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Hexenfluch: Roman (German Edition)

Hexenfluch: Roman (German Edition)

Titel: Hexenfluch: Roman (German Edition)
Autoren: Lynn Raven
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ihrer Gabe nach ihm. Trieb ihre eigenen, unsichtbaren Krallen in ihn hinein. Ein Spalt klaffte, zwischen ihm und den Seelen. Haarfein. Nur einen Hauch breit. Christian krümmte sich weiter zusammen. Wieder eine Berührung. Anders diesmal. Kälte fraß sich in ihre Lungen. Sie riss die Augen auf. Ein Schatten waberte über Christians Schulter, verdichtete sich, verblasste wieder. Nein! »Seid gesehen. Seid befreit.« Sie griff nach J. J.s Dolch, tauchte die Spitze in die Schale mit Blut und zog sie Christian quer über die linke Brust. Direkt über dem Herzen. Ein Aufkreischen in ihrem Geist. Christian schrie auf, presste die Hände gegen die Brust, würgte, hustete … Schlagartig war es still.
    Sie stand vollkommen reglos. Auf der anderen Seite des Kreises. Ihren Sohn im Arm. Sah auf den Mann hinab, der zu ihren Füßen kauerte, noch immer zwischen Husten und Schluchzen nach Atem rang. Wunderschön. Ein Schatten und doch nicht. Lächelte zärtlich auf ihn hinab. Ihr Haar bewegte sich in einem nicht existierenden Wind. Lang. Schimmernd wie gesponnene Seide. Das Kleid bis zum Boden. Es spielte um ihre Beine. Majte Havebeeg. Eine Ewigkeit stand sie da. Ohne sich zu bewegen. Bis sie sich vorbeugte. Ihm über die Wange strich. Abrupt hob Kristen den Kopf. Starrte sie an. Ohne sie zu sehen. Sie zog die Hand zurück, plötzlich wieder Trauer im Blick. Und dann sah sie Ella an. Das Lächeln kam zurück. Sie sagte etwas. Leise. Sanft. Zwei Worte nur: »Liebe ihn.«
    »Das werde ich.« Ihre Hand streckte sich wie von selbst aus, verwischte den Kreis, brach ihn. – Und sie war mit Christian allein in seinem Inneren.
    Das Blut rauschte in ihren Ohren. Christian schien ein Stück weiter vornübergesunken zu sein. Sein Herz schlug noch immer viel zu schnell unter ihrer Handfläche. Aber darüber hinaus spürte sie … nichts. Gar nichts. Der Bannfluch war … tot. Seine Linien nichts anderes mehr als eine kunstvolle Tätowierung.
    Mac beugte sich über sie. »Ich hätte nicht gedacht, dass du es schaffst.« Kein Wort darüber, dass sie seine Macht zurückgestoßen hatte. »Kannst du aufstehen?«
    Zögernd nahm sie die Hand von Christians Brust, versuchte ein Nicken. Ihre Beine waren anderer Meinung. Mac zog sie behutsam vom Boden hoch. Neben ihr klimperten Yazmins Armreifen, als sie ihr Batiktuch über Christian breitete. Die Farben erschienen Ella viel zu grell. J. J. tauchte an ihrer anderen Seite auf, legte den Arm um ihre Schultern. »Komm, du musst dich jetzt erst einmal ausruhen.« David beugte sich zu Christian, wollte ihm ebenfalls aufhelfen. Sein scharfes Luftholen ließ sie herumfahren. Eben sank Christian langsam auf die Seite. Blut hing unter seiner Nase, suchte sich als roter Faden einen Weg über seine Wange abwärts zum Ohr …
    »Nein!« Mit einem Schrei stieß sie David beiseite … Ihre Hände berührten seine Brust. Seine Haut war eiskalt …
    Es war wie damals in der Gasse. Ihre Gabe erwachte mit aller Macht … Zu schnell, um sie noch zu kontrollieren … Dunkelheit begrub ihren Verstand.
    Unter Ellas Wange war ein Kissen. Im ersten Moment spürte sie nichts anderes. Mühsam öffnete sie die Augen … lange Beine in abgewetzten Jeans. Der Knöchel entspannt auf dem Knie, eine Hand locker darum. Augen, die sie beobachteten. Grau. Kühl. Schweigend. Ein Raubtier auf der Lauer … Ella schoss senkrecht in die Höhe. Der Schmerz erwachte schlagartig hinter ihrer Stirn. Sie presste die Hand dagegen …
    »Christian …«
    »Kristen.« Geschmeidig erhob er sich aus dem Sessel gegenüber dem Sofa, auf dem sie lag, griff eine Tasse von dem Tischchen neben sich, kam damit zu ihr herüber. Macs Sofa. »Du lernst es nicht mehr, nicht wahr? Oder spielst du einfach nur gerne russisches Roulette mit deinem Leben?« Er hielt ihr die Tasse hin, die Miene unbewegt. »Das soll ich dir von MacCannan geben. Gegen die Kopfschmerzen.« Ebenso geschmeidig, wie er aus dem Sessel aufgestanden war, kniete er sich neben das Sofa. »Er ist anscheinend verdammt gut in solchen Sachen.«
    »Du …« Das Grau seiner Iris hatte die Trübe verloren. Schlagartig klopfte ihr Herz in ihrer Kehle. »Du …« Anstatt ihm die Tasse aus den Händen zu nehmen, legte sie ihre gegen seine Wange. »Es geht dir gut?« Wie immer prallte sie gegen eine Mauer.
    Von einem Augenblick zum nächsten war die Kühle verschwunden. Dieses kurze, nur zu vertraute Lächeln huschte über seine Lippen. »Dank dir.« Er zog ihre Hand von seiner Wange,
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