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Hexennacht

Hexennacht

Titel: Hexennacht
Autoren: Robert Asprin
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ihre hohen Herren nicht anerkannten: einen Gott, der vielleicht die Personifikation aller Geheimnisse der See war und der Taifune, die das Meer mit einem kräftigen Atemzug von Schiffen und Menschen befreite.
    Hort betrat die Schenke. Er war ziemlich auffällig gekleidet, aber er trug sein Gewand nun mit der Selbstsicherheit eines jungen Mannes, nicht mehr mit der früheren Nervosität des Jungen, der in seiner Unsicherheit die Welt verhöhnen wollte.
    Mit erhobenem Finger machte er den Wirt auf sich aufmerksam. Der Mann zeichnete einen Kreidestrich auf die Tafel über ihm und zapfte einen Krug Bier für den Neuankömmling.
    »Ich weiß nicht, ob es gut ist, wenn Ihr mit mir gesehen werdet«, sagte Hort leise zu Samlor, als er nach seinem Bier griff. »Die Burschen, die sie gerade verschleppt haben ...« Er nahm einen tiefen Schluck und deutete mit dem Kopf auf das Fischerboot, dessen Mast noch darauf wartete, eingesetzt zu werden. »Kummanni, Anharbi und Arnuwanda. Das sind die, mit denen ich gestern abend geredet habe. Über das, was Ihr wissen wollt.«
    »Hat man sie deshalb verhaftet?« fragte der Karawanenmeister. Er bemühte sich um eine so ruhige Stimme, als erkundige er sich lediglich, welcher Schneider das Wams des jungen Mannes angefertigt hatte.
    »Ich wünschte, ich wüßte es!« Hort seufzte. »Es könnte aus jedwedem Grund sein. Tudhaliya ist - Minister für innere Sicherheit, nehme ich jedenfalls an. Aber er mischt gerne auch ganz unten selber mit - mit eigenen Händen.«
    »Und eigenen Schwertern«, bestätigte Samlor grimmig. Sein Blick folgte dem Weg, den die Reiter mit ihren Gefangenen genommen hatten und der zum Palast führte und den Verliesen darunter. »Würde Euch genügend Geld für eine lange Reise nützen?«
    Hort schauderte und zuckte die Schultern. »Ich weiß nicht.« Er leerte seinen Krug und schob ihn dem Wirt zum Nachfüllen hin.
    »Ich habe keine Angst, mit Euch gesehen zu werden«, versicherte ihm Samlor. »Aber ich weiß nicht, ob es ratsam ist, wenn Ihr mir hier von - dem Kult erzählt, bei so vielen Anwesenden!« Er ließ lächelnd den Blick durch die Wirtsstube schweifen. Die Gäste boten ihm die Möglichkeit, den verstörten jungen Mann taktvoll anzuspornen, ihm die Geschichte zu erzählen.
    Hort trank und schauderte erneut. »Oh, ich bin mit allen hier aufgewachsen. Ornat ist mein Pate. Sie werden den Beysibern nichts verraten.«
    Samlor schwieg. Er wußte, der Bursche war kein Feigling, und er konnte von Glück sagen, daß man ihm niemals Fragen auf eine solche Weise gestellt hatte, wie Lord Tudhaliya es täte -wie Samlor hil Samt es notgedrungen getan hatte. Möge Heqt Gnade walten lassen, wenn sie ihn zu sich holte!
    »Vergangenen Monat, am ersten Tag des Neumonds, ist ein Boot ausgefahren.« Hort wischte sich den Bierschaum vom Mund. »Ein Fischerkahn - aber nicht zum Fischen. Kennt Ihr den Todeshafen?«
    »Nein.« Wie Samlor als Junge in den Marschen südlich von Cirdon Enten gejagt hatte, war er mit einem Kanu hinausgestakt. Von der See wußte er jedoch wenig und von dem Meer um Freistatt überhaupt nichts.
    »Zwei Strömungen stoßen aufeinander«, erklärte Hort. »Alles Treibgut wird mitgerissen, manchmal sogar Schiffswracks und Schiffbrüchige mit ihren behelfsmäßigen Flößen - ihnen dörrt die Sonne die Haut zu Pergament, bis es sich nur noch um ihre Knochen spannt.« Er lachte. »Entschuldigt. Ich habe fast vergessen, welche Geschichte ich Euch erzählen wollte.« Sein Lächeln schwand. »Niemand fischt im Totenhafen. Der Meeresgrund ist dort tiefer, als man die Netze oder eine Angelschnur werfen könnte. Vermutlich von den Strömungen ausgewaschen. Es verirren sich kaum Fische dorthin, also interessiert er uns ohnehin nicht. Aber ein beysibischer Fischerkahn fuhr vergangenen Monat dorthin. Und er nimmt sich mehr Zeit für seine Rückkehr, als nötig wäre. Doch heute nacht wird er erwartet - und wieder ist der erste Tage des zunehmenden Monds!«
    »Dann ist Stern an Bord?« fragte Samlor und nippte vom Bier. Es schmeckte bitter, aber nicht so bitter wie die Galle, die ihm bei dem Gedanken hochkam, daß Stern sich in der Hand von Beysibern befand.
    »Ich glaube schon«, erwiderte Hort. »Anbarbi gefiel die Sache nicht. Keinem von ihnen, glaube ich. Aber keiner wollte sagen, was tatsächlich vorging. Wir hatten den Kahn auf See gesehen, mein Vater, überhaupt alle Freistätter Fischer, die selbst hinausfuhren. Darüber haben wir uns unterhalten, obwohl sie es
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