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Hexenkatze - Roman

Hexenkatze - Roman

Titel: Hexenkatze - Roman
Autoren: Andrea Schacht
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eine Eins.«
    »Soso.«
    »Mh.«
    »Sonst noch wo?«
    »Vokabeltest!«
    »Aha. Und du bist jetzt irgendwie der Meinung, dass du noch mehr Lob und Anerkennung brauchst?«
    Micki bittet selten um irgendwelche ausgefallenen Dinge, deswegen war ich jetzt nur neugierig.
    »Duhu, ich hab doch übernächste Woche Geburtstag.«
    »Das hätte ich jetzt glatt vergessen. Gut, dass du mich daran erinnerst. Wie alt wirst du eigentlich?«
    »Mam!«
    »Nun lass es raus!«
    »Wenn das Wetter schön ist, könnte ich wohl zwei, drei Leute zum Grillen einladen?«
    »Wie viele sind ›zwei, drei Leute‹?«
    Ich kenne doch meine kontaktfreudige Tochter.
    »Ähm, Sylvi, Trixi, Nele, Dani, Yasemin, Sheba …«
    »Wer?«
    »Oh, eine Neue. Mit Kopftuch. Aber sie muss auch mal unter Leute kommen.«
    »Unter zwei, drei. Ich verstehe. Bislang war das eine reine Damengesellschaft. Ich denke, mit vierzehn bist du alt genug für Herrenbegleitung, nicht? Wen gibt es denn da noch so?«
    »Oh, Tobi, Berni, Reza, Schluffi und … äh, Kevin.«
    »Äh Kevin? Kenne ich äh Kevin?«
    Mickis milchkaffeefarbene Haut hatte bei dem letzten Namen eine dunklere Färbung angenommen.
    »Er … er ist zwei Klassen über mir. Kevin Knopfloch.«
    »Gott, der Ärmste.«
    »Ja, nicht? Darf ich die alle einladen?«
    »Darf ich dazu die Salate, die Bowle, den Schwenkbraten und die Würstchen machen?«
    »Ach, Mam!«
    Micki kam zu mir um den Schreibtisch herum und drückte mich. In diesem Moment begann das Dröhnen und Wimmern nebenan wieder, und sie zuckte zusammen.
    »Was ist das denn?«
    »Oh, das hatte ich schon eine Stunde lang. Das scheint Xenia abzusondern.«
    »Kriegt die hin und wieder Schreikrämpfe da drüben?«
    »Du hast es wahrscheinlich erfasst. Das hört sich wirklich an, als ob sie gegrillt wird.«
    »Jetzt verstehe ich aber gar nicht mehr, warum der Schorsch sich so aufregt, wenn wir mal ein bisschen Techno hören. Das ist ja glattweg barocke Flötenmusik gegen dieses Gedonner da.«
    »Ich versteh’s auch nicht, Micki. Und wenn das nicht aufhört, werde ich mich leider heute Abend bei ihm beschweren müssen.«
    »Ich stopfe mir jetzt Watte in die Ohren und mach Aufgaben.«
    »Gute Idee!«
    Ich folgte ihrem Beispiel und vertiefte mich wieder in mein Protokoll.
     
    Zwei Stunden später war ich fertig, las das Geschriebene Korrektur und ließ es ausdrucken. Nebenan war Ruhe eingekehrt. Während der Drucker arbeitete, räumte ich meinen Schreibtisch auf. Ein bisschen Ordnung muss sein. Dannstreckte ich mich, um meine verkrampften Schultern zu lockern, und erfreute mich an meinem Arbeitszimmer. Bisher hatte ich ein Eckchen im Schlafzimmer für mich reserviert und beständig in einem Wust aufgeschlagener Wörterbücher, Nachschlagewerke und Fachzeitschriften gelebt. Deswegen war ich froh, jetzt alles in weißen Regalen stehen zu haben, hinter den blau gemusterten Gardinen einen luftigen Ausblick über die vier Bäume im Garten zu genießen und meine nackten Zehen in den hellgrauen Teppichboden vergraben zu können. Es war schon schön, ein geräumiges Haus zu haben, selbst wenn es mit dem einen Nachbarn nicht so klappte. Die anderen waren ja sehr verträglich. Keiner drängte sich auf, aber alle grüßten freundlich und nahmen auch schon mal Pakete für uns an.
    Ich ging hinunter. Mickis Zimmertür war geschlossen, es drang leise Musik heraus. Also ging ich weiter nach unten. In der Küche stand Freias Korb. Die Grautigerin schlief oder döste, die weißen Pfötchen sorgsam um ihren schwarzen Nachwuchs geschlungen. Als ich an den Kühlschrank ging, blinzelte sie mir träge zu. Ich bückte mich und streichelte sie ein wenig. Für eine Streunerkatze war sie ganz gut gepflegt und nicht zu mager gewesen, als wir sie aufgeklaubt hatten. Aber vermutlich hatte sie so ihre Futterstellen. Es gab viele Haushalte mit Katzen in dieser Straße.
    Wir waren Semi-Vegetarier, Micki und ich. Also nicht unbedingt fanatisch. Aber Fleisch gab es selten bei uns. Ich sahdie Vorräte durch. Allem Anschein nach sollte es Nudeln mit einer Gemüse-Sauce geben. Ich setzte Spaghetti auf, putzte Zwiebeln, Pilze und Peperoni, die in Tomatenpüree gedünstet wurden. Zur Abrundung wollte ich ein paar frische Kräuter aus dem Garten holen. Unsere Vorbesitzer hatten ja zum Glück ein wohlsortiertes Kräuterbeet hinterlassen, und ich hatte noch ein paar Schalen dazu angelegt. Mit allen meinen Lieblingspflanzen, wie Rosmarin und Thymian, Lavendel und Salbei, Estragon und Dill, Majoran und
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