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Hexenfluch: Roman (German Edition)

Hexenfluch: Roman (German Edition)

Titel: Hexenfluch: Roman (German Edition)
Autoren: Lynn Raven
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Vermischte sich mit dem, was sie auf die Linien strich.
    Bauch, Rippen.
    Die Seite.
    Der Rücken. Die Klauen öffneten und schlossen sich, zogen noch mehr Blut. Stöhnend ließ er den Kopf in den Nacken fallen, das Gesicht vor Schmerz verzerrt. Die Sehnen an seinen Schultern, seinem Hals, dem Nacken traten hervor. Das fahle Licht zog sich mehr und mehr um sie zusammen. Wisperte ihren Namen. Seinen. Raunte ›Puppenspielerin‹. Wieder und wieder. Sie merkte kaum, dass sie um ihn herumging. Zentimeter für Zentimeter. Immer wieder die Fingerspitzen in das Blut in ihrer Schale tauchte.
    Die Schultern, die Arme.
    Da war noch etwas anderes, jenseits der Linien und zugleich Teil von ihnen. Seelen. Zwei. Seine Atemzüge wurden kürzer, flacher, abgehackter. Mit jedem Mal mehr. Weiße Wolken in der Kälte.
    Nach vorne, die rechte Seite seiner Brust. Er taumelte unvermittelt, krümmte sich vornüber, sekundenlang. Keuchend. Und richtete sich wieder auf, zitternd, am ganzen Körper, nach Atem ringend. Richtete sich auf, damit sie weitermachen konnte. Nahm die Schultern zurück. Die Lider mit aller Gewalt aufeinandergepresst. Die Hände noch immer zu Fäusten geschlossen. Seine Rippen hoben und senkten sich viel zu schnell. Schweiß rann in Strömen über seine Haut. Vermischte sich mit dem Blut. Wurde zu Reif.
    Die linke Seite … Er schrie auf, als sie das Zentrum des Tattoos erreichte, die Stelle genau über dem Herzen, brach in die Knie, stürzte auf die Seite, schaffte es im letzten Moment, sich abzufangen, mit beiden Händen auf dem Boden abzustützen, das verletzte Bein ungeschickt zur Seite gestreckt. Sein Atem flog, jedes einzelne Luftholen fast ein Schrei. Ella spürte Tränen in ihren Augen. Trotzdem machte sie weiter. Stellte die Schale auf den Boden, kniete sich neben ihn, eine Hand auf seiner Brust, die andere auf dem Rücken. Der Kreis schloss sich endgültig. Ihr Blut mit seinem vermischt. Ihre Haut auf seiner. Das Licht zog sich noch weiter um sie. Sein Herz raste unter ihrer Hand. Der Bannfluch heulte in ihrem Geist. Christian krümmte sich vornüber. Riss den Mund zu einem gequälten Schrei auf, ohne einen Laut hervorzubringen.
    Ella schloss die Augen. Versuchte zu vergessen, was um sie war, die Kälte, die keuchenden Atemzüge, der rasende Herzschlag unter ihrer Hand. Der Schmerz, der sich durch ihre Barriere fraß, in ihren Geist wollte. Versuchte, mit der Gabe der Puppenspielerin zu sehen. Den Bannfluch auf seiner Haut, der sich wand, sich aufbäumte, sich in seinen Körper fraß, den letzten Befehl seiner Herrin ausführte: Töte! Versuchte, seine Macht zu sehen; feine, winzige Fäden, Lage um Lage, wie ein Kokon. Ein Kokon, der brannte und waberte. Sich wie lebendige Schatten auf der Haut wand und räkelte. Dunkel. Böse. Voller Hass. Glitt mit ihrer Gabe tiefer, strich durch den Pfad aus ihrem und seinem Blut, bis zu seinem Zentrum. Und fand die Quelle. Das, was ihm so viel Macht über diesen einen Hexer gab. Körper und Geist. Fand die Verbindung von Seele zu Seele. Klar und rein. Mächtig. Ein Name. Wie ein Flüstern.
    Majte.
    »Ich liebe dich …« Worte, jahrhundertealt. Gegen ihn benutzt. Zum Verhängnis geworden. Grund für einen viel zu frühen Tod. Majte. Darunter: eine zweite Quelle. Klein. Und in ihrer Unschuld umso mächtiger. Sein Sohn.
    Sie spürte Tränen auf ihren Wangen. So viel Elend und Leid, nur wegen der Bosheit und Machtgier einer einzigen Kreatur. Majte und sein Kind. Ermordet, um Kristen durch seine Liebe für sie zu binden. Ellas Stimme erstickte fast in ihrem Geist, als sie sie rief.
    Die Seelen antworteten.
    Weinten.
    Flüsterten.
    Traurig.
    Sanft.
    Zärtlich.
    Liebevoll.
    Streckten sich ihr und ihrer Gabe entgegen. Christian schrie, sackte weiter vornüber. Erschrocken drückte Ella die Hand fester gegen seine Brust, spürte das harte, hilflose Schluchzen darin. Etwas zerrte an ihr, eine andere Macht. Mac. Sicherheit … Sie stieß ihn zurück. Weigerte sich, nachzulassen in dem, was sie tat. Die Seelen entglitten ihr. Nein! Der Bannfluch brüllte, jagte noch mehr Schmerz durch seinen Körper, nahm ihm noch mehr den Atem, ließ ihm noch nicht einmal genug, um erneut zu schreien.
    Jemand anders schrie an seiner Stelle. Wütend. Wild. Ihre eigene Stimme. »Seid gesehen. Seid befreit.« Die Worte aus dem Zweiten Codex. Hart. Zornig. Diesmal streckte sie sich den Seelen entgegen. Eine Berührung. Federleicht. Ein Lachen. … Zärtlich. Der Bannfluch tobte. Sie schlug mit
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