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Heyne Galaxy 06

Heyne Galaxy 06

Titel: Heyne Galaxy 06
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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die Glieder, die schon müde geworden waren. »Ihr seid beide sehr hübsch und süß, aber ich muß wieder mal…«
    »Ach, bitte«, bat die Brünette und fiel ihm zu Füßen, »wenn du bleibst, werden wir ein Fest veranstalten, mit Champagner und allen Freuden, nach denen es dich gelüstet. Wir werden die anderen Mädchen holen, und ich werde für dich tanzen …«
    »Tut mir leid, Daphne.« Ihm war der Name endlich wieder eingefallen. »Aber die Mädchen sind auch nicht viel mehr als Illusionen. Und wenn mir das so vorkommt, dann wird es Zeit, daß ich gehe.«
    »Nein!« Cecily begann heftig zu schluchzen. »Wenn du uns verläßt, dann ist es so, als ob … als ob man uns abschaltet, als ob wir tot wären.«
    Diese Worte machten Dandor etwas traurig, denn in gewissem Sinn hatte das Mädchen recht. Wenn er ging, dann war es wirklich so, als existierte sie nicht mehr. Sie nicht und ihre Freundinnen nicht. Aber er konnte es nicht ändern. Er fühlte in sich das Drängen, und er konnte ihm nicht widerstehen. Es wurde Zeit, in die andere Welt zurückzukehren.
    Er überflog noch einmal mit einem letzten Blick den unbeschreiblichen Luxus seines Palastes, die Schönheit seiner jungen Frauen, genoß noch einmal die wohltuende Wärme der durchs Fenster fallenden Sonnenstrahlen – und dann versank alles im Nichts.
    Als er aus dem Illusionator trat, hörte er sofort den heulenden Sturm. Die Kälte biß in seine Glieder. In seinen Ohren war eine keifende Stimme – die Stimme seiner Frau. Sie schrie ihn an:
    »Bist du endlich wieder da? Es ist auch höchste Zeit, daß du aus deinem verdammten Kasten kommst. Du nutzloser, fauler Kerl!«
    Da war er also wieder auf Nestrond, der kältesten und ungemütlichsten Kolonialwelt des Universums. Wie oft hatte er sich schon vorgenommen, nie mehr hierher zurückzukehren, aber er kam trotzdem immer wieder. Zurück zu Nona, seiner Frau.
    »Du warst lange genug fort«, fuhr sie ihn wütend an. Sie war hochgewachsen, knochig und hatte schwarzes Haar. Ihre Zähne waren gelb und so häßlich wie ihr Gesicht. Neben ihr wären Cecily und die anderen Mädchen Göttinnen gewesen. »War höchste Zeit, Dandor. Die Eiswölfe wagen sich immer weiter vor. Du mußt gefrorenes Moos für unser Feuer holen.«
    Dandor stand unbeweglich da und hörte sich ihre Predigt an. Was er nicht alles tun sollte …! Warum bat sie nicht einen ihrer Freunde unten bei den Minen darum? Er wußte genau, daß sie nicht allein gewesen war, während er sich in der anderen Welt aufhielt. Nona war genauso untreu wie häßlich. Und da auf diesem Planeten zwanzig Männer auf eine Frau kamen, besaß sie genug Gelegenheit, seine Abwesenheit auszunutzen.
    »… außerdem muß der Stall ein neues Dach haben.« Als er nicht sofort antwortete, kam sie ganz dicht an ihn heran und brüllte: »Hast du mich verstanden, du Taugenichts? Es gibt Arbeit!«
    »Ja, ich habe verstanden«, murmelte er.
    »Dann steh nicht 'rum wie ein Idiot! Setz dich hin und iß dein Frühstück. Und dann 'ran an die Arbeit!«
    Das »Frühstück« bestand aus einem übelschmeckenden Brei und einer lauwarmen Flüssigkeit, die nicht einmal nach Wasser roch. Dandor wäre fast übel geworden, aber er zwang sich, das Zeug herunterzuwürgen. Dann zog er den Thermoanzug an und warf die Felle über die Schultern. Als er zur Tür ging, hielt Nona ihn zurück.
    »Du Dummkopf!« Sie nahm die Gesichtsmaske vom Tisch und warf sie ihm nach. »Willst du dir die Nase abfrieren?«
    Er setzte die Maske schnell auf, ehe Nona sehen konnte, wie wütend er war. Er verließ die Hütte und stand draußen im Eissturm. Schneekristalle wirbelten vor seinen Augen.
    Nestrond! Herrgott, warum ausgerechnet Nestrond?
    Fast mit Bedauern dachte er an die Wärme in der Hütte zurück, während er die weiße und kahle Landschaft überblickte. Er dachte an den schwarzen Kasten, den man Illusionator nannte. Wenn er ihn betrat, hatte das hier alles ein Ende. Dann war er …
    Aber nein, er konnte jetzt nicht. Hier war noch zuviel zu tun. Er schulterte die schwere Axt und marschierte quer über die Eiswüste in Richtung der alten Waldsenke davon, wo sich das gefrorene Moos befand.
    Den ganzen Vormittag arbeitete er. Trotz der Maske war jeder Atemzug eisig und schmerzhaft. In seiner Brust hörte das Stechen nicht mehr auf. Einmal brach die Sonne für wenige Augenblicke durch die Wolkendecke. Er sah, daß sie senkrecht über ihm stand. Da packte er die Moosbündel zusammen, warf sie über die Schulter und
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