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Hexennacht

Hexennacht

Titel: Hexennacht
Autoren: Robert Asprin
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Euch kaufen.« Er nahm einen Mundvoll aus der Flasche.
    Die Maske blieb unbewegt, nur ein Zeigefinger hob sich ein wenig zu einer Bewegung, die die Unterredung beendet hätte. Samlor spuckte die Flüssigkeit in seinem Mund über den Tisch, die Bücher und die Kleider des sitzenden Mannes.
    Der Anführer mit der Falkenmaske sprang hoch und erstarrte, als Tropfen der Flüssigkeit die Flamme der Lampe hochzucken ließen. Ein Dolch zielte auf Samlors Rippen von der einen Seite, von der anderen verhielt eine lange Klinge nur einen Finger breit vor seiner Kehle. Aber der Cirdonier wußte ebenso wie die beiden Wächter - und der Mann hinter dem Schreibtisch zweifelte noch weniger daran: nichts, auch nicht der Tod, würde Samlor davon abhalten können, seine Flasche auf die Lampe zu werfen, an der er so knapp vorbeigespuckt hatte.
    »Richtig erkannt«, sagte Samlor mit wurfbereiter Flasche.
    »Naphta. Ich will nicht mehr, als in Ruhe mit Euch reden, Herr, also schickt Eure Männer fort.«
    Als der Anführer zögerte, räusperte sich Samlor und spuckte erneut. Es würde Tage dauern, bis der Petroleumgeschmack aus seinem Mund verschwunden war, und die Dämpfe begann er bereits im Kopf zu spüren.
    »Also gut«, sagte der Anführer schließlich. »Wartet unten, Männer.« Er lehnte sich langsam zurück und ließ den Blick über die Flecken auf seinen Kleidern und die zerrinnende Tinte in den Seiten des aufgeschlagenen Buches gleiten.
    »Mein Messer«, sagte Samlor, als der Wächter, der ihn entwaffnet hatte, hinter seinem Gefährten durch die Falltür hinabsteigen wollte. Ein rascher Austausch von Blicken hinter Masken folgte, dann ein Nicken des Anführers, und der Mann warf die Waffe auf den Boden, bevor er nach unten verschwand. Als die Tür hinter den beiden zufiel, stellte Samlor seine Flasche in eine Ecke, wo sie nicht umgestoßen werden konnte.
    »Ich bedaure das«, sagte Samlor mit einem Blick auf den Anführer und die Flecken in seinem Buch. »Ich mußte mit Euch reden, und Ihr habt mir keine andere Wahl gelassen. Meine Nichte wurde im letzten Monat entführt. Nicht von Euch, von Beysibern. Anhängern eines verrückten Fischerkults.«
    »Wer hat Euch gesagt, wo Ihr mich finden könnt?« fragte der Schwarze. Der sanfte Tonfall hätte jedoch selbst ein Kind nicht getäuscht.
    »Ein Freund in Ranke. Hat nur ein Auge und humpelt«, log Samlor mit einem Schulterzucken. »Er hat für Euch gearbeitet und sich aus dem Staub gemacht, als es ihm zu gefährlich wurde.«
    Der Anführer ballte die Fäuste. »Das Losungswort - von ihm könnt Ihr es nicht haben!«
    »Nur mein Name - klang wohl ähnlich genug, daß Eure Männer das Richtige zu hören glaubten.« Er wandte dem Anführer brüsk den Rücken zu, um das Thema zu beenden. »Ihr habt wahrscheinlich keine Verbindungen zu ihren religiösen Fanatikern, wenigstens keine direkten. Aber Ihr kennt ihre Diebe. Ein Dieb hört vieles und weiß allerlei. Verkauft mir einen Dieb der Beysiber, einen aus dem Setmur-Clan.«
    Der andere lachte. »Verkaufen? Was wollt Ihr dafür bieten?«
    Samlor wandte sich schulterzuckend um. »Wie hoch ist der Preis für ein vier Jahre altes Mädchen? In Ranke um die vier Kronen, aber den Markt hier kennt Ihr wohl besser. Oder den Wert des Diebes. Schätzt ab, was er Euch sonst eingebracht hätte - nennt einen Preis, Anführer. Ihr habt keine Vorstellung, was dieses Mädchen für mich bedeutet. Nennt Euren Preis.«
    »Ich habe keinen Dieb für Euch«, sagte der Maskierte. Er hob Einhalt gebietend einen Finger, obgleich der Cirdonier sich nicht bewegt hatte. »Es kostet Euch kein Kupferstück. Ich gebe Euch nur einen Namen: Hort.«
    Samlor runzelte die Stirn. »Ein Beysiber?«
    Der Maskierte schüttelte den Kopf. »Ein Junge von hier. Sohn eines Fischers. Er und sein Vater wurden vor der Invasion auf See von den beysibischen Patrouillen aufgegriffen. Er beherrscht ihre Sprache recht gut - besser als irgendeiner von ihnen die unsere. Ich glaube, daß er Euch weiterhelfen wird, wenn er es kann.« Die Maske ließ nichts von den Zügen darunter erkennen, aber das Lächeln schwang in seiner Stimme, als er fortfuhr: »Ihr braucht ihm nicht zu sagen, wer Euch geschickt hat. Er gehört nicht zu meinen Leuten, versteht Ihr?«
    Samlor bückte sich. »Was sollte ich ihm sagen?« erwiderte er. »Ich weiß nicht, wer Ihr seid.« Er griff nach dem Riegel der Falltür. »Ich danke Euch.«
    »Einen Augenblick noch!« rief der Mann hinter dem Schreibtisch. Samlor richtete
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