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Hexennacht

Hexennacht

Titel: Hexennacht
Autoren: Robert Asprin
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Kopf auf sein Knie, ganz wie eine gewöhnliche Frau, die ins Feuer blickte. Dann schaute sie zu ihm auf. Er spürte seinen Puls, spürte, wie das Eis um ihn taute, aber die Welt erschien ihm unendlich fern.
    »Komm ins Bett«, forderte sie ihn auf. »Ich wärme dich.«
    »Wie lange?«
    Sie schloß die Lider, als seien sie ihr zu schwer geworden. Einen Moment war ihm wieder kalt. Dann öffnete sie die Augen, und es wurde warm in der Stube; sein Puls hämmerte. »Du hast mich immer falsch gesehen«, sagte sie. »Ich bin kein Vampir.«
    Ihre Hand schloß sich um seine. Er beugte sich hinab, berührte ihre Lippen. Er wollte nicht denken, weder an gestern, noch an morgen. Er war in dieses Haus gekommen, weil es mit Ranke zu Ende gehen mochte. Und bald mit ihm. Die Zeit war niemandes Freund, das hatte er in seinem Handwerk oft erfahren.
    »Das Verdammteste überhaupt!« Zalbar wischte sich über das rußverschmierte Gesicht. Bestürzung erfüllte ihn. »Verzeiht, Eure Eminenz .«
    »Berichte!«
    »Wir haben etwa ein Dutzend Tote gezählt, straßauf, straßab. Tote, einige mit durchschnittenen Kehlen, andere erstochen .«
    »Die Schiffe, Zalbar!«
    »Ein paar Planken geborsten, aber die Beysiber haben sie erreicht ... Die Leichen, Eminenz - ein Dutzend!«
    Molin warf einen mitleidigen Blick auf den Höllenhund. »Seit wann regen uns in Freistatt im Morgengrauen ein Dutzend Leichen auf?«
    »Zwei vor Siphinos’ Tür; eine vor Elinos’, drei vor Agalins ... Es sind Nisibisi. Allesamt!«
    »He!« brüllte jemand. »He .«
    Er ritt auf einer Straße Freistatts und blinzelte in die Sonne. Seine Hand klammerte sich an den Sattelknauf, und er starrte hinunter auf den Mann, der sein Pferd angehalten hatte - ein einfacher Händler. Ein Murren der Entrüstung erhob sich um ihn. Benommen wurde Strat bewußt, daß sein Pferd etwas angestellt hatte. Hilflos schaute er den alten Mann an, der seinen Blick besorgt erwiderte. Der Alte war ein dunkler Ilsiger; Strat erkannte die Gedankenverlorenheit dieses Rankaners, der sichtlich hilflos allem ausgeliefert war, was einem bei Tag in Freistatts Straßen zustoßen mochte.
    Schindeln lagen verstreut auf dem Kopfsteinpflaster; ein Schenkenschild hing nur noch an einem Ring; Trümmer überall. Aber das Leben nahm seinen Gang. Der Braune hatte Appetit auf Äpfel gehabt.
    Strat tastete nach seinem Beutel. Er war verschwunden, und er konnte sich nicht erinnern, wie und wann. Er hätte dem Mann gern eine Münze zugeworfen und die Winder vergessen, doch sie standen um ihn: Männer und Frauen, stumm in gemeinsamer Verlegenheit, gemeinsamem Haß und gemeinsamer Hilflosigkeit.
    »Tut mir leid«, murmelte er. Er griff nach den Zügeln und ritt langsam die Straße entlang.
    Beraubt - nicht nur seines Geldes. Lücken klafften in seinem Gedächtnis - er wußte nicht, wo er gewesen war, was er gesehen hatte.
    Roxane. Ischade. Er war zum Haus am Fluß zurückgekehrt. Soweit reichte seine Erinnerung, aber nicht weiter.
    Unwillkürlich betastete er seinen Hals. Du hast mich immer falsch gesehen , hatte sie gesagt.
    Die Sonne war aufgegangen; Straßenhändler priesen ihre Ware an; alle Frauen kehrten Eingangsstufen.
    Er wäre gern aus dem Stadttor geritten, um sich zu retten, doch wie sein Brauner fühlte er sich an den alten Trott gebunden, an den Pfad der Pflicht.
    Ich habe etwas versprochen , dachte er schaudernd in flüchtiger Erinnerung.
    Ihr Götter - was?
    Originaltitel: Witching Hour
Copyright © 1984 by. C. J. Cherryh
Deutsch von Lore Straßl
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    (1) Siehe Totenbeschwörung von C. J. Cherryh in Der Krieg der Diebe , BasteiLübbe 20107

Personenregister
    Am Ende jedes Eintrags wird auf den Band verwiesen, in dem die jeweilige Figur zum ersten Mal vorgestellt wurde. Die Abkürzungen bedeuten im einzelnen:
    DF = Die Diebe von Freistatt (Band 20.089)
    BS = Der Blaue Stern (Band 20.091)
    WE = Zum Wilden Einhorn (Band 20.093)
    RW = Die Rache der Wache (Band 20.096)
    GF = Die Götter von Freistatt (Band 20.098)
    VF = Verrat in Freistatt (Band 20.101)
    KD = Der Krieg der Diebe (Band 20.107)
    HN = Hexennacht (Band 20.113)
    Alten Stulwig - ein Heilkundiger im Westviertel Freistatts, der auch mit Giften und Gegengiften vertraut ist. (WE)
    Cappen Varra - ein fahrender Sänger, aus Caronne gebürtig, der gewöhnlich über die Vorgänge in Freistatt gut unterrichtet ist. (DF)
    Chenaya - eine Kusine des Prinzen Kadakithis. Sie floh vor aufständischen Soldaten aus Ranke und kam nach Freistatt, um den Prinzen gegen
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