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Heyne Galaxy 04

Heyne Galaxy 04

Titel: Heyne Galaxy 04
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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das meinen«, gab er schließlich zu.
    »Das ist sehr einfach«, sagte Siggy. »Alle intelligenten Lebewesen schicken zuerst Tiere in den Weltraum, um aus deren Verhalten zu schließen, ob das Wagnis nicht zu groß für sie selbst sein wird. Außerdem erkennen sie rechtzeitig alle auftretenden Gefahren.«
    »Ausgezeichnet«, freute sich der Wissenschaftler. »Ich sehe, daß Sie und wir in verwandten Bahnen denken. Der erste Versuch wird natürlich mit primitiveren Lebewesen unternommen, um die wahre Intelligenz nicht unnötig zu gefährden. Außerdem…«
    Der Vertreter des Präsidenten unterbrach ihn, indem er sich an Siggy wandte und fragte:
    »Als Sie mit Ihrem Schiff landeten, sagten Sie da nicht – es kann sein, daß mich mein Gedächtnis im Stich läßt, aber vielleicht … nun, sagten Sie da nicht, daß Sie der erste Ihrer Rasse wären, der eine interstellare Reise unternähme?«
    »Ja, das sagte ich. Das meinte ich ja auch mit der gleichartigen Entwicklung intelligenter Rassen. Sie schicken immer zuerst einen primitiven Bewohner ihres Planeten auf die Reise.«
    Langes Schweigen.
    »Sie wollen damit doch nicht andeuten«, sagte der Vertreter des Präsidenten schließlich etwas brüchig, »daß Sie ein primitives Lebewesen sind?«
    »Aber natürlich wollte ich das sagen. Warum sollten sie das Risiko eingehen, wenn sie uns haben?«
    Diesmal dauerte das Schweigen wesentlich länger.
    »Sie?« fragte der Wissenschaftler.
    »Aber ich glaubte, Sie hätten das verstanden«, sagte Siggy höflich und nachsichtig. »Habe ich das nicht genügend klargestellt? Wie hätte ich Ihnen alle diese Informationen geben können, wenn sie wichtig gewesen wären? Hoffentlich habe ich Sie nun nicht verstimmt.«
    Wieder Schweigen, wieder etwas länger.
    »Wer seid ihr?« fragte der Wissenschaftler fast zögernd.
    »Wir? Nun, wir sind ihre Haustiere. Ihre Intelligenz ist der unseren so überlegen, daß wir bisher nicht einmal ihre Sprache erlernen konnten. Sie haben nämlich keine Sprache, sondern verständigen sich auf einer anderen Ebene. Sie haben mich zur Erkundung vorausgeschickt. Sie gehen kein Risiko ein. Es war meine Aufgabe, den ersten Kontakt mit Ihnen herzustellen.«
    »Und dann?« flüsterte der Vertreter des Präsidenten.
    »Und dann werden sie kommen«, sagte Siggy. »In zweiundzwanzig Jahren werden sie hier sein, vielleicht auch schon früher. Dann nämlich, wenn sie inzwischen die Lichtmauer durchbrochen haben.«
    »So«, murmelte der Vertreter des Präsidenten und warf Siggy einen Seitenblick zu. Wenn man sich anstrengte, konnte man in zweiundzwanzig Jahren viel nachholen. Soviel, daß man wenigstens annähernd die Intelligenzstufe von Siggy erreichte. Dann würden sie die Menschen vielleicht nicht ausrotten, sondern zumindest als Haustiere anerkennen.
    Der Teufel sollte jenen Idioten holen, der da auf die verrückte Idee gekommen war, »wo seid ihr?« in den Weltraum zu rufen!
    Vielleicht hatten noch andere den Ruf vernommen.
    Andere, die kein Versuchskaninchen vorschickten …
    ENDE
     
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