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Hexennacht

Hexennacht

Titel: Hexennacht
Autoren: Robert Asprin
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und fragte: »Ist Stilcho da?« Als wäre er deshalb gekommen. Kurz starrte er auf das dunkle Geviert hinter der Tür. Er erinnerte sich an diesen Raum, der irgendwie immer größer gewesen war, als er nach den Maßen des Hauses hätte sein dürfen. Von dem Mann keine Spur.
    »Nein«, antwortete Haught.
    Wieder hämmerte sein Puls. Strat blickte dem ehemaligen Sklaven in die Augen - erstaunlich! Haught senkte sie nicht wie früher. Die Wut schwand, seine Lippen zuckten. Ihr Götter, daß ihm das passieren mußte! Auge in Auge mit einem eifersüchtigen Sklaven, der - gefährlich war! Keine Unsicherheit, keine Spur von Verlegenheit. Nur ein kalter Blick, Nisi und Rankaner. Plötzlich dachte er an den Hexenwall und was er dort erlebt hatte.
    »Versucht es am Fluß«, riet ihm Haught. »Es sind nur ein paar Schritte, Ihr braucht das Pferd nicht. Ihr seid spät dran!«
    Die Tür schloß sich, ohne daß eine Hand sie berührte.
    Strat schluckte, dann fluchte er und schaute über die Schulter zu seinem Braunen, der im Dunkeln schnaubte.
    Das war kein Platz für ein Pferd, hier am Schimmelfohlenfluß, jenseits des Hauses, wo schier undurchdringliches Gestrüpp am Ufer wuchs.
    »Narr!« sagte er zu sich. Aber er verfluchte seine innere Stimme und ging.
    »Siphinos’ Sohn.« Molin Fackelhalter warf einen besorgten Blick zur Tür und schlüpfte in seinen Morgenrock. Irgend etwas mußte schiefgegangen sein. Er winkte dem Diener, der seine Schuhe holte, während ein anderer das Feuer schürte. »Schnell! Beeil dich! Laß den Jungen ein!«
    »Eure Eminenz, die Wächter .«
    »An den Galgen mit den Wächtern .«
    ». möchten den Jungen durchsuchen, doch da er ein Edler ist .«
    »Schick ihn herein. Allein!«
    »Eminenz .«
    »Genug geeminenzt und mehr Gehorsam, wenn ich bitten darf!« Molin verzog den Mund zu einem schmallippigen Lächeln, das seinen Zorn verriet. Der Diener schluckte, floh zur Tür, dann kehrte er hastig zurück und stellte die Schuhe vor ihm ab.
    »Allein!«
    »Eminenz«, hauchte der Mann verstört und rannte.
    Molin plagte sich in einen Schuh, dann in den anderen. Er wehrte den zweiten Diener ab, der seinen Morgenrock zurechtzupfen wollte, und blickte auf, als er zurückwich. »Liso.«
    »Eure Eminenz.« Atemlos verbeugte sich Siphinos’ schlaksiger blonder Sohn. »Verzeiht .«
    »Ich hoffe, du hast einen guten Grund .«
    »Nein. Ich meine - es steht schlimm.« Die Zähne des Jungen klapperten. »Ich rannte . « Er strich durch das strohblonde Haar. »Nahm meines Vaters Wächter mit .«
    »Kommt zur Sache.«
    Der Junge atmete tief durch und faßte sich. »Die Hexe - unsere - sagt .«
    Straton bahnte sich einen Weg durch das Gebüsch. Immer mehr bedauerte er seine Unbedachtheit. Er war normalerweise kein Tor. Er fand jedoch, daß seine Torheit im Augenblick von einer Art war, daß er nicht einmal mit Sicherheit wußte, ob er ein Narr war oder nicht; und das erschreckte ihn. Jedenfalls jagte ihm allein der Gedanke, daß die Nisibisihexe auf dem Kriegspfad war, eisige Schauder über den Rücken.
    Ihr seid spät dran , hatte der Sklave gesagt - als hätte sie sich längst ein Bild gemacht; wie es auch nicht anders zu erwarten war, wenn Zauberer, Hexer und alle, die von Magie berührt waren, diese Art von Warnzeichen spürten. Ihr Götter, warum hatte er sich bloß in diese Sachen verwickeln lassen? Warum hatte er Roxane zur Feindin erwählt und die Vampirfrau zur Verbündeten? Er konnte sich nicht einmal erinnern, wie es dazu gekommen war, nur daß Ischade sich in Syncs Fall bereit erklärt hatte zu helfen, als es keine andere Möglichkeit mehr gab. Dadurch waren alle Stiefsöhne zu ihren Verbündeten und zu Roxanes Gegnern geworden!
    Tor , hörte er Crits Stimme in seinem Kopf nachhallen.
    Vis wußte Bescheid! Trotz seiner Benommenheit war dieser Gedanke ganz klar, und Strat zuckte zusammen. Unwillkürlich zögerte er auf dem schmalen Pfad. Mit einer Hand hielt er sich an einem flachwurzelnden Strauch fest, und ein Fuß hing in der Luft über dem dunklen Wasser. Vis wußte, wohin er ging.
    Verdammt!
    Flußab, jenseits der Brückenlichter, erhellte ein Blitz den Himmel. Bei dem Gedanken an Roxane jagte dieser Blitz ihm panikartige Angst ein. Er zog sich auf den schmalen Pfad zurück und setzte seinen Weg fort.
    Schneller, immer schneller. Es gab kein Zurück mehr. Seine Boten waren dabei, soviel magische Hilfe zu suchen, wie nur möglich; einer hatte sich auch auf den Weg zum PrinzStatthalter gemacht, doch ob er
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