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2488 - Hinter dem Kernwall

2488 - Hinter dem Kernwall

Titel: 2488 - Hinter dem Kernwall
Autoren: Michael Marcus Thurner
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Der Friedensfahrer
    Die ZARACC war ein gutes Schiff. Sie reagierte auf seine Launen, auf seine Bewegungen, auf seine Emotionsbilder. Bylilin der Kauloplast hatte viel Zeit und Mühe in die Steuerungsentwicklung der OREON-Kapsel gelegt und sie exakt seiner zerstörten Vorgängerkapsel nachgebildet.
    Er durchschlängelte das Lustgelege. Eine Flut an Stimmen und Bildern von seinem längst in Feuergluten untergegangenen Heimatplaneten, alte Paarungsrhythmen sowie die künstlich erzeugten Pressbewegungen des Geleges, die die körperliche Nähe von Artgenossen simulierten - dies alles lenkte ihn von der Tatsache ab, dass der Spürfraß seit seinem Eintritt in das Klimakterium nur bedingt funktionierte.
    Bylilin ließ die Simulation über sich ergehen, genoss sie kalt schaudernd und wartete geduldig so lange, bis das Lustsekret fauchend aus seinen Drüsenkammern entwich. Er fühlte sich nun weitaus besser, befreit von all dem Druck, der sich während der letzten Tage angestaut hatte.
    Friedensfahrer zu sein war ihm -wie all seinen Kollegen und Freunden - weniger Beruf denn Berufung. Bylilin ging in seiner Arbeit auf, und mithilfe seiner besonderen Fähigkeiten hatte er mitunter mehr Erfolg als andere. Doch die hormonelle Umstellung seines Körpers, verbunden mit dem aufregenden Vordringen in die Kernzone Hangay, forderte ihren Tribut.
    Er musste sich schonen, wollte er Rosella Rosado jemals wiedersehen. Jene Episode auf N'jabo-Sant, die Patron Chyndor das Leben gekostet hatte, hatte auch ihm alles abverlangt. Seit diesen Tagen fiel es ihm schwer, das Rohmaterial der Plastwut, das in seinem Spürfraß ruhte, ausreichend unter Kontrolle zu behalten.
    Am schlimmsten war es nachts. Wenn die ZARACC auf sein Geheiß hin in Niedrigaktivität   glitt und die Temperatur in den Wühlgängen unter den Gefrierpunkt fiel. Wenn das Unterbewusstsein erwachte, Erinnerungen hochdrängten, er die Last der Plastwut unwillkürlich abstrahlen musste.
    Bylilin liebte Schlaf und Dunkelheit. Sie waren ihm Freunde, sie waren so ganz anders als das Licht der Sonnen.
    Der Kauloplast kratzte sich behäbig an den Innenbäuchen, wischte blutige Schorfreste, die er dabei hochgepopelt hatte, auf ein Reinigungstuch und schlängelte dann nach oben in den Zentralebau. Dort wartete ein Ruhenest auf ihn. Es fühlte sich warm und heimelig an.
    Die  Schiffsintelligenz massierte ihm neue Nachrichten in den Resonanzkörper ein. Seit längerer Zeit kommunizierte er nur noch dann verbal, wenn es sich nicht umgehen ließ. Seine Mundharken waren steif geworden, die Sprachlamellen knirschten ohrenbetäubend.
    Während der nächsten Ruhehäutung würde er einige Operationen über sich ergehen lassen müssen, wollte er sich seinen Freunden weiterhin mitteilen können.
    »Es geht weiter!«, lautete die Botschaft Kantirans, des neuen Patrons der Friedensfahrer. »Wir folgen den Terranern. Nehmt euch in Acht. Wir wissen nicht, was uns im Kernbereich Hangays alles erwartet.«
    Nein, das wussten sie nicht. Und dennoch: Bylilin freute sich auf alles, was ihn von seinem miserablen körperlichen Zustand ablenkte.
     
    2.
    Der Terraner
    Das Warten war grauenvoll.
    Den Großteil seines Lebens beschäftigte sich Rhodan mit Diskussionen, Konferenzen, Planungen, Vorbereitungen - und mit Warten.
    Es fühlte sich an wie Training, das ins Unendliche hinausgezogen wurde. Rhodan grübelte über verschiedenen Szenarien, ließ sich beraten, suchte nach neuen Ansatzpunkten. Er musste auf jedweden Ernstfall vorbereitet sein.
    Es waren diese Episoden der Vorbereitung, die einem die Unsterblichkeit verleideten. Denn eines hatte Perry Rhodan während seines langen Lebens gelernt: Es kam stets schlimmer, als er es sich vorgestellt hatte.
    So auch dieses Mal; denn die Zeit lief ihnen davon. Binnen weniger Tage musste es den verbündeten Einheiten gelingen, dem dritten Kosmischen Messenger Zugang zum Kernbereich Hangays zu verschaffen. Sonst würde er ... ausbrennen, und alle Hoffnungen, eine Retroversion herbeizuführen, wären dahin.
    Rhodan blickte auf den Holo-Schirm, der das Umfeld ihres derzeitigen Verstecks abbildete. Rings um die Sonne Valadock, einen Blauen Riesen mit einem Durchmesser von mehr als 100 Millionen Kilometern, tobte ein Hyperorkan, der Datenübertragungen über größere Entfernungen ausschloss. Gegen das hyperenergetische Gewitter mit Spitzenstärken von bis zu 200 Meg waren sie nur durch den hyperenergetischen Schatten Valadocks gefeit, wie er sehr genau wusste.
    »Keine
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