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Hexenmacht

Hexenmacht

Titel: Hexenmacht
Autoren: Alfred Bekker
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übersinnlich begabt, nicht wahr? Ich bin auf ein paar alte Zeitungsartikel gestoßen..."
    "An ihnen ist offenbar ein Journalist verloren gegangen", warf Steve ein.
    "Vielleicht sogar auch ein Detektiv."
    "Ich sage Ihnen das nur, um Ihnen deutlich zu machen, dass Sie mir gegenüber offen sein können. In Ihren Artikel können Sie nur das schreiben, was Sie zweifelsfrei beweisen können. Aber ich habe längst erfahren, dass es Dinge gibt, für die in unserem herkömmlichen Weltbild eigentlich kein Platz ist. Was glauben Sie, was mit meinem Vater passiert ist?"
    "Es gibt da eine Vermutung", sagte ich.
    "Welche?"
    Ich atmete tief durch und sah John Wu offen an. "Ich glaube, dass der Schlüssel zu allem im Keller ihrer Villa zu finden ist."
    "Der Schlüssel? Ich verstehe nicht! Wovon sprechen Sie, und woher wollen Sie wissen, was sich in unserem Keller befindet?"
    Ich antwortete nicht auf John Wus Frage, sondern fuhr fort:" Ich spreche von einer ganz bestimmten Wachsfigur, von der ich annehme, dass auch sie sich im Besitz ihres Vater befindet!"
    "Was schlagen Sie vor?"
    "Das Sie uns in diesen Keller führen, Mr. Wu! Versprechen kann ich Ihnen allerdings nichts."
    John Wu nickte.
    Er schaute auf die Rolex an seinem Handgelenk.
    "Dann verlieren wir keine Zeit", sagte er. "Mein Vater ist heute Abend bei einem Wohltätigkeitsball, wir können uns im Keller also mal umschauen..."
     
    *
     
    Dunkel und modrig war es im Kellergewölbe. Die junge Frau mit dem goldblonden Haar und den kalten blauen Augen wandte den Blick. Ein geisterhaftes Leuchten umgab sie. Ihr Körper schien ein wenig transparent zu sein.
    Teuflisch war das Lächeln, das ihre Lippen umspielte. Hochmut und Hass standen in dem feingeschnittenen Gesicht mit den hohen Wangenknochen. Sie bewegte den Mund nicht, und doch war ein leises Lachen zu hören, das schauerlich in dem düsteren Gewölbe verhallte.
    Sie trug ein blaues Kleid, umweht von einem Schleier, der auf eigentümliche Weise zu fluoreszieren schien. Ein kaltes Licht, das die im Keller abgestellten Möbel mit den eigentümlichen Schnitzereien ein wenig aus der Dunkelheit lockte.
    Die Drachen...
    In der Bewegung erstarrt und hölzern waren sie, gefroren der heiße Atem ihrer Flammenzungen. Aber ihre Augen wirkten so, als könnte dieses dämonische Schnitzwerk jederzeit zum Leben erwachen.
    Zu einer unheimlichen Art von Leben.
    "Kommt, meine Diener", sagte die seltsame Frau, ohne dass sie ihre Lippen dabei bewegte. "Kommt, ihr Vollender meiner Rache! Bald ist es soweit. Nicht mehr lange und der Augenblick der Wahrheit ist da!"
    Ein irres Kichern folgte und die junge Frau hob leicht den Arm.
    "Ich bin nicht tot. Nicht wirklich. Ich lebe auf dieselbe Art, auf die auch ihr existiert, ihr Geister des Glücks und der Vernichtung."
    Ihr schallendes Gelächter erfüllte den Raum. Und im nächsten Augenblick erwachten die geschnitzten Drachen zu unheimlichen Leben.
    Sie wurden grün, leuchteten auf geisterhafte Weise und begannen ihre Form zu verändern, so als müssten sie sich erst für eine bestimmte Gestalt entscheiden.
    Arme wuchsen, krallenbewehrte Pranken und mächtige Hinterbeine.
    Nur die fratzenhaften Gesichter mit den rotglühenden Augen und den weit aufgerissenen, zahnbewehrten Mäulern blieben konstant.
    Ein Zischen aus Dutzenden von Drachenkehlen erfüllte das Kellergewölbe und mischte sich mit dem Lachen der jungen Frau.
    "Kommt, meine getreuen Diener! Und folgt mir!"
    Die grünen Drachen hatten sich aus den Schnitzereien gelöst und sprangen auf die junge Frau zu, die sich nicht im geringsten vor ihnen zu ängstigen schien. Wie Welpen einer Hündin folgten sie ihr dann.
    Ihr Zischen hatte auch etwas Winselndes an sich.
    Jedem Beobachter wäre sofort klar gewesen: Dies war die Herrin dieser kleinen Bestien.
    Sie ging durch das Gewölbe, und eine Spur aus kaltem stahlblauem Licht zog sich wie dicker Nebel hinter ihr her.
    Und dann erreichte sie die Tür.
    Die Tür aus dickem Mahagoni.  
    Für die junge Frau und ihre Begleiter war es kein Hindernis. Sie schritten einfach hindurch.
    Ihre Materie vermischte sich auf rätselhafte Weise mit dem harten Holz, aus dem die Tür gefertigt war, und einen Augenblick später lag diese bereits hinter ihnen.
    Die junge Frau durchquerte den Raum dahinter, und die Drachengeister folgten ihr noch immer. Die Lichtspur durchzog den weitläufigen Raum und tauchte den kalten Stein des breiten Treppenaufgangs in ein fahles Licht.
    "Kommt nur", wisperte ihre Stimme.
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