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Heyne Galaxy 06

Heyne Galaxy 06

Titel: Heyne Galaxy 06
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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daß der feindliche Pilot nicht kannte. Der wußte, daß er um sein Leben kämpfte.
    Wenn Alex den Zweikampf verlor, erhielt er höchstens einen Verweis.
    Der Feind erhielt nicht einmal ein Grab.
    Für den Bruchteil einer Sekunde erschien der Jäger im Fadenkreuz des Zielschirms. Alex drückte auf den Auslöseknopf des Miniraketenwerfers. Eine Sekunde später schloß er geblendet die Augen.
    Treffer …?
    In weitem Bogen kehrte er zurück und drosselte die Geschwindigkeit. Er starrte auf die Bildschirme. Noch nie in seinem Leben hatte er einen beschädigten Jäger der Comics gesehen. Gewöhnlich detonierten sie nach einem Treffer wie eine Atombombe.
    Dieser jedoch stürzte zur Erde hinab, fing sich wieder und ging in einen Gleitflug über.
    Alex folgte ihm und ging ebenfalls tiefer.
    Er mußte sich zweifach entscheiden. Er besaß nur noch eine Minirakete und durfte sie auf keinen Fall verschwenden. Auf der anderen Seite mußte der feindliche Pilot unter allen Umständen getötet werden, denn Soldaten waren knapp. Auch beim Gegner. Nun konnte es aber auch sein, daß der Gegner sich wehrte. Alex wußte nicht, ob er bewußtlos war oder nur darauf lauerte, daß er eine Chance erhielt. Die Explosion der Rakete mußte empfindliche Geräte zerstört haben, anders war der Absturz nicht zu erklären. Der unbekannte Faktor war der Pilot.
    Alex näherte sich vorsichtig. Der feindliche Jäger glitt tiefer, fing sich erneut ab und setzte hart auf der Waldlichtung auf, die Alex von der Kuh her noch bekannt war. Das war natürlich reiner Zufall.
    Er sank tiefer und verringerte weiter die Geschwindigkeit. Vielleicht war der Pilot doch tot oder wenigstens bewußtlos. Das wäre ein Erfolg, denn dann wäre es ihm gelungen, ein feindliches Kampfflugzeug fast unbeschädigt zur Landung zu zwingen. Wenn die Comics in ihrem Super-Sputnik dahinterkamen, würden sie das ganze Gebiet hier mit einer Atomrakete vernichten.
    Die Techniker auf der Mondstation hatten noch nie Gelegenheit erhalten, einen feindlichen Jäger zu kapern und zu untersuchen. War das der Fall, entdeckten sie vielleicht etwas, das dem Krieg eine entscheidende Wendung gab.
    Aber Alex freute sich zu früh.
    Noch während er damit beschäftigt war, seinen Gleiter zur Lichtung hinabzusteuern, sah er eine Gestalt aus dem abgestürzten Jäger klettern und über die Wiese auf den Waldrand zulaufen. Gleichzeitig begann der Jäger zu glühen und sich aufzulösen. Der Pilot hatte sein Flugzeug vernichtet, wahrscheinlich durch eine eingebaute Zerstörungsanlage.
    Alex fluchte, aber mitten im Salz blieb ihm das Wort im Hals stecken.
    Der feindliche Pilot trug nur eine kurze Unterhose und eine leichte Bluse, eigentlich mehr einen Büstenhalter. Das blonde Haar wehte hinter ihm her, als er die Deckung der Bäume zu erreichen versuchte.
    Alex überlegte – völlig sinnlos – , ob die leichte Bekleidung eine Folge der Kabinenwärme des Jägers war, oder ob sie einen anderen Grund hatte. Vielleicht Gewichtsersparnis …?
    Der Pilot war ein Mädchen. Sie erinnerte ihn verzweifelt an seine geliebte Anna. So war Anna auch immer gelaufen. Jugendlich und straff, aber doch nicht dürr und hager. Die feindliche Pilotin konnte kaum mehr als fünfundzwanzig sein.
    Er hatte schon davon gehört, daß die Comics Frauen als Piloten einsetzten, aber insgeheim hielt er das für Propaganda. Aber nun sah er es mit eigenen Augen.
    Sie war nur noch ein paar Meter vom Waldrand entfernt.
    Ihre Flucht, das mußte sie wissen, war sinnlos. Ein einziger Schuß aus dem verfolgenden Jagdgleiter konnte ein Gebiet von mehreren hundert Quadratmetern dem Erdboden gleichmachen. Aber wer ergab sich schon freiwillig? Wer hoffte nicht bis zur letzten Sekunde …?
    Alex handelte instinktiv und ohne zu denken.
    Er betätigte zugleich den Steuerknüppel und den Auslöser der zweiten Minirak. Der Bug des Jagdgleiters richtete sich auf und zeigte in den Himmel, als das Geschoß sich löste und hinauf ins All raste.
    Die Waldlichtung, das Mädchen, die Erde – alles versank mit unvorstellbarer Geschwindigkeit in der Tiefe, als Alex höchste Beschleunigung einschaltete. Minuten später ließ er die Flugautomatik einrasten. Er stand auf, streckte sich, ging hinaus auf den Korridor und meldete sich beim diensthabenden Offizier. Es war Nick.
    »Ich dachte, du patrouillierst über dem Balkan?«
    »Habe ich auch getan. Ich habe beide Raketen abgefeuert. Der Gleiter ist auf dem Weg hierher. Die Raketen sollen ersetzt werden.«
    Nick
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