Hexenkatze - Roman

etwas fällt mir nicht leicht. Ich … ich … Oh, verdammt, das ist es, was ich mir die ganze Zeit wünsche. Eine Familie. Mit dir und Micki eine Familie zu haben.«
    Das Lachen wurde zu einem Strom der Heiterkeit, und die erfüllte mich fast bis zum Überquellen.
    »Um einen Wunsch erfüllt zu bekommen, muss man nur die richtigen Zauberworte aussprechen«, forderte ich ihn heraus.
    »Zauberworte? Aber die kenne ich nicht. Dafür bist du zuständig.«
    »Jeder kennt sie.«
    »Jeder?«
    »Ja. Du sicher auch. Aber damit sie auch wirksam sind, müssen sie aus ganzem Herzen kommen.«
    Ich sah im sternenhellen Dämmerlicht eines anbrechenden Tages sein ausdrucksvolles Gesicht über mir. Es zeigte Zweifel, ein wenig Angst. Aber dann wurde es plötzlich sehr ernst, und er sagte sie, die Zauberformel, sehr bestimmt und mit einem Hauch von Ausschließlichkeit.
    »Ich liebe dich, Deba. Ich liebe dich von ganzem Herzen.«
    Und der heitere Quell verwandelte sich in das Meer der Glückseligkeit.
    »Dann lass uns den Wunsch Wirklichkeit werden lassen, Alex.«
    »Meinst du das ernst?«
    »Ganz ernst, Alex. Komm näher, damit ich dir zum Beweis einen meiner Zauberküsse geben kann.«
    Und wenn es auch in dieser Welt doch auch immer dunklenSchatten geben würde, in dieser Nacht schliefen wir in einem lichten Traum vereint bis weit in den Tag hinein.
     
    »Bist du wach, Deba?«
    »Schon fast. Warum?«
    »Mir ist etwas eingefallen. Sag mal, was wird Micki denn dazu sagen?«
    »Och, ich weiß nicht. Fairerweise solltest du sie wohl auch mal fragen, wie das so mit der Familienbildung ist.«
    Das nahm er sich zu Herzen, und ich wurde, als ich später nach unten ging, ungesehen lauschender Zeuge eines höchst interessanten Wortwechsels. Lauschen ist verwerflich, aber leider auch sehr amüsant!
    Micki und Alex saßen bei ihrem Kaffee am Küchentisch. »Micki?«
    »Ja, Alex?«
    »Du weißt, dass ich deine Mutter sehr gerne habe.«
    »So, hast du meine Mutter sehr gerne? Das freut mich aber für sie.«
    »Ja, und, so komisch das ist, dich mag ich auch.«
    »Ach ja?«
    »Ich habe mit deiner Mutter über etwas gesprochen, das auch dich eine Menge angeht.«
    »Und da hat sie zugehört, nehme ich an.«
    Ich wusste, dass Micki sich an Alex Versuchen, ihr von seinenehrbaren Absichten zu erzählen, weidete. Schadenfrohes kleines Biest! Genau wie ich.
    »Du hängst sehr an deinem Vater, nicht wahr?«
    »Er ist sehr charmant. Und er druckst selten so herum. Er kommt immer gleich zur Sache.«
    »Du findest, dass ich herumdruckse?«
    »Och nöööö … Gaaaa nich.«
    Ich hörte Alex aufstehen, vermutlich hatte er den Schalk in Mickis Augen endlich entdeckt. Ein Stuhl scharrte, dann sagte er: »Liebe Michaela, ich möchte dich hiermit offiziell um die Erlaubnis bitten, deine Mutter heiraten zu dürfen.«
    Prustendes Gekicher ertönte, und als ich in die Tür kam, sah ich Alex zu ihren Füßen knien.
    »Stehen Sie auf, mein Herr!«, gluckste Micki und sah mich dann an. »Siehste!«, strahlte sie.
    Ich musste lachen, und Alex sah irritiert zwischen uns hin und her.
    »Was meint dein ungeratener Sprössling damit?«
    »Ach, Micki hat da so eine Art, sich ihre Wünsche zu erfüllen. Sie hat dich, glaube ich, seit wir hier wohnen, mit einem Bann belegt.«

Informationen zum Buch
    Deba McMillen hat nach der Trennung von ihrem amerikanischen Mann eigentlich genug von Männern. Auch ihr Nachbar Alexander Harburg macht keinen besonderen Eindruck auf sie – ganz im Gegenteil. Immer öfter muss sie sich über ihn ärgern, was seltsame Kräfte in ihr freisetzt. Auf der Suche nach der Ursache ihrer zerstörerischen Fähigkeiten begreift Deba, dass es irgendwie mit den Katzen Holy und Mystery zu tun hat, die sich bei ihr und ihrer Tochter Micki eingeschlichen haben. Ein wunderbarer Roman über Katzen, Liebe und Dämonen.

Informationen zur Autorin
    ANDREA SCHACHT lebt als freie Schriftstellerin in der Nähe von Bad Godesberg. Neben erfolgreichen historischen Romanen hat sie etliche Bücher veröffentlicht, in denen Katzen eine Hauptrolle spielen. Bei Rütten & Loening liegen von ihr vor: »Das doppelte Weihnachtskätzchen«, «Weihnachten mit Plüsch und Plunder«, »Weihnachtskatz und Mausespeck« sowie »Weihnachtskatze gesucht«. Im Aufbau Taschenbuch veröffentlichte sie »Der Tag mit Tiger«, »Auf Tigers Spuren«, »Tigers Wanderung«, »Die Katze mit den goldenen Augen«, »Katzenweihnacht« sowie »Morgen Katzen wird’s was geben«.