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Hexenkatze - Roman

Hexenkatze - Roman

Titel: Hexenkatze - Roman
Autoren: Andrea Schacht
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verkehrsbehindernd ist, Frau McMillen. Oder sehen Sie das anders?« Dieser Mann konnte Eissplitter in seine Stimme legen.
    »Ich parke hier nicht, Herr Harburg.« Ich konnte auch Frost erzeugen.
    »Ich hoffe, Sie sind versichert.«
    »Und ich hoffe, dass Sie oder diese reizende junge Dame das ebenfalls sind. Nach den hiesigen Bestimmungen der Straßenverkehrsordnung ist nämlich derjenige, der auffährt, zunächst einmal schuld.«
    Schon keifte Xenia wieder los. Und ich hatte alle Mühe, meine Gefühle für sie unter Kontrolle zu halten. Immerhinging sie mit dem Gegeifere offensichtlich meinem Nachbarn auch auf die Nerven, und er wies sie an, sich still zu verhalten. Schmollend drehte sie sich von ihm weg. Dann ließ er sich herab, sich meine Version des Unfallhergangs anzuhören, und willigte schließlich, nach oberflächlicher Prüfung des Schadens, ein, ohne die Gesetzeshüter einzuschalten, die Angelegenheit über seine Versicherung abzuwickeln.
    Nur den Ärger hatte ich mal wieder. Traurig sah ich die barocken Formen des hinteren Teils meines Kleinwagens an. Das andere Fahrzeug hatte lange nicht so viel Schnörkel im Blech. Aber ein größeres Auto konnte ich mir im Moment nicht leisten, jetzt, wo ich das Haus gekauft hatte. Ich zuckte mit den Schultern, parkte am Straßenrand und machte mich ans Telefonieren. Zum Glück hatte die Werkstatt wenigstens gleich einen Termin frei und einen Leihwagen für mich.
     
    Micki hatte eine alte Decke und ein Kissen in einen runden Korb gelegt, und die Grautiger-Kätzin war heftig dabei, Kinder zu gebären, als ich zurückkam.
    »Ich glaube nicht, dass die hier jemandem gehört. Oder hast du sie schon mal gesehen, Mam?«
    »Doch, ja. Drüben in der Wiese. Hat sie irgendwelche Kennzeichen?«
    »Nein, nichts. Du, das wär schön, wenn die bei uns bleiben würde.«
    Micki sah mich mit sehnsüchtigen braunen Augen an. Die sie nicht von mir hat, denn meine sind nun mal grün. Und schon lange nicht mehr sehnsüchtig.
    »Ich vermute, so eine alte Streunerin bleibt nicht im Haus.«
    »Aber die Kitten, die Kleinen …?«
    »Ein Wurf kann bis zu sieben …«
    »Versuchen kann man es, ja, Mam? Bitte! Ich glaube nämlich, diese Katze ist ein Omen!«
    »Mmh. Ein gutes oder ein böses?«
    »Weiß ich noch nicht. Ein bisschen von allem, denke ich. Wie immer. Aber ist auch wurscht. Ich möchte sie behalten. Und wenigstens zwei von den Kitten.«
    »Also gut, zwei kleine Katzen. Aber du kümmerst dich darum. Und darum, dass alle, die über zwei sind, ordentlich untergebracht werden.«
    »Okay.« Sie strahlte mich an und streichelte die Grautigerin, die ein schwarzes, feuchtes Etwas produziert hatte und jetzt heftig ableckte. »Hat sich der Schorsch von nebenan eigentlich beruhigt?«
    »Der wer?«
    »Unser Nachbar.«
    Ich verkniff mir ein Kichern. Der »Schorsch von nebenan« war gut. Ich weiß nicht, ob ich das Haus genommen hätte, wenn ich vorher gewusst hätte, was wir uns für Probleme mit dem Mann eingehandelt hatten. Aber das war etwas, um dasich mich zum Zeitpunkt der Suche wenig gekümmert hatte. Dumm gelaufen!
    »Herr Alexander Harburg hat zwar Frost verbreitet, aber sich zumindest fair verhalten. Was schon ein Wunder an sich ist.«
    »Zumindest ist das mehr als das, was die schrille Xenia geboten hat. Guck mal, da ist das nächste Kätzchen.«
    Wer bin ich, dass ich meiner Tochter den Wunsch nach den Kätzchen hätte abschlagen können? Vor allem, wo wir jetzt ja wirklich auch die Umgebung dazu hatten.
     
    Vor einer Woche waren wir in die Doppelhaushälfte eingezogen. Schon zu diesem Zeitpunkt war mir klar, dass wir es mit unserem Nachbarn nicht leicht haben würden.
    Natürlich hatten wir vor dem Einzug renovieren müssen. Damit fingen die Schwierigkeiten bereits an. Nicht, dass ich Probleme mit dem Renovieren habe. Wände streichen, Lampen anbringen, Gardinenleisten befestigen und kleinere Elektromontagen bekomme ich ganz gut hin. Und auch Micki ist sehr geschickt. Wir klebten also fröhlich die Fenster und Türen ab und hatten dazu eine fetzige CD laufen. Und weil man sich ja nicht einseitig belasten soll, drehten wir bei unserer Lieblingsmusik den Lautstärkeregler etwas höher und tanzten ausgelassen in den leeren Räumen. Es hallt so schön, wenn keine Möbel in der Wohnung stehen.
    Plötzlich brach die Musik ab, und ein Mann stand an der offenen Terrassentür, den Stecker in der Hand.
    »Es mag ja sein, dass Sie der irrigen Auffassung sind, sich hier benehmen zu können wie
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