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Hexenfluch: Roman (German Edition)

Hexenfluch: Roman (German Edition)

Titel: Hexenfluch: Roman (German Edition)
Autoren: Lynn Raven
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Schultern. »Man wird ja wohl noch fragen dürfen. Er ist nun mal süß.«
    Ella hatte sich zu Christian umgedreht. Seine Augen hingen nach wie vor auf Yazmin. Und auch dieses entsetzliche Lächeln war noch auf seinen Lippen. »Christian.« Sie sah es in seinen Augen. Das, von dem Mikah in dem Park gegenüber dem Havreux Tower gesprochen hatte, das, was in seinem Verstand zerbrochen war … »Christian. Schau mich an. Hörst du mich? Christian?« Keine Reaktion. »Kristen, bitte. Schau mich an. Wir sind hier, um diesen Bannfluch zu brechen. Erinnerst du dich? Schau mich an.« Noch immer: nichts. Als würde sie nicht existieren. Sie leckte sich die Lippen und schickte ein Stoßgebet zum Himmel, dass sie damit nicht noch größeren Schaden anrichtete. »Lass es sein, Havebeeg.«
    Er blinzelte. Wieder. Und wieder. Seine Augen senkten sich zu ihr. Wieder ein Blinzeln, das Glasige verging, dann ein langsamer Atemzug. Der in einem Hustenanfall endete. Christian drückte die Faust auf die Brust, als könnte er so dem Schmerz begegnen. Es war vorbei.
    »Lass uns anfangen.« Sie sagte es, so sanft sie konnte. Obwohl sie in diesem Moment diesem elenden Dämonenweib alle Qualen der Hölle an den Hals wünschte.
    Christian nickte. Noch immer atemlos. Das »Danke« war so leise, dass nur sie es verstehen konnte. »Da drüben!« Mit dem Kinn wies er in die hintere Ecke der Krypta. Dort, wo die Schatten trotz all der Kerzen noch immer zu dunkel waren. Ella folgte ihm schweigend, die Schale mit dem Blut fest in den Händen, die Augen unverwandt auf seinem Rücken.
    Schließlich blieb er stehen, drehte sich wieder zu ihr um, reichte David wortlos die Krücken, versuchte, möglichst wenig Gewicht auf sein verletztes Bein zu verlagern, ohne dabei gänzlich nur auf dem gesunden zu stehen. Und sah ihr in die Augen. Das Grau seiner Iris war dunkel, trüb, die grünen und goldenen Sprengsel darin nur noch schmutzig-verwaschene Flecken.
    Es war Mac, der den Kreis um sie zog. Zum Schutz. Und um zugleich die Schatten ein Stück weit in ihre Welt zu ziehen. Ein Kreis, der in seinem Inneren das Reich einer Puppenspielerin beherbergte. Das Ende der Kreide berührte den Anfang, und die Luft wurde mit einem Schlag noch eisiger, während das Licht im selben Moment fahl wurde. Schwer. Erstickend. Sie hatte das hier schon ein, zwei Mal am eigenen Leib erfahren, als Mac ihr gezeigt hatte, wie sie ihre zweite Gabe benutzen konnte, den Schritt hinüber tun konnte. Aber immer nur kurz. Geschützt von seiner Macht. Es war nur ein flüchtiger Blick in eine andere Welt gewesen. Nichts, was man mit dem hier vergleichen konnte. Nichts, von dem das Leben eines Menschen abgehangen hätte. Eines Menschen, den sie liebte. Ihr Magen war ein würgender Knoten direkt in ihrer Kehle. Nur am Rande nahm sie wahr, dass Mac, J. J., David, Markus und Yazmin sich um den Kreis herumgekniet hatten. Jeder eine Hand auf dem Steinboden, die andere am Kreis.
    Christian sah sie immer noch an. Schluckte hart, murmelte: »Fang an«, und schloss die Augen. Die Hände an den Seiten zu Fäusten geschlossen.
    Sie trat weiter auf ihn zu, tauchte die Fingerspitzen in das Blut. Das blasse Licht raunte, flüsterte, kicherte. ›Puppenspielerin.‹ Langsam ging sie in die Knie. Von außen nach innen. Vom Ende zum Anfang. Vom entferntesten Punkt zum Herzen.
    Es war wie zuvor, kaum, dass sie die Spitze des Echsenschwanzes berührte, als der sich die Linien des Tattoos um seinen rechten Knöchel schlangen. Schmerz. Der nach ihr schlug. Sich durch ihre Barriere fressen wollte. Und obwohl sie damit gerechnet hatte, traf es sie beinah ebenso unvermutet wie zuvor. – In der gleichen Sekunde erwachte der Bannfluch. Christian keuchte erstickt, wankte, fing sich wieder, die Finger jetzt zu Klauen gekrümmt, jeder Muskel von einem Herzschlag zum nächsten zum Zerreißen gespannt. Der Schmerz fauchte durch ihre andere Gabe bis zu ihr, den Bruchteil einer Sekunde. Dann hatte er seine eigene Macht wieder unter Kontrolle, verbarg die Qual vor ihr. Sie biss die Zähne zusammen, ließ ihre Fingerspitzen den Linien folgen. Schwarz. Rötlich ockern. Die sich unter ihrer Berührung, dem Blut wanden. Schatten und Schattierungen. Die sich ihr zu entziehen versuchten. Auf grausame Art lebendig. Nur dazu geschaffen, zu kontrollieren, zu beherrschen, Schmerz zuzufügen.
    Sein Bein hinauf.
    Oberschenkel.
    Hüfte.
    Das andere Bein.
    Die Klauen, direkt über seinem Geschlecht. Unter den Krallenspitzen perlte Blut.
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