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Heyne Galaxy 06

Heyne Galaxy 06

Titel: Heyne Galaxy 06
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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marschierte zur Hütte zurück.
    Nona stellte ihm eine Blechschüssel mit dünner Suppe hin und legte ein Stück trockenes Brot dazu. Schweigend aß er, um danach wieder hinauszugehen und hinter der Hütte eine neue Senkgrube auszuheben.
    Als es dunkelte, schmerzten Dandors Rücken und Füße. Er konnte sich kaum noch bis zum Hütteneingang schleppen. Dabei hatte er kaum zwanzig Zentimeter tief gegraben. Nur noch ein einziger Gedanke beherrschte ihn: hinlegen und schlafen!
    Kaum hatte er nach dem frugalen Abendessen die Augen geschlossen, als ihn ein fürchterliches Heulen aus dem ersten Schlummer schreckte.
    »Was … was war denn das?«
    »Eiswölfe, du Narr!« keifte Nona. »Sie haben Hunger. Geh und vertreibe sie!«
    Dandor stand auf und schwankte zu seinen Kleidern. Immer wieder heulten draußen die Raubtiere. Er nahm sein Lasergewehr vom Haken und stolperte zur Tür.
    »Sei nicht so langsam«, fauchte seine Frau wütend.
    Dann stand er draußen in der Finsternis, das Gewehr in der einen und eine Taschenlampe in der anderen Hand. Er sah die Eiswölfe sofort. Es waren zwei, und sie hatten sechs Beine. Der eine stand auf den vier Hinterläufen und riß mit den beiden vorderen riesige Splitter aus der Holzwand des Stalles.
    Dandor konnte die ängstlichen Schreie der eingeschlossenen Tiere deutlich hören.
    Er hielt das Gewehr schußbereit und stampfte durch den Schnee. Der Eiswolf hörte ihn. Seine roten Augen schienen Feuer zu sprühen, als er den Kopf in seine Richtung wandte. Dann raste er in gewaltigen Sprüngen auf den Störenfried zu.
    Dandor hatte keine Zeit mehr, das Gewehr hochzureißen. Er feuerte aus der Hüfte, und der feine Energiestrahl traf das Raubtier in die Schulter.
    Aber das genügte noch nicht. Noch während der riesige Körper an ihm vorbeiflog, feuerte er ein zweitesmal. Diesmal traf er den Kopf.
    Aber er hatte den zweiten Wolf vergessen.
    Er erinnerte sich erst daran, als er von hinten angesprungen und mit voller Wucht zu Boden geworfen wurde. Er schrie auf, als sich scharfe Krallen in seinen Oberschenkel bohrten. Die Taschenlampe lag irgendwo im Schnee, aber das Gewehr, mit einem Riemen am Gürtel befestigt, war noch da. Er fand den Abzug. Der Schuß riß dem Wolf ein Bein weg. Das Tier heulte und sprang auf. Dandor konnte endlich zielen. Diesmal traf er richtig.
    Auch der zweite Wolf war tot.
    Aber Dandor wurde bewußtlos.
    Als er wieder zu sich kam, lag er auf dem Tisch in seiner Hütte. Nona und ein fremder Mann beugten sich gerade über ihn.
    »Da hast du dich in eine schöne Lage gebracht«, fuhr Nona ihn ärgerlich an. »Kannst du denn nicht aufpassen?«
    »Sieht so aus, als müßten wir ihm das Bein abnehmen«, sagte der Fremde.
    »Sind Sie Arzt?« fragte Dandor heiser.
    »Der einzige hier.«
    »Die Schmerzen … haben Sie nichts gegen die Schmerzen?«
    »Ich habe Ihnen schon mein letztes Morphium gegeben. Auf der Erde könnte ich Ihr Bein vielleicht retten, aber hier …«
    Er machte eine hilflose Geste.
    In dem Bein wühlte ein unerträglicher Schmerz. Dandor verlor fast wieder die Besinnung. Er sah ein Lächeln auf Nonas Lippen, als sie den Arzt fragte:
    »Ohne Morphium wird es ganz hübsch weh tun, Doktor, wenn Sie ihm das Bein abschneiden, nicht wahr …?«
    »Ich habe noch etwas Whisky im Wagen. Den hole ich.«
    Er verschwand aus der Hütte. Nona beugte sich über Dandor.
    »Es wird weh tun, Liebling. Aber nicht weher als mir, wenn du in deinem verdammten Kasten verschwindest und mich hier allein läßt.«
    »Habe ich dir damit weh getan? Das ist doch nicht wahr …« Er wollte ihr sagen, daß man ihr überhaupt nicht weh tun konnte – ihr nicht! Aber dann verzichtete er darauf. Er hatte jetzt genug mit sich selbst zu tun.
    »Mit nur einem Bein kannst du allein nicht mehr in den Kasten«, sagte sie hämisch. »Du wirst immer bei mir bleiben müssen. Immer!«
    »Nona, das verstehst du nicht. Ich …«
    Ehe er ihr alles erklären konnte, kam der Arzt mit dem Whisky zurück. Er reichte ihm die noch halbvolle Flasche.
    »Trinken Sie das, aber schnell.«
    Dandor trank, bis kein Tropfen mehr in der Flasche war. Viel half es nicht. Dann begann der Arzt seine Instrumente auszupacken. Ohne Zögern machte er sich an die Arbeit. Dandor schrie, bis er glaubte, der Schädel müsse ihm zerplatzen. Bevor er endgültig das Bewußtsein verlor, hörte er den Doktor noch sagen:
    »So, das hätten wir. Nun müssen wir den Stumpf noch ausbrennen, sonst verblutet er uns. Leider habe ich keine
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