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Hexenkatze - Roman

Hexenkatze - Roman

Titel: Hexenkatze - Roman
Autoren: Andrea Schacht
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kam mit dem Tee, und Xenia hielt die Tasse mit beiden Händen, als ob sie jede Wärme brauchte.
    »Kannst du uns schon sagen, was mit dir los war, Xenia? Ich hab dich noch nie so gesehen. Es war grausig in jeder Hinsicht. Oder möchtest du lieber ausruhen?«
    Alex saß auf der Sofalehne und hatte den Arm um sie gelegt.
    »Ich … ich muss es loswerden. Aber Deba muss hierbleiben. Sie versteht das.«
    »Natürlich bleibe ich bei dir, Xenia.«
    »Es … es gibt da eine Gruppe. Das war anfangs …« Sie druckste herum, und ich half ihr ein bisschen weiter.
    »Es hat dich fasziniert, mit der Macht zu spielen.«
    »Ja. Es gibt einem ein gutes Gefühl. Dachte ich. Aber … sie haben so Einweihungsriten … ekelig. Hinterher ist man dann irgendwie stolz, dass man es doch geschafft hat. Aber die … die Opfer …« Sie schüttelte sich im nachträglichen Grauen.
    »Wo findet das Ganze statt? Im Wald? Auf dem Friedhof?«
    »Manchmal auf dem Friedhof. Aber es gibt da einen Raum. In den Abbruchhäuser, Micki hat ihn beinahe gefunden.«
    »Sonja wohl auch.«
    »Sonja? Welche Sonja?«
    »Oh, eine Trainerin aus dem Studio, in dem ich arbeite.«
    »So eine mageres Federgewicht, ja, ich erinnere mich. Was hatte sie da nur zu suchen?«
    »Sie war hinter Rüdiger her.«
    Das stellte ich einfach mal so in den Raum. Mal sehen, was jetzt kam.
    »Rüdiger …« Xenia schüttelte sich. »Er ist einer der Obersten. Er ist ein Satan. Er … organisiert das mit den Drogen.«
    »Du auch?«
    »Nein, nicht mehr. Darum durfte ich ja nicht Priesterin bei ihnen werden.«
    Ich atmete tief durch. Für meinen Teil wusste ich jetzt alles, was ich wissen wollte. Alex hatte aber noch eine Frage.
    »Was wolltest du heute damit erreichen, Xenia?« Nicht vorwurfsvoll, sondern mitfühlend klang es. Doch sie schluchzte auf, und erst nach einer Weile war sie bereit zu antworten.
    »Ich … ich habe Deba gehasst. Sie hat alles. Sie kann alles. Ich wollte sie demütigen. Schmerz zufügen. Micki liebt die Kätzchen, darum wollte ich sie umbringen. Ich kann mich selbst nicht mehr verstehen. Ich war wie besessen.«
    »Er hat großen Einfluss auf dich. Rüdiger, nehme ich an?«, fragte ich.
    »Er wollte erst, dass du zu uns kommst. Er sagt, du hast große Kraft. Aber dann hast du dich geweigert, und er wollte, dass ihr beide eine Lektion erteilt bekommt.«
    »Daher die ganzen Missgeschicke, der Streit und die Zerstörung. Ich hatte schon fast so etwas vermutet, Xenia. Aber bislang dachte ich, dass du alleine dafür verantwortlich warst.«
    Sie sah mich an, mit einem unschuldigeren Gesicht, als ich es je zuvor bei ihr gesehen hatte. Und zeigte ein sehr verrutschtes Lächeln.
    »Dazu braucht es mehr als meinen hilflosen Hass.«
    Ich nahm ihre Hand und hielt sie fest.
    »Xenia, gibt es jemanden, der dir jetzt weiterhelfen könnte? Ich denke, du brauchst über eine gewisse Zeit professionelle Betreuung. Wir können dir nur unsere Freundschaft bieten, aber deine Seele hat Wunden bekommen, die behandelt werden und ausheilen müssen.«
    »Die Frau, Dr. Kortis. Ich bin nicht mehr zu ihr gegangen. Sie hat aber gesagt, sie hilft mir immer.«
    »Können wir sie jetzt anrufen, Alex?«
    »Versuchen wir es.«
    Er ging zum Telefon. Unterdessen goss ich Xenia noch einen Tee ein. Sie sah mich an, diesmal mit einem weichen, neugierigen Blick.
    »Ich verstehe es noch immer nicht ganz, was du getan hast. Du hast wundervoll ausgesehen, Deba. Mächtig. Riesengroß. Ganz golden und voller Licht. Und dieses Lächeln. Es steht noch immer vor meinen Augen. Ich glaube, es wird mir helfen, zu mir zurückzufinden.«
    Ich streichelte sie und drückte dann ihre Hand.
    »Sie kommt gleich vorbei und nimmt dich mit zu ihr, Xenia«, meldete Alex. »Ich gehe und hole dir ein paar Sachen aus deinem Zimmer.«
    Unisono riefen Xenia und ich: »Nein!«
    »Bleibt heute Nacht aus meinem Zimmer.«
    »Ich hole dir einen Jogginganzug von mir und andere Kleinigkeiten.«
    Als ich zurückkehrte, war die Psychiaterin bereits eingetroffen. Sie war sichtlich aus dem Bett gekommen, aber wirkte hellwach. Mich musterte sie mit einem skeptischen Blick, dann sagte sie nur: »Aha!«
    Mir wurde plötzlich klar, wie ich aussehen musste. Zerzauste Haare, wallendes Gewand, barfuß! Wahrscheinlich hielt sie mich für die Irre.
    Hielt sie nicht.
    »Wir beide sollten uns unbedingt unterhalten. Die Methode, die Ihresgleichen einsetzt, habe ich noch nie in der Praxis angewandt erlebt.« Sie gab mir aber keine Zeit zur Antwort,
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