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Heyne Galaxy 10

Heyne Galaxy 10

Titel: Heyne Galaxy 10
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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Konserven?«
    »Nein.«
    Die beiden traten vor die Maschine hin und verlangten Lachs, Forellen, Aal. Ohne Erfolg. Dann versuchten sie es mit Schweinesteak, Hammelbraten und Kalbfleisch. Doch die Maschine rührte sich nicht.
    »Ich glaube fast, mit unserem Roastbeef hat sie sämtliche Säugetiere zu den Akten gelegt«, sagte Arnold. »Das ist interessant. Auf diese Weise kommen wir vielleicht noch zu völlig neuen biologischen Gruppierungen …«
    »Und verhungern unterdessen«, brachte sich Gregor in Erinnerung.
    Arnold versuchte es mit Brathuhn, was ihm die Maschine augenblicklich zubilligte.
    »Heureka!« rief Gregor.
    »Verdammt!« brummte Arnold. »Ich hätte Truthahn verlangen sollen. Einen riesengroßen.«
    Ununterbrochen fiel der Regen auf Dennett IV, und dichter Nebel verdeckte das bunte Ostereiheck des Raumschiffes. Arnold saß über einigen Berechnungen, wahrend sich Gregor über den letzten Rest Sherry hermachte und erfolglos versuchte, der Maschine ein Faß Whisky abzulocken. Das kleine Brathuhn war längst verzehrt.
    Arnold schloß seine Kalkulationen ab und verkündete:
    »Es könnte funktionieren!«
    »Was könnte funktionieren?« fragte Gregor.
    »Das Spaßprinzip.« Arnold erhob sich und begann in der Kabine auf und ab zu gehen. »Die Maschine hat quasi-menschliche Eigenschaften, das ist klar. Sicherlich besitzt sie auch die Fähigkeit zu lernen. Man müßte ihr also beibringen können, daß auch das mehrmalige Herstellen des gleichen Gegenstands Spaß machen kann. Besonders natürlich die Produktion eines Teiles der Antriebskontrollen.«
    »Sollten wir auf jeden Fall versuchen«, stimmte Gregor zu. »Jedenfalls wissen wir jetzt, warum diese Maschine bei Joe, dem Altwarenhändler, gelandet ist und nicht auf dem Interstellaren Markt.«
    Bis spät in die Nacht hinein sprachen sie mit der Maschine. Arnold versuchte ihr mit beschwörenden Worten einzureden, welch Vergnügen es sei, immer wieder den gleichen Gegenstand zu erzeugen. Gregor dagegen sprach von der hohen Ethik, die bei der Produktion eines künstlerischen Gegenstandes zum Ausdruck komme, zu denen eben auch die fehlenden Teile der Kontrollen gehörten.
    Mit fast lyrischen Worten ließ sich Arnold über die Glückseligkeit aus, die eine Maschine empfinden müsse, wenn sie ständig identische Teile herstellte.
    Und, so fügte Gregor hinzu, Wiederholung sei ein philosophischer Begriff, der dem Bau und den Eigenschaften einer Maschine am ehesten entspreche. Die Wiederholung, die man in diesem Zusammenhang der Schöpfung gleichsetzen könne, nähere sich hierbei der Anthroposophie, die – auf Maschinen angewendet – Vollkommenheit bedeute.
    Durch Klicken und Lichtsignale zeigte die Maschine an, daß sie sich kein Wort entgehen ließ. Und als Dennetts dunstige Dämmerung heraufzog, drückte Arnold auf den Knopf und verlangte mit zitternder Stimme das fehlende Teil.
    Die Maschine schwieg. Ihre Lichter flackerten in unsicherem Rhythmus, ihre Zeiger jagten sich im Kreis. Die mattschimmernden Röhren schienen Zweifel auszudrücken.
    Noch einmal klickte es, die Lade erschien – und mit ihr das gewünschte Ersatzteil für die Kontrollpaneele.
    »Es hat geklappt!« brüllte Gregor und hieb seinem Partner auf die Schulter.
    Hastig erneuerte er seine Bestellung, doch die Maschine schien sich inzwischen darüber klargeworden zu sein, wie sie sich verhalten sollte. Sie verweigerte die Produktion.
    »Was stimmt denn jetzt wieder nicht?« fragte Gregor.
    »Merkst du's denn nicht?« fragte Arnold niedergeschlagen. »Sie hat's bloß mal ausprobiert, für den Fall, daß sie etwas versäumte. Aber es hat ihr keinen Spaß gemacht.«
    »Eine Maschine, die etwas gegen die Massenproduktion hat«, erregte sich Gregor. »Das ist unmenschlich.«
    »Im Gegenteil«, bemerkte Arnold unglücklich. »Es ist nur zu menschlich.«
    Inzwischen war es wieder Zeit zum Essen geworden, und die beiden Partner mußten ihr gesamtes gastronomisches Wissen zusammenzukratzen, um wenigstens etwas Eßbares von der Maschine zu bekommen. Eine Gemüseplatte stellte noch keine besondere Schwierigkeit dar; allerdings war sie auch nicht sonderlich ergiebig. Auch einen Laib Brot lieferte die Maschine, Kuchen dagegen nicht. Milchprodukte jeder Art fielen ebenfalls weg, da sie sich schon einmal Käse bestellt hatten.
    Schließlich gelang es ihnen nach einer Stunde, der Maschine ein Pfund Walsteak zu entlocken. Offensichtlich war sie sich nicht im klaren, zu welcher Kategorie der Wal zu zählen
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