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Hexensabbat

Hexensabbat

Titel: Hexensabbat
Autoren: Ludwig Tieck
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vorerst, diesen Rubempré zu fangen, und mich dann mit meinem Vater ganz und herzlich auszusöhnen, um ihm die Augen zu öffnen.
    So tut, mein gnädigster Herr, denn einige Eurer nächsten Umgebung, scheinbar Eure Freunde, und die gegen Euch immer so eifrig auf den Herzog Philipp schelten, suchen Euch täglich zu überreden, Euch in Holland, oder hier in Flandern als unabhängig zu erklären und die Fahne des offenbaren Aufruhrs zu schwingen. Ich brauche sie Euch nicht zu nennen, die schon mehr wie einmal Euch dies als das einzige Mittel, Euch zu retten, heftig angepriesen haben. Ihr habt ihnen schon ein geneigtes Ohr geliehen; ja im vorigen Monat seid Ihr schon schwankend gewesen. Alles dies weiß der Herzog, denn von den Croys, die mit diesen rechtlichen Herren Eurer Umgebung in Verbindung stehn, erfährt Euer Vater alles. Und mit Zusätzen und Übertreibungen, wie Ihr Euch selbst vorstellen könnt.
    So ist mir denn, rief der Fürst wehmütig und erzürnt aus, der Vater fast ein ebenso gefährlicher Feind als der König von Frankreich! Und nirgend Freunde!
    Ihr entfernt sie durch Eure Heftigkeit, sagte Köstein, und durch Eure wechselnde Laune, so daß es kaum möglich ist, Vertrauen zu Euch zu fassen. So höre ich wenigstens alle die sprechen, die sich, weil sie es vielleicht gut meinen, entschuldigen wollen.
    Schweig! sagte der Fürst mit einiger Entrüstung; ich habe dich nicht rufen lassen, daß du mir Lehren geben solltest; und wenn auch vielleicht einiges Wahre in deinen Worten wäre, so ziemt es dem tiefgebornen Vasallen nicht, sie auf diese Weise auszusprechen.
    Vergebt mir, sagte Köstein demütig; einer, der doch zum Tode verdammt ist, wagt mehr als der Freund und Ratgeber.
    Und so danke ich dir, sprach der Fürst; oder hast du mir noch etwas zu entdecken?
    Noch eine Anzeige kann ich Euch mitteilen, sprach der junge Mann zagend, die Euch vielleicht die unglaublichste von allen dünken wird. Als jene dort in Gent, Brüssel und Brügge von dem Unsinn hier, dem Hexenprozeß, erfuhren, so verschmähten diese große Herren auch diese törichten Begebenheiten nicht. Ich sprach mit dem Grafen Etampes, der jetzt die Stadt bei dieser Gelegenheit geplündert, und das Vermögen der reichsten Einwohner im Namen Eures Vaters eingestrichen hat, und er fand nicht nur meinen hingeworfenen Rat, daß ihn der Abfall dieser verkehrten Menschen aus allen seinen Verlegenheiten helfen könnte, sehr vernünftig, sondern er meinte auch gleich, es sei von der höchsten Wahrscheinlichkeit, daß Fürsten und Herren, Monarchen und große Charaktere wohl auch schon von dieser Gottlosigkeit durchdrungen sein möchten. Noch mehr ergriff die Familie Croys, die sich immer durch Rechtgläubigkeit und frommen Sinn ausgezeichnet hat, diese aberwitzigen Geschichten. Man freute sich, daß der blödsinnige Bischof hier in seiner Verblendung die Sachen so ernsthaft nahm. Man wartete es nur ab, wie Bürgerschaft und Adel, wie Frankreich und die übrigen Provinzen diesen Prozeß ansehn würden. Alle hofften eifrig, das Feuer sollte alle Stände und die Vernunft aller Menschen sogleich ergreifen. Man hörte nicht auf eine Einwendung, daß jede tüchtige Dummheit Jahre brauche, um sich einzuwurzeln und die segenreichen Früchte zu tragen. Ja, mein Prinz, wäre Frankreich und Deutschland, vorzüglich aber Euer Land, in einen pöbelhaften Jubel und Glaubenseifer über diese ruchlosen Anklagen und Verhaftungen ausgebrochen, hätten sich nicht Adel und Bürgerstand, vorzüglich aber die Universität von Paris und die Doktoren dagegen erklärt, so – –
    Nun, so? rief der Prinz; sprich, Unglücklicher! –
    So, sagte Köstein zögernd, – so hätte dieser und jener es wohl einer Armgard, oder Thalburg, oder wie die alten Weiber heißen mögen, auf die verdorrte Zunge gelegt, Euern Namen zu nennen, und Euch als einen Genossen des Sabbats anzuklagen. –
    Der Prinz ging plötzlich wieder auf und ab und rief: Sollte es möglich sein? So sehe ich denn, wie man meinen Vater und auch mich verachtet! – Ich will dir hierin nicht glauben, Törichter. – Hast du aber nicht, sprich selbst und ungezwungen, deinen Tod zehnfach verdient, der du so um alle diese Komplotte wußtest, zu ihnen gehörtest und schwiegst?
    Des Todes, sagte Köstein ruhig, bin ich schuldig; ich sterbe, aber Ihr könnt nicht alle hinrichten lassen, die ebenso, oder noch mehr schuldig sind als ich.
    Du hast recht, Elender, antwortete der Fürst, winkte, und ließ Köstein wieder
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