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Hexenkatze - Roman

Hexenkatze - Roman

Titel: Hexenkatze - Roman
Autoren: Andrea Schacht
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im Affenstall, aber ich muss doch um etwas mehr Rücksichtnahme bitten, junge Frau!«
    Die Stimme war polterig, der Mann groß und breitschultrig, aber da ich gegen das Licht blicken musste, konnte ich sein Gesicht nicht erkennen. Außerdem schätze ich es nicht, von wildfremden Männern mit »junge Frau« angeredet zu werden! Schon gar nicht in dem Ton.
    »Wer sind sie eigentlich?«, pflaumte ich daher etwas ungehalten zurück.
    »Zufällig ihr Nachbar. Und ich muss sagen, so wie Sie sich hier einführen, lässt das nicht auf ein gutes Zusammenleben schließen.«
    »Das letzte, was ich will, ist mit Ihnen zusammenleben, guter Mann«, giftete ich zurück. »Wir renovieren unser Haus, wie es uns passt. Wie Sie vielleicht wissen, kann es dabei durchaus mal etwas laut werden.«
    »Sie sollten mit Fachleuten arbeiten. Profis stellen sich geschickter und leiser an. Und beschallen nicht die gesamte Nachbarschaft mit dieser Teufelsmusik!«
    Ich war inzwischen auf hundertachtzig. Was bildete sich dieser Mensch denn ein?
    »Weder habe ich Sie eingeladen, in mein Haus zu kommen,noch brauche ich Ihre Ratschläge. Sie können also gerne verschwinden.«
    »Sie sind eine aufsässige, unerzogene Zeitgenossin, junge Frau. Merken Sie sich bitte, dass Sie nicht alleine in diesem Haus wohnen. Und mäßigen Sie vor allem die Lautstärke der Musik bei Ihren Tanzeinlagen.«
    Damit verschwand er.
    »O Mann, das ist unser Nachbar?« Micki klappte die Augen nach oben.
    Wir stellten zwar nach diesem Auftritt die Musik etwas leiser, aber ich konnte es nicht lassen, bis abends um zehn noch ein wenig zu bohren und zu hämmern. Schließlich wollten wir nicht in eine Baustelle einziehen.
    Aber entweder war der Herr Nachbar nicht zu Hause, oder diese Art Lärm störte ihn nicht so sonderlich, jedenfalls bekamen wir zu dem Thema keinen Anpfiff mehr. Jedoch zu einem anderen.
    Wir hatten unsere Müllsäcke mit Tapetenresten und Farbeimern auf der Terrasse gelagert, weil die Müllabfuhr uns noch nicht auf der Entsorgungsliste hatte. Leider war einer der blauen Plastiksäcke aufgegangen, und der Inhalt hatte sich dummerweise auf das Nachbargrundstück ergossen.
    Diesmal sah ich auch sein Gesicht. Der Mann mochte so Mitte vierzig sein, dunkler Schnauzbart, grimmige Augenbrauen und ein verwittertes Gesicht. Er hätte vielleicht sogarin gewisser Weise als attraktiv gelten können, wenn er nicht mit einer derart eisigen Miene seine Beschwerde vorgebracht hätte.
    »Sorgen Sie gefälligst dafür, dass Ihr Müll aus meinem Garten verschwindet«, begrüßte er mich, als ich mit einer schweren Bücherkiste die Treppe zur Haustür erklomm.
    Ich gönnte ihm nur einen kalten Blick und schob ächzend meine Last in den Flur. Das konnte ja wirklich heiter werden. Drinnen setzte ich mich schnaufend auf die Kiste. Nicht, dass ich seine Hilfe gebraucht hätte. Ich bin gut trainiert und schaffe solche Aktionen auch alleine. Außerdem, viele Möbel hatten wir ja sowieso nicht, die großen, neuen Teile hatte das Möbelhaus bereits angeliefert, und zwei, drei Bekannte hatten mit aufgebaut. Aber im Interesse gut nachbarschaftlichen Verhaltens hätte er ja wenigstens ein Hilfsangebot machen können, statt mich gleich wieder anzurußen.
    Als ich mit Micki zusammen später den Beutel des Anstoßes wieder einräumte, um den ganzen Kram in die Garage zu bringen, lernte ich ein weiteres Mitglied des Nachbarhaushaltes kennen. Am Fenster im ersten Stock stand eine Frau, die uns äußerst interessiert zusah. Ich nickte förmlich und wandte mich wieder ab. Micki hingegen schüttelte sich und flüsterte: »Na, das ist ja mal eine seltene Nuss!«
    »Wieso?«
    »Die guckt so komisch.«
    »Die ist nur neugierig. Achte nicht drauf.«
    Aber mir kam sie auch etwas seltsam vor. Sie war verhältnismäßig jung, vielleicht Anfang zwanzig. Ich schloss daraus, dass sie wahrscheinlich die Tochter des griesgrämigen Nachbarn war. Für seine jüngere Gespielin wollte ich sie eigentlich nicht halten, aber man konnte ja nie wissen.
    Jedenfalls hatte sie wohl tagsüber nicht sehr viel zu tun, denn ich bemerkte, dass sie uns oft beobachtete.
     
    Ich lernte sie noch näher kennen, als wir bereits zwei Tage lang in dem Haus wohnten. Weil es noch sommerlich warm war, hatte ich mittags den Gartengrill nach draußen gestellt, um uns Fisch zu grillen.
    »Micki, zündest du bitte die Grillkohle an«, rief ich aus der Küche, und Micki sprang die Treppen hinunter in den Garten. Ich kümmerte mich nicht weiter
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