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Hexenkatze - Roman

Hexenkatze - Roman

Titel: Hexenkatze - Roman
Autoren: Andrea Schacht
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um sie, was vielleicht ein Fehler war. Jedenfalls rief sie mir nach einer Weile zu: »Mam, es klappt nicht.«
    Mir schwante Böses, und ich ging zu ihr hinaus. Hier stand dieses Kind, hielt die Hände über den Grill und starrte gebannt auf das Häufchen Kohle.
    »Micki, spinnst du? Wir haben Grillanzünder und Streichhölzer im Haus.«
    »Aber sonst …«
    »Nicht hier!«
    »Warum denn nicht? Das ist doch unser Haus.«
    Nun ja, es machte keinen Krach, es erzeugte keinen Müll, also, warum nicht? Ich half Micki, das Feuer zu entzünden.
    Doch als ich zurück ins Haus ging, spürte ich den konzentrierten Blick der Nachbarstochter in meinem Nacken prickeln. Mist!
    An diesem Abend klingelte es an der Haustür, und als ich öffnete, stand eben diese vor mir. Sie hatte kurze, blauschwarze Haare, war auffällig geschminkt, trug hautenge Stretchhosen und ein bauchfreies Top.
    »Hallo! Ich bin die Xenia«, rauchhauchte sie.
    »Hallo, Xenia. Ich bin Deba McMillen. Wie geht’s?«
    »Oh, prima. Ich wollte fragen, ob Sie nicht Lust haben, heute mit mir wegzugehen. Kleine Party unter Freunden.« Sie zwinkerte mit einem Auge, dessen Wimpern stachelig getuscht waren.
    Nanu, womit hatte ich denn die Aufmerksamkeit verdient?
    »O sorry. Tut mir leid, aber das geht heute nicht. Ich muss noch arbeiten.«
    »Dann vielleicht ein anderes Mal?«
    Weder bin ich ein passionierter Partygänger noch ein Nachtmensch. Und das Letzte, was ich mir als Vergnügen vorstellen konnte, war mit dieser ausgeflippten Maid bei irgendwelchen kruden Veranstaltungen herumzuhängen.
    »Vielen Dank für die Einladung. Aber sehen Sie, ich habe eine Tochter, um die ich mich abends kümmern muss. Deshalb gehe ich nicht viel aus.«
    »So, nicht?« Sie wirkte eingeschnappt. »Na, dann lassen Sie es.«
    Das Benehmen musste wohl in der Familie liegen. Kopfschüttelnd schloss ich die Tür hinter ihr.
    Ich arbeitete noch zwei Stunden, dann ging ich rechtschaffen müde zu Bett und fiel auch gleich in einen abgrundtiefen Schlaf.
     
    In der mondlosen Nacht schimmerte die weiße Rose wie ein milchiger Opal. Ihre seidigen Blütenblätter hatten sich geschlossen, und der honigschwellende Kelch lag geschützt in ihrem duftenden Dunkel.
    Mit einem zärtlichen Summen umkreiste das schwarze Insekt die stolz aufgerichtete Blüte. Es sang und sirrte sein verführerisches Lied.
    Zögernd, doch auch willig, von dem Schwirren der Flügel gelockt, breitete die Rose Blatt für Blatt aus. Werbend umkreiste und umtanzte das Insekt die schimmernde Rose. Und so öffnete sie sich dem lieblichen Gesang. Sie bot ihm den Kelch voll goldenem Honig dar. Und gierig trank das schwarze Flügelwesen von dem süßen Nektar, bis es satt und taumelnd weiterflog.
    Und die seidigen Blütenblätter hingen schlaff von dem geschändeten Kelch, zu kraftlos, die schützende Hülle wieder zu schließen.
Erst als von dem dunklen Mond der schwarze Tau herniedersank und die welken Blätter netzte, fand die Rose die Kraft, ihre Blüte zu schließen.
    Und als die ersten Sonnenstrahlen sie rosig überhauchten, war es, als sei nichts geschehen.
     
    Ich wachte auf und fühlte mich alles andere als ausgeschlafen. Obwohl ich eigentlich solche Probleme sonst nie hatte. Träge reckte ich mich in meinem Bett und versuchte, mit ein paar erfreulichen Gedanken das Unbehagen zu vertreiben. Es gelang mir auch, sowie ich mich in meinem hellen Schlafzimmer umsah. Meinem eigenen Schlafzimmer, das ich ganz alleine für mich hatte.
    Das Haus war wirklich eine Verbesserung unserer Lebensumstände, wie sie drastischer nicht sein konnte. Vier, fast fünf Jahre lang hatten wir in einer Zweizimmerwohnung mitten in der Stadt gewohnt, ohne Balkon, ohne Katze, ohne Mann und Vater und ohne Grün vor der Tür. Damals, nachdem Jerry endgültig fortgegangen war, war das die erstbeste Lösung. Ich war schon froh, dass wenigsten Micki bei mir bleiben konnte, denn auch darum, wie um viele andere Dinge ebenfalls, hatte es hässlichen Streit gegeben. Heute zweifelte ich manchmal, ob Micki ihren Vater vermisste oder ob sie ihm grollte. Auf jeden Fall reagierte sie im Augenblick empfindlich auf das allzu deutliche Erbe, das er ihr vermacht hat. Sie ließ sich von mir auch nicht überzeugen,dass sie vermutlich einmal zu einer der umwerfendsten Schönheiten im Geviert würde. Jerry ist nämlich elternmäßig zur Hälfte Schotte, was uns unseren hübschen Hochland-Namen bescherte, und zur anderen Hälfte rabenschwarz. Außerdem war er der
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