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Hexennacht

Hexennacht

Titel: Hexennacht
Autoren: Robert Asprin
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ein. Einer löste sich aus der Schar und rannte davon. Die anderen folgten seinem Beispiel und flohen wie Mäuse vor einem Feuer.
    Eine schattenhafte Gestalt landete neben ihr - ihr Partner. Er hatte einen Pfeil eingelegt.
    »Wahnsinnige!« fluchte er. Aufruhr im Hafen, und die Beysiber liefen mitten hinein ...
    Ein Beysiber fiel. Ein Scharfschütze hatte mit irgendeinem Geschoß getroffen. Andere Beysiber erreichten die Wasser, schälten sich aus ihren Kleidern; bleiche Körper tauchten ins Wasser - einer und drei und fünf, ein Dutzend oder mehr.
    »Sieh dir das an!« brummte ihr Partner. Einen Augenblick tat sie nichts anderes, hielt es für Selbstmord (sie konnte nicht schwimmen, und das dunkle Wasser brandete wild).
    »Ihre Schiffe - verdammt, sie wollen zu ihren Schiffen!«
    Sie hatten also doch Mumm! Die Beysiber erstaunten sie; beysibische Seeleute, die dort draußen ihre Leben aufs Spiel setzten!
    Der Wind tobte, daß die Bäume knarrten. Ein Ast brach und fiel; dürre Blätter und kahle Zweige wirbelten durch die Luft. Von links nach rechts blies der Wind um das baufällige Haus, dessen Lichter gespenstisch durch das Dunkel glühten.
    Im Zucken der Blitze, dem Krachen des Donners und Heulen des Windes kauerten sie im Garten davor, wo Schlangen ihre Nester hatten.
    »Vashanka ist fort!« beteuerte Strat. Sein letzter Rest von Glaube an Logik war erschüttert. »Fort...«
    »Auch das Fehlen eines Gottes hat seine Auswirkungen«, entgegnete Ischade. Ihre Kapuze war zurückgeweht, und ihr schwarzes Haar flatterte. Ein Blitz erhellte ihr Gesicht. Ihre Augen brannten wie die Hölle, als sie sie ihm zuwandte.
    »Chaos beispielsweise, Möchtegerngötter, die an seine Stelle drängen.«
    »Gehen wir ins Haus?« Es war wahrhaftig der letzte Ort, an dem Strat eigentlich sein wollte, aber er hielt sein Schwert in der Hand - und sein Herz ebenfalls. Im Haus mochte es warm sein, hier jedoch fror es ihn bis auf die Knochen.
    »Geduld!« mahnte Ischade. Sie streckte die Hand aus. »Stil-cho, es ist soweit!«
    Schweigen herrschte. Strat wischte sich die tränenden Augen. Ein Blitz offenbarte ein zu einer Maske des Grauens erstarrtes Gesicht. »Nein«, krächzte Stilcho. »Nein . ich will nicht .«
    »Es geht nicht anders, Stilcho. Das weißt du. Und ich weiß, daß du dich auskennst!«
    »Ich möchte nicht . « Er hörte sich an wie ein zitterndes, trotziges Kind.
    »Stilcho!«
    Er brach zusammen, sackte schlaff gegen Strats Seite. Strat zuckte ekelerfüllt zusammen, hielt jedoch sein Gleichgewicht, indem er sich auf sein Schwert stützte. Er blinzelte in den Wind und die Blätter, die gegen sein Gesicht strichen. »Verdammt .«
    Er hörte Ischades Stimme durch die Dunkelheit: ». such ihn, Stilcho! Du wirst ihn finden! Beschwör ihn - er wird kommen. Er wird kommen. Er wird kommen .«
    Er beging den Fehler, den Kopf zu heben, und blickte geradewegs dahin, wo etwas Form annahm: etwas mit roten Streifen, das keineswegs menschlich aussah, und trotzdem: Er kannte das Gesicht - hatte es jahrelang gekannt.
    »Janni .«
    Der zu Tode gemarterte Stiefsohn nahm menschlichere Gestalt an: Janni, wie vor der Nacht, als die Nisibisihexe ihn in die Finger bekommen hatte.
    »Sie gehört dir, Janni«, flüsterte Ischade. »Stilcho. Komm zurück. Aß .«
    Sein Kriegsname. Er hatte ihn ihr nie genannt.
    »Pack sie« , flüsterte Ischade. »Ich halte - ich halte hier die Stellung. Zahl es ihr heim!«
    Janni drehte sich um. Er sah aus wie ein Abbild, das sich auf Messing spiegelte, und bewegte sich ruckhaft und unsicher. Noch etwas rührte sich, etwas Stofflicheres: Stilcho stolperte herbei und klammerte sich haltsuchend an Zweige.
    Strat setzte sich in Bewegung, gekränkt, daß er der letzte war. »Janni - verdammt, warte!«
    Doch nichts vermochte dieses wie schwerelose Wesen zu stoppen. Wind und Dickicht hielten es nicht zurück. Strat streckte den Arm aus und kämpfte sich durch das Gebüsch. Er überholte Stilcho - prallte gegen einen herausragenden Zweig, der an seinem Lederwams zerbrach - ein Knacken, das der Wind verschluckte.
    Dornen zerkratzten ihn; die Hauswand ragte vor ihm hoch, und Janni rannte weit vor ihm darauf zu und verschwand im Innern, hinter dieser Wand aus Flußsteinen mit der Eichentür.
    »Janni!« Schweigen war nun nicht mehr geboten. Janni war der Hexe schon einmal unterlegen - war allein da drinnen.
    Nicht gegen die Tür stürmte er, sondern gegen die Fensterläden. Das morsche Holz zersplitterte, er stürzte gegen
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