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Hexensabbat

Hexensabbat

Titel: Hexensabbat
Autoren: Ludwig Tieck
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seiner Gesandtschaft zurück. Er mißbilligte das Verfahren seines Stellvertreters, und ebenso der Papst. Noch mehr tat dies der berühmte Aeneas Sylvius, Graf Piccolomini, welcher jetzt den Stuhl bestieg. Doch blieb der Hexenprozeß noch in der Schwebe.
    Nach zwei Jahren ward Schakepeh, der Ritter Beaufort, Taket und Josset freigesprochen, aber sie waren verarmt. Jetzt ließ Schakepeh seine Tochter von Paris zurückkommen, die wenigstens ihre Mitgift gerettet hatte, obgleich dies als ein Geheimnis verschwiegen wurde. Sie vermählte sich dem jungen Friedrich, und die Eltern kauften vom Grafen Etampes jene unscheinbare Hütte in der Vorstadt, in welcher Gertrud gelebt hatte. Nach und nach ließen die Familien von ihrem klug geretteten Vermögen etwas mehr sehn, kauften die Nebenhäuser, die auch nur unscheinbar waren, und bauten neue.
    Endlich, als der Bischof, der Dechant, der alte Herzog, Graf Etampes längst verstorben waren, und schon lange vor ihnen der alte Beaufort, als Burgund gestürzt und zwischen Frankreich und Östreich geteilt war, als Friedrich von seiner liebenswürdigen Sophie schon erwachsene Söhne und Töchter hatte, ward jener Hexenprozeß von 1459 noch einmal durchgesehn, und völlig kassiert und für null und nichtig erklärt. Man rief aus, daß Peter Carrieux, der Maler Labitte, Frau Catharina, die alte Gertrud und die übrigen Weiber, welche verbrannt waren, sowie Beaufort, dessen Sohn, Taket, Josset, Schakepeh, und wer noch beschuldigt war, völlig unschuldig, rein und tugendhaft befunden wären, und das Gedächtnis und die Ehre ihrer Familien und ihres Namens wieder hiermit hergestellt würde.
    Aber das Vermögen, das Leben der Angeklagten war verschwunden und längst vernichtet. Friedrich, so wenig wie Sophie oder deren Kinder, wollten bei dieser Ehrenerklärung gegenwärtig sein. An derselben Stelle, wo vor vielen Jahren die Angeklagten waren verbrannt worden, wurde, nachdem man ihre Ehrenrettung laut vorgelesen hatte, eine lustige Komödie gespielt, über welche die Zuschauer viel lachten. Und doch war dieser unsinnige Hexenprozeß nur der erste große in Europa, nach dessen Form bis 1700, bis auf Thomasius' und Spees Einrede, so viele Unschuldige und Wahnsinnige dem Feuer geopfert wurden.

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