Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hexenkatze - Roman

Hexenkatze - Roman

Titel: Hexenkatze - Roman
Autoren: Andrea Schacht
Vom Netzwerk:
fühlte schon wieder die Wut in mir aufsteigen, als ich die drei Stufen zum Eingang hochging. Und ehe ich es mich versah, kippte seine Mülltonne um, die er eben an den Bordstein schob. Der Inhalt verteilte sich auf der Straße.
    »Viel Spaß«, wünschte ich und schlug die Haustür hintermir zu. Aber dann packte mich das Unbehagen. Hoffentlich hatte Micki nicht …
    Vergebliche Hoffnung. Micki hatte.
    »War das Zufall?«
    »Es ist immer Zufall«, beschied ich sie kurz und zog mich ins Wohnzimmer zurück.
    Dort fiel es mir wieder ein, was mich irritiert hatte. Schwester hatte er gesagt. Schwester? Na, dann war Xenia wohl ein ziemlicher Nachkömmling in der Familie. Kein Wunder, dass das schrille Huhn dermaßen herumzickte. Vermutlich das verwöhnte Nesthäkchen.
     
    Am nächsten Morgen wählte ich lila Radlerhosen und ein schwarz-lila T-Shirt. Heute war Fahrradtag, denn Micki hatte sich die Skates ausgeliehen. Weil es schon morgens sehr warm war, verzichtete ich auf weitere verhüllende Kleidungsstücke, sehr zur Freude der Müllwerker, die gerade vor unserem Haus ihrer Tätigkeit nachgingen, als ich das Rad aus der Garage schob. Mehrere anerkennende Pfiffe und einige schmeichelhafte Bemerkungen schallten zu mir herüber. Und ich gehöre nicht zu den prüden Jungfern, die sich bei so offenkundiger Bewunderung südländischen Temperamentes indigniert abwenden. Ich lachte die drei Männer an und schwang mich aufs Rad.
    »Es macht mir ja nichts aus, wenn Sie nicht besonders wählerisch in Ihren Männerbekanntschaften sind, aber sooffenkundig brauchen Sie sich hier auch nicht zur Schau zu stellen«, murmelte die Reibeisenstimme neben mir. Ich wäre beinahe umgekippt. Alexander Harburg! Wäre mir die Stimme nicht bekannt gewesen, ich hätte ihn nicht erkannt. Im grauen Anzug, mit Aktentasche. Und einem unverschämten Grinsen auf dem Gesicht.
    Der Tag fing nicht gut an.
    Ich radelte aus dem Wohngebiet hinaus und bog auf die Hauptstraße, die in das kleine Industriegebiet führte. Unser Haus stand in einem Vorort eines Vororts, einem eingemeindeten Dorf einer Kleinstadt. Zwischen Dorf und Kleinstadt allerdings wurde ein Gewerbegebiet erschlossen. Das war zwar hässlich, hatte aber unbestreitbare Vorteile. Es gab einen Supermarkt, drei Autohäuser, ein Möbellager und ein Lampenstudio. Und eine Reihe von Baustellen, denn inzwischen hatten eine Versicherung, ein Ingenieurunternehmen und eine Wirtschaftsprüfungsgesellschaft die Genehmigung zum Bau ihrer Glaspaläste bekommen. Ein paar ältere baufällige Häuser in schönstem Vorkriegs-Mietskasernen-Stil standen eingezäunt in dem Bereich, wo eines der Bürogebäude entstehen sollte. Sie waren zum Abbruch bestimmt und starrten mit leeren Fenstern in den Spätsommermorgen. Ein deprimierender Anblick.
    Ich verließ das Industriegebiet und kam in die bewohnten Randbezirke. Hier, zwischen kleinen Läden, der Post und dem Kindergarten, befand sich das Studio.
    Kaum eingetreten fing mich »de Ärisch« ab.
    »Hallo, Deba.«
    Ich wurde an eine superbreite, supermuskulöse Brust gedrückt und bekam rechts und links einen Schmatz auf die Wange. Das macht Ärisch aber mit allem, was weiblich und zwischen zwölf und neunzig ist. Man gewöhnt sich dran. Jeany hat sich auch daran gewöhnt – und Jeany ist seine Frau.
    »Na, Supermann, wie geht’s? Wie kommt es, dass du zu so früher Stunde hier bist?«
    Erich macht normalerweise abends Theke und Training. Morgens rückt er Möbel in einem Möbelhaus.
    »Jeany ist beim Zahnarzt. Hier, der Boss hat gesagt, ich soll dich fragen, ob du wieder den SV-Kurs donnerstags übernehmen willst?«
    »Gern. Ab wann?«
    »Übernächste Woche. Es haben sich schon sechs Frauen angemeldet.«
    »Gut, wieder zwei Monate lang?«
    »Glaub schon.«
    Mir kam eine Idee.
    »Kann ich Micki mitbringen?«
    »Klar. Kein Problem.«
    »Na, ich frage Alan lieber noch mal. Wann lässt er sich mal blicken?«
    Der Besitzer des Studios hatte den Laden so gut im Griff, dass er nur selten mal vorbeischaute.
    »Weiß nicht. Ruf ihn mal an. Oder sprich mit Katharina. Die wollte heute gegen Mittag kommen.«
    Katharina war die Geschäftsführerin dieses und der zwei anderen Studios, die Alan gehörten. Ich mochte sie.
    »Und die Sonja will die Mittwochstunden von dir übernehmen.«
    »Die kriegt sie aber nicht.«
    Sonja ist ein Geier. Über sie hatte ich mich schon oft geärgert. Sie will, dass alles nach ihren Vorstellungen läuft, immer mit der Begründung: »Aber ich arme
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher