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Heyne Galaxy 06

Heyne Galaxy 06

Titel: Heyne Galaxy 06
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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vergingen schnell. Alex brachte den Gleiter in die Kreisbahn, schaltete den Autopiloten ab, stand auf und gähnte. Er war müde. Immer noch gähnend verließ er die Kabine und ging hinaus auf den Korridor. Hinter sich schloß er die Tür. Mit festen Schritten, die seine Müdigkeit vertrieben, ging er zur Kabine des Offiziers vom Dienst.
    Nick saß hinter dem Tisch. Er sah auf, als Alex eintrat.
    »Nun, wie war es?«
    »Nichts, gar nichts. Ich beginne allmählich zu glauben, daß in unserem Abschnitt niemand mehr lebt. Der Fallout muß alle getötet haben, die noch übriggeblieben waren.«
    »Den Comics würde es gefallen, wenn wir so dächten. Unterschätze nicht den Lebens- und Anpassungswillen der Menschen, Alex. Sie halten selbst die unmöglichsten Bedingungen durch. Peter entdeckte kürzlich im Nordpazifik eine Insel, auf der es von Eskimos wimmelte.«
    Alex war ehrlich überrascht.
    »Eskimos? Was hat er getan?«
    »Sie vernichtet, was sonst? Sie sind Comics.«
    Waren sie das wirklich? überlegte Alex. Eskimos …! Sie wußten vielleicht nicht einmal, daß Krieg war, und ganz bestimmt hatten sie keine Ahnung, warum sie sterben mußten. Doch in einem anderen Punkt hatte Nick recht: der Mensch hatte die phantastische Eigenschaft, in jeder Lage überleben zu können.
    Nick fragte:
    »Du hast deinen Gleiter in der Kreisbahn gelassen?«
    »Ja.« Alex' Stimme klang müde. »Hat noch Zeit bis zur nächsten Inspektion.« Schon wollte er sich umdrehen und die Kabine verlassen, als ihm noch etwas einfiel. »Weißt du, was ich heute gesehen habe? Eine Kuh! Eine richtige Kuh! Ich bekam eine Wärmemeldung und dachte, es wäre ein Mensch. Aber es war eine Kuh. Möchte wissen, wie die das alles überlebt hat.«
    »Das letztemal«, sagte Nick, »als ich Patrouille flog, sah ich vier Rehe.«
    »Rehe? Was hast du getan?«
    »Was sollte ich tun? Ich war über dem Gebiet der Comics. Ich habe sie vernichtet.«
    »Vernichtet? Warum?«
    Alex hatte plötzlich einen faden Geschmack im Mund. Es gab so wenig Lebendiges auf der Erde, warum also wurden noch die letzten Tiere abgeschlachtet?
    Nick war für einen Augenblick irritiert.
    »Ich sagte doch schon, daß ich über Feindgebiet flog. Wenn es dort noch Comics gab, so bedeuteten die Rehe potentielle Nahrung. Das muß verhindert werden. Darum tötete ich sie. Genauso, wie du ein Haus vernichtest, wenn du eins siehst – damit der Gegner es nicht als Unterkunft benutzen kann.« Er zögerte, dann fragte er: »Die Kuh – hast du gesehen, ob man sie melkt?«
    »Wie meinst du das?«
    »Mensch, das Euter! Wenn es voll und straff ist, wird die Kuh regelmäßig gemolken, was mit anderen Worten bedeutet, daß in der Nähe der Kuh ein Mensch lebt.«
    »Der Wärmespürer zeigte kein anderes Lebewesen an, nur die Kuh.«
    »Das hat nicht viel zu sagen. Er kann sich versteckt haben. Unglaublich, wie schnell sie sich anpassen und sich gegen uns zu schützen wissen. Natürlich sind sie damit nicht klüger als unsere eigenen Leute. Denke nur daran, wie unsere Zivilisten sich in Sicherheit bringen, wenn die Jäger der Comics ihr Gebiet überfliegen und nach ihnen suchen.«
    Alex grunzte unzufrieden. Er war schon lange der Meinung, daß die Regierung besser daran täte, die wenigen Überlebenden gegen die Angriffe der Comics zu schützen, statt die kläglichen Reste der gegnerischen Zivilbevölkerung immer wieder anzugreifen. Aber er hütete sich, ein Wort zu sagen. Nick dachte ziemlich eingleisig, wenn es um Politik ging. Alles, was die Oberen anordneten, war seiner Meinung nach richtig.
    Er sagte:
    »Ich werde mir morgen die Kuh noch einmal ansehen, Nick, wenn ich sie wiederfinde. Aber selbst wenn sie gemolken wird, so steht noch lange nicht fest, ob sie auf dem Gebiet der Comics oder dem unseren weidet. So genaue Grenzen haben wir nicht mehr.«
    »Du kennst ja die Befehle des Generals für einen solchen Zweifelsfall, Alex.«
    Alex unterdrückte eine entsprechende Bemerkung. Wortlos suchte er seine Schlafkabine auf. Der General hatte nie in seinem Leben einen Jagdgleiter geflogen. Er war noch niemals gezwungen gewesen, einen wehrlosen Zivilisten zu töten. Vielleicht würde er nicht mehr so hart und rachelüstern sein, wenn er seine eigenen Befehle durchzuführen hätte.
    Am anderen Morgen wurde Alex nur langsam wach. Früher, als er noch ein junger, ehrgeiziger Offizier war, war er immer gleich aus dem Bett gesprungen. Das hatte er nun längst aufgegeben. Im Gegenteil, gerade diese halbe Stunde
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