Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hexenmacht

Hexenmacht

Titel: Hexenmacht
Autoren: Alfred Bekker
Vom Netzwerk:
ein Kurzschluss sein", meinte John Wu.
    Das fahle Mondlicht fiel durch die Fenster hinein in die große Halle, und als ich mich umschaute, sah ich eine Kommode, auf der ein kunstvoll gestalteter Kerzenleuchter stand. Ich wollte darauf zulaufen, ihn mir schnappen und die Kerzen entzünden, doch ein schrecklicher Laut stoppte meine Bewegung.
    Ein Zischen...
    Ich zuckte zusammen.
    Erwartete jederzeit, dass einer dieser grauenvollen Drachenbestien auf mich zusprang, mir die Kehle mit seinen krallenbewehrten Pranken zerriß oder mich mit dem heißen Feueratem versengte.
    Nichts dergleichen geschah. Noch nicht.
    Ich setzte mich wieder in Bewegung, und mit wenigen schnellen Schritten war ich bei dem Leuchtfeuer. Er war zu schwer um ihn längere Zeit halten zu können. So drehte ich eine Kerze heraus. Ich fühlte das glatte Wachs in meiner Linken und dachte an meinen Traum.
    Diese Kerze hatte ich auch da gehalten.
    Aber das war ein Detail, das mich in diesem Moment nicht mehr schrecken konnte.
    Teve holte ein Feuerzeug aus seiner Hosentasche und zündete die Kerze an.
    "Gehen wir", sagte er. "Ich nehme an, der Sicherungskasten ist auch dort unten."
    John Wu nickte, und dann stiegen wir hinab in die Kellergewölbe...
     
    *
     
    Wir stiegen eine Treppe hinab, dann befanden wir uns in jenem düsteren Gewölbe, das ich aus meinem Albtraum bereits kannte.
    Die steinernen Wände strahlten Kälte aus, und ein leicht modriger Geruch stieg mit in die Nase.
    Wie in einem Grab!, durchfuhr es mich.
    John Wu schritt auf den Sicherungskasten zu, und ich leuchtete ihm. Hektisch versuchte er, den Strom wieder einzuschalten. Aber es funktionierte einfach nicht.
    Der Schein der Kerze fiel auf die abgestellten Möbel.
    Ich sah die geschnitzten Drachen, deren Augen uns böse anzufunkeln schienen.
    Als lebten sie!, durchzuckte es mich. Diese Drachen wirkten wie erstarrt. Als ob sie mitten in der Bewegung innegehalten hätten....
    Weiter gingen wir.
    Und dann war da die Wachsfigur.
    Genau so, wie es im Traum gewesen war.
    Ich sah zuerst die Füße.
    Und die eigenartigen Zeichen, die mir im Traum aber nicht aufgefallen waren.
    Sie waren auf den Boden gemalt und um die Figur herum als Dreieck.
    Wie bei jenem Ritual, das im Haus der Lady Blanchard durchgeführt wurde!, erinnerte ich mich.
    Schließlich sah ich das Gesicht und erschauderte.
    "Michael John Leary", flüsterte ich. "Ein Mann, den es nie gegeben hat."
    "Wovon sprechen Sie?", fragte John Wu.
    Er wirkte ziemlich verwirrt.
    "Es mag Ihnen vielleicht absurd erscheinen, Mr. Wu, aber ich glaube dass der Geist dieser Lady Jennifer Blanchard möglicherweise noch in dieser Welt weilt. Hier, in dieser Wachsfigur!"
    Bevor ich es ihm näher erklären konnte, ließ ein lautes reptilienhaftes Zischen uns alle zusammenzucken. Und dann waren Schritte zu hören.
    Langsame, bedächtige Schritte.
    Der Schein einer Taschenlampe leuchtete auf. Ich kniff die Augen vor der grellen Helligkeit zusammen.
    Eine Gestalt nährte sich.
    "Vater?", rief John Wu fragend.
    Ungläubiges Staunen stand in seinem Gesicht. Seine Augen waren weit aufgerissen.
    Der Strahl der Lampe senkte sich etwas. Es war jetzt zu sehen, dass es sich tatsächlich um niemand anderen als George Wu handelte, der mit starrem Gesicht dastand. In der Linken hielt er die Lampe.
    Und in der Rechten eine Pistole!
    "Vater, was tust du hier? Ich dachte..."
    George Wu musterte seinen Sohn ohne jede Regung. "Der Diener ist mit dem Bentley losgefahren. Ich blieb hier und wartete auf dich... Rühr dich nicht!"
    "Vater, du..."
    "Ich würde dich erschießen, John!", sagte George Wu mit emotionsloser Stimme, die keinen Zweifel daran ließ, dass er es ernst meinte. Seine Worte waren weniger eine Drohung, als eine nüchterne Feststellung.
    "Du bist nicht mehr du selbst, Vater!"
    "Ach, ja?"
    Steve machte indessen eine unvorsichtige Bewegung. George Wu hob sofort den Lauf der Waffe und schwenkte sie in Steves Richtung.
    Wieder durchdrang dieses grauenerregende tierische Zischen das dunkle Gewölbe.
    Und die geschnitzten Drachen erwachten zum Leben!
    Sie gewannen an Farbe. Ein grünes Leuchten ging von ihnen aus, und sie veränderten ihre Gestalt. Die roten Augen funkelten böse, und die Mäuler rissen sie weit auf.
    Hier und da schoss eine Flammenzunge hervor.
    Ich hielt mich dicht neben Steve und umfasste seinen Arm, als eine dieser kleinen Bestien einen Satz machte und auf den Boden landete. Gespenstisches grünliches Leuchten erfüllte nun den Raum. Das Zischen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher