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Heyne Galaxy 06

Heyne Galaxy 06

Titel: Heyne Galaxy 06
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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Medikamente mehr, aber Feuer tut's auch. Helfen Sie mir."
    Bevor die Eisen glühend wurden, erwachte Dandor wieder.
    Nona warf ihm einen Blick zu. Es war so, als hätte sie ihm gesagt: in den schwarzen Kasten kommst du mir nie mehr, Faulpelz. Jetzt bleibst du bei mir, für immer. Du gehörst mir …
    Aber sie würde ihn nicht davon abhalten können – sie nicht. Warum überhaupt war sie so häßlich zu ihm? Warum eigentlich? Hatte sie wirklich einen Grund dazu?
    Der Illusionator! Er konnte ihn deutlich in der Ecke stehen sehen.
    Gleich waren die Eisen glühend. Der Schmerz würde dann noch schlimmer werden – noch viel schlimmer. Er wartete, bis Nona und der Arzt das Feuer neu schürten, dann rollte er sich leise vom Tisch und ließ sich auf den Boden nieder. Auf einem Bein und zwei Händen kroch er quer durch die Hütte zu dem schwarzen Kasten. Er ließ eine Blutspur hinter sich zurück. Der Schmerz wurde unerträglich, aber er wußte, daß im Illusionator alles vorbei sein würde.
    Er kam vor dem Kasten an, ohne daß seine Flucht bemerkt wurde. Er legte die rechte Handfläche auf den Sensor. Die Automatik erkannte ihn sofort. Die Tür öffnete sich. Hinter ihm schrie Nona auf, während er sich in den Kasten hineinfallen ließ.
    Hinter ihm schloß sich die Tür.
    Nestrond versank.
    Als er die Augen wieder öffnete, sah er als erstes die hellen Sonnenstrahlen durchs Fenster fallen. Er spürte die Wärme. Dann erst blickte er in die Augen seiner hübschen, jungen Frauen.
    »Oh, Dandor, Liebling!«
    Cecily schlang ihre weichen Arme um ihn und küßte ihn.
    »Du bist schon wieder zurück, Liebster?« flüsterte Daphne glücklich.
    »Wie froh wir sind, dich wieder bei uns zu haben«, sagte die rothaarige Terri, und ihre Zwillingsschwester Jerri nickte eifrig.
    »Ich bin bestimmt am glücklichsten«, versicherte Dandor und sah hinab auf seine beiden gesunden Beine, in denen kein Schmerz mehr zu spüren war. »Ihr glaubt ja nicht, wie froh ich bin, wieder bei euch zu sein, meine Lieblinge.«
    Der Illusionator hatte nicht versagt. Er hatte ihn in die Welt der Illusionen gebracht, dann wieder in die Welt der Realität – ganz wie er es wünschte.
    Dandor richtete sich auf. Hier war er, im Jahr 22 300, zweihundert Jahre nach der großen Seuche. Einer Seuche, die fast alle Männer dahingerafft hatte, so daß nur wenige Tausend übrigblieben. Übrigblieben in einer Welt der Frauen, deren einziger Lebenszweck es war, Männer glücklich zu machen und ihnen zu dienen.
    Es gab Männer, die ein solches Leben nicht aushielten. Der Überfluß zehrte sie auf. Sie wurden krank und starben. Für die restlichen verdoppelten sich die Freuden und Anstrengungen.
    Da wurde der Illusionator erfunden. Mit seiner Hilfe konnte sich jeder Mann seine eigene Phantasiewelt erschaffen, und sie wurde echte Wirklichkeit. Es gab Männer, die sich exotische und noch glücklichere Welten schufen, aber wenn sie zurückkehrten, fanden sie erst recht keine Befriedigung in der Wirklichkeit.
    Dandor war weise gewesen. Sein Illusionator versetzte ihn in eine Welt des Grauens, in eine eisige und furchtbare Welt, die er Nestrond genannt hatte.
    Dandor hatte die große Wahrheit gefunden.
    Was war schon ein Paradies in der Wirklichkeit, wenn man nichts hatte, mit dem es sich vergleichen ließ?
    Wie konnte ein Mensch den Himmel genießen, wenn er nicht ab und zu in der Hölle war?
    In der Hölle des Illusionators …
     
    ENDE
     
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