verfassung, um Widerstand zu leisten.“ Adam steckte ihn ins Bett und deckte ihn mit zwei zusätzlichen Decken zu. Dann holte er ein Glas mit frischem Wasser und stellte es auf den Nachttisch. „Unter Umständen musst du dich wieder übergeben, aber du musst viel trinken, damit du nicht noch mehr dehydrierst.“
    Als Antwort erhielt er nur ein schwaches Nicken.
    Er beugte sich vor und legte David eine Hand auf die Stirn. Sie fühlte sich feucht und ziemlich warm an.
    „Adam?“
    „Ja?“
    „Tut mir echt leid, dass ich hier eingebrochen bin. Ich wusste einfach nicht, wohin ich sonst sollte.“
    „Kein Thema. Du bist hier in Sicherheit. Diesmal kannst du dich darauf verlassen.“
    „Ich hab ihn geschlagen.“
    „Deinen Dad?“
    „Ja. Nicht schlimm, aber grade genug, dass ich abhauen konnte.“
    „Gut.“ Momentan war Adam nicht nach der Ermahnung zumute, dass man Gewalt nicht mit Gewalt beantworten sollte. Er war einfach froh, dass der Bastard eine Dosis seiner eigenen Behandlung erhalten hatte. „Schlaf jetzt.“
    Er verließ das Zimmer, schlenderte in die Küche und griff in den Kühlschrank nach einem Bier. Doch dann entschied er sich für eine Limonade. Es war zu befürchten, dass er in dieser Nacht nicht viel Schlaf bekommen würde. Nicht nur, weil er regelmäßig nach
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