Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Heyne Galaxy 04

Heyne Galaxy 04

Titel: Heyne Galaxy 04
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
Vom Netzwerk:
sich die Luke des Raumschiffes. Er trat weiter vor, um die Delegation der Erde zu begrüßen, ob Zivilisten oder Generale. Da er unbewaffnet war, wurde er daran auch nicht gehindert.
    »Sie können mir gratulieren«, sagte der Fremde laut und deutlich. »Ich bin der erste von uns, der einen interstellaren Flug wagte und erfolgreich zu Ende führte.«
    Bei den anwesenden Amerikanern entstand der leise Verdacht, daß die ganze Geschichte ein aufgelegter Schwindel der Russen sei, um die Schau vom Start der ersten Marsrakete zu stehlen. Das war auch der Grund, warum die Formalitäten recht oberflächlich durchgeführt wurden. Sie bestanden eigentlich nur aus ein paar Fragen und bezogen sich auf die englischen Sprachkenntnisse des Fremden und seine Kleidung. Man ließ durchblicken, daß man nicht an die Echtheit seiner außerirdischen Person glaubte.
    »Das ist leicht zu erklären, meine Herren«, sagte der Fremde. »Ich wollte keinen allzu schlechten Eindruck auf Sie machen, darum kreuzte ich einen Tag über Ihrem Planeten und betrachtete die Sendungen der verschiedenen Fernsehanstalten.« Er schien zu frösteln. Es fiel jetzt auch auf, daß sein Tonfall den leicht hysterischen Beiklang der Werbesendungen hatte. »Es war also für mich sehr einfach, Ihre Sprache zu erlernen. Außerdem zeigten die Bilder meinen Robotern genug, um sie Kleider für mich herstellen zu lassen. Komische Beschäftigung.« Er lachte. »Bei uns geht man nämlich nackt.«
    Mit großer Freude nahmen die anwesenden Wissenschaftler zur Kenntnis, daß sie Kontakt mit einem Wesen erhalten hatten, das durchaus in der Lage war, eine fremde Sprache in einem einzigen Tag zu erlernen. Die ersten Fragen, die sie zu stellen hatten, bezogen sich natürlich auf die Herkunft des Fremden. Es stellte sich heraus, daß er von einem Planeten des Sterns 6i-Cygni stammte, der sich im Sternbild des Schwan, elf Lichtjahre von der Erde entfernt, befand. Ein Astrophysiker der Empfangsdelegation rechnete mit Windeseile aus, daß der Fremde, wenn er zweiundzwanzig Jahre nach Beginn der Radiosendungen auf der Erde eintraf, mit Lichtgeschwindigkeit geflogen sein mußte.
    »Oh, ja«, gab der Fremde bereitwillig Auskunft, als er danach gefragt wurde. »Unsere Schiffe fliegen mit dieser Geschwindigkeit. Im Augenblick mühen wir uns gerade mit einem sehr dummen Problem ab, müssen Sie wissen. Es ist die Überwindung der Lichtmauer.«
    »Unsere Physiker«, bemerkte der Wissenschaftler erblassend, »halten die Lichtgeschwindigkeit für die absolute Grenze, die nicht mehr überschritten werden kann.«
    »Nun, darüber wissen wir natürlich mehr«, entgegnete der Raumfahrer leutselig. »Es geht eigentlich nur darum, die notwendige Energie zu erzeugen und richtig einzusetzen. Man weiß noch nicht, was auf der anderen Seite der Lichtmauer ist, aber wir werden es herausfinden. Um ehrlich zu sein, mir blieb die Wahl, an der ersten Überlichtexpedition teilzunehmen, oder hierher zu kommen. Ich fürchte, ich habe mich für das leichtere Unternehmen entschieden.«
    Der Astrophysiker hatte noch eine Frage:
    »Wenn Sie derartige Energiequellen zur Verfügung haben, warum haben Sie dann noch nicht den Versuch unternommen, Kontakt mit Ihren Nachbarn aufzunehmen?«
    »Wenn ich ehrlich sein soll – das war keine sehr kluge Frage. Wirklich, sie war nicht klug.«
    Der Chef des Auswärtigen Amtes machte den Vorschlag, die Wagen zu besteigen, um ins Zentrum der Stadt zu fahren. Der Mann aus dem Weltraum willigte ein. Dank Radio und Fernsehen war er der Welt schon mit Spitznamen bekannt – Siggy, der Mann von 6i-Cygni. Er zeigte ein reges Interesse an allem, was sich um ihn herum abspielte. Er kletterte in den Rücksitz. Man fuhr los, eskortiert von Motorrädern und Fernsehwagen.
    »Sie benutzen immer noch Verbrennungsmotoren, was?« fragte er und lächelte. »Und Räder! Wirklich reizend. Oh, das erinnert mich an einen Witz. Kennen Sie den schon – oh, eine dumme Frage. Also, da waren diese beiden Astronauten, die…«
    Und er erzählte einen Witz, dessen Humor so beißend, so unmenschlich und so »aus einer anderen Welt« war, daß der Chef des Auswärtigen Amtes vor Lachen fast einem Herzschlag erlegen wäre.
    »Das tut mir aber leid«, sagte Siggy. »An sich müßte ich ja wissen, welcher Art Ihr Humor ist. In Zukunft werde ich vorsichtiger damit sein müssen.«
    Vergeblich versuchte die UdSSR, den Fremden von den Sternen unter den Schutz der UNO zu stellen. Siggy verschwand im Innern des
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher