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Heyne Galaxy 06

Heyne Galaxy 06

Titel: Heyne Galaxy 06
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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einspringen.
    Er stand auf und rückte den Rock zurück. Konnte ja sein, daß er auf den Korridoren einem höheren Offizier begegnete. Er verließ die Messe und machte sich auf den Weg zu seiner Kontrollkabine, von wo aus er den Jagdgleiter fernlenkte.
    Er begegnete nur einem einzigen Menschen – einer Frau. Sie war eine der Wissenschaftlerinnen. Er grüßte sie, wie die Vorschrift es verlangte, aber sie ignorierte ihn und ging weiter.
    Alex kam plötzlich die bittere Erkenntnis, daß diese Frau mit dem Pferdegesicht wahrscheinlich eine der letzten Frauen überhaupt war. Mit ihrer Hilfe würde man eines Tages versuchen müssen, das Geschlecht der Menschen nicht aussterben zu lassen. Kein erfreulicher Gedanke. Ob sich die regierenden Schichten schon darüber den Kopf zerbrochen hatten? Und wenn, dann sollten sie besser gleich damit anfangen, schon hier auf dem Mond. Das weibliche Personal zählte auch nicht mehr zu den Jüngsten.
    Er mußte durch das Zimmer des diensthabenden Offiziers, bei dem er sich meldete. Er bekam seine Anordnungen, die mit denen von gestern identisch waren. Wieviel Gleiter sind heute wohl im Einsatz? dachte er. Er war keinem Piloten begegnet in der Messe. Die Comics würden über den Angriff auf den Stützpunkt in der Antarktis wütend sein und versuchen, sich zu rächen.
    Er zog die Jacke aus und hing sie an den Haken, dann setzte er sich in den Kontrollsessel vor die Bildschirme, Feuerknöpfe und Steuereinrichtungen. Noch während er den Jagdgleiter übernahm, der fern vom Mond um die Erde kreiste, entsann er sich des langwierigen Trainings, das er damals absolviert hatte. Er hätte nie daran gedacht, daß seine Hauptaufgabe einmal darin bestehen würde, das letzte menschliche Leben auf der Erde auszulöschen.
    Sekunden später hatte er den Gleiter unter Kontrolle und ließ ihn zur Erde hinabstürzen.
    Eine Stunde lang kreuzte er über Südeuropa, bis er endlich wieder zu der Stelle kam, an der er gestern die Kuh aufgespürt hatte. Er zweifelte nicht daran, daß er das Tier wiederfinden würde.
    Und richtig … das war sie! Der Wärmeanzeiger schlug aus.
    Er schaltete die Bildvergrößerung ein. Da unten lag die Waldlichtung – ganz deutlich. Der Gleiter sank tiefer. Er ließ die kleine Wiese nicht aus den Augen und achtete zu wenig auf die anderen Bildschirme. So kam es, daß er den Angriff von der Seite her übersah. Ein glühender Feuerball raste plötzlich wenige hundert Meter entfernt an dem Gleiter vorbei.
    Er handelte ganz automatisch, als er den Gleiter hochriß und die Höchstgeschwindigkeit einschaltete. Gleichzeitig warf er einen Blick auf die anderen Schirme, um den Angreifer zu entdecken. Der Strahlenindikator zeigte grünes Warnlicht. Eine Sirene heulte.
    Ein besonders guter Kämpfer war der Gegner nicht, sonst würde der Jagdgleiter längst nicht mehr existieren. Er hatte erst einen Schuß abgegeben, und der war danebengegangen.
    Alex entdeckte ihn auf einem der Schirme. Natürlich, ein Einmann-Jäger.
    Es war ihr gewaltiger Vorteil gegenüber den Comics, daß sie mit unbemannten Gleitern kämpften, während der Feind immer noch einen Piloten benötigte, um einen Jäger zu steuern. Wenn ein Flugzeug der Comics abstürzte, starb der Pilot. Die Jagdgleiter aber konnten ruhig von den Comics abgeschossen werden – niemand würde dabei den Tod finden. Sie wurden vom Mond aus ferngesteuert – und sie gingen kein Risiko ein, wenn sie angriffen. Der Luftkrieg hatte neue Formen angenommen und war nicht mit jenen Tagen zu vergleichen, in denen die alten Fokker-Einsitzer über der Westfront starteten.
    Alex besaß eine Menge Erfahrung. Schon zu Beginn der Verfolgung wurde ihm klar, daß der Pilot des feindlichen Jägers auf dem Rückflug zum Satellitenstützpunkt war. Er flog unachtsam. Offensichtlich war er bereits erschöpft. Nur so waren seine langsamen und teils unlogischen Reaktionen zu erklären. Für gewöhnlich verhielten sich die Piloten der Comics anders. Sie griffen rücksichtslos an. Und sie hatten auch einige Vorteile gegenüber den kleineren Jagdgleitern. Ihre Feuerkraft war stärker und der Vorrat an Munition größer. Außerdem hatten sie zwei Atomraketen dabei, mit denen sich eine kleine Stadt ohne weiteres vernichten ließ.
    Trotzdem begann Alex zu schwitzen. Er war Hunderttausende von Kilometern vom Schauplatz des Zweikampfs entfernt, aber das vergaß man nur zu leicht. Nur im Unterbewußtsein triumphierte die Gewißheit, unverwundbar zu sein. Es war ein Gefühl,
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