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Hexenbräute

Hexenbräute

Titel: Hexenbräute
Autoren: Jason Dark
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Praktiker, ebenso wie Chief Inspector Tanner, unser alter Freund. Mit den normalen Fällen konnte er etwas anfangen, aber nicht mit den komplizierten Dingen, die einfach nicht in das Raster hineinpassten.
    Bevor wir gingen, wünschten wir uns gegenseitig viel Glück. Vor der Tür fragte Suko, während er in den Regen schaute: »Kannst du mir jetzt sagen, wie es bei uns weitergehen soll?«
    »Nur indirekt.«
    »Tolle Antwort. Und wie sieht sie aus?«
    »Wir werden zu jemandem fahren, die sich mit Hexen ein wenig auskennt. Schließlich war sie selbst mal eine.«
    »Jane Collins also.«
    »Genau«, erwiderte ich und hielt schon mein Handy in der Hand, um sie anzurufen...
    ***
    Eine Hand riss die Tür zur staubigen Garderobe auf. Der dazugehörige Mann selbst zeigte sich nicht. Er brüllte nur in den kleinen Raum hinein. »Auf die Bühne, Abigail, auf die Bühne. Es geht los. Das Stück muss sitzen.«
    »Ja, du Arschloch, ja...« Abigail sprach die Antwort halblaut aus. Shuster, der Regisseur, sollte sie nicht unbedingt hören. Es wäre auch so egal gewesen, denn er wusste genau, dass Abigail ihn nicht mochte, und das beruhte auf Gegenseitigkeit, aber der Autor des Theaterstücks hatte darauf bestanden, die Hauptrolle mit Abigail Miller zu besetzen. So hatte sich Shuster zähneknirschend gefügt.
    Die Schauspielerin saß vor dem Spiegel. Sie war allein in der Garderobe. Sie betrachtete sich, und was sie sah, war ein bleiches Gesicht mit einem Kopf, bei dem der Haarschnitt einfach auffallen musste.
    In der Kopfmitte, etwa von der Breite einer Frauenhand, waren die Haare wegrasiert worden. Dort schimmerte der kahle Schädel. Aber an den Seiten waren die Haare noch vorhanden. Sie zeigten einen dunkelblonden Farbton, waren hoch und dann zu Wellen gekämmt worden, die letztendlich aussahen wie Schneckenhäuser.
    Abigail hatte sich diesen Haarschnitt nicht gewünscht. Die Rolle erforderte ihn. So stellte sich der Autor starke Frauen in einer fernen Zukunft vor.
    Sie spielte eine Königin, die von Intriganten umgeben war und schließlich von ihrer eigenen Tochter, einem Kind, ermordet wurde. Was der Autor dem Publikum damit näher bringen wollte, hatte er bei seinen öffentlichen Auftritten mehrmals erklärt. Er wollte den Besuchern klar machen, dass die Gewalt überall lauert und selbst vor sehr jungen Menschen nicht stoppt, wenn man sie entsprechend manipulierte.
    Es war noch nicht mal zur Premiere gekommen. Trotzdem hatte das Stück bereits für Furore gesorgt. Das lag einzig und allein an den Veröffentlichungen in den Printmedien und auch im TV-Bereich, denn Shuster hatte so gut wie keine Talkshow ausgelassen.
    Auch Abigail war befragt worden, doch sie war nicht so mediengeil und hielt sich lieber im Hintergrund.
    In einer Woche war die Premiere. Geprobt hatten sie genug, doch die sehr wichtigen Proben lagen noch vor ihr. Und diese hier hatte Shuster außer der Reihe angesetzt. Sie galt nur ihr allein, denn sie hatte ihren großen Soloauftritt als Königin.
    Dabei saß sie auf einem Thron, der kein echter war, sondern mehr einem Eimer glich. Er war umgestülpt worden, und so konnte ein Mensch darauf sitzen. Dass man ein derartiges Stück als Thron einsetzte, war ebenfalls von besonderer Bedeutung. Der Autor des Stückes hatte all das Materielle in der Welt herunterspielen wollen. Er riss ihm die Maske vom Gesicht weg. Ein Thron war für ihn eben nur Blech. Mehr waren Gold, Silber und Edelsteine nicht wert.
    Abigail würde auf diesem Thron sitzen und ihren Monolog halten. Es war zudem die Eingangssequenz des Stücks. Da der Monolog sehr lang war, kam es auf ihre Stimme und ihre schauspielerischen Fähigkeiten an, dass die Menschen nicht einschliefen.
    Das alles wusste sie, das würde sie schaffen, aber sie wusste nicht, wie zufrieden Shuster sein würde. Man kam an ihn nicht heran. Er war schlecht einzuschätzen. Wenn seine Laune gut war, lief alles glatt. Wehe aber, er war geärgert worden, da wurde er unberechenbar und cholerisch.
    Abigail Miller warf einen letzten Blick in den Spiegel und betrachtete ihre ausgefallene Frisur. Nicht jede hätte sich die Haare so schneiden lassen, bei ihr war es etwas anderes. Es gehörte zur Kunst dazu. Dass sie in einigen Szenen auch nackt auf der Bühne zu sehen war, machte ihr ebenfalls nichts aus. Sie würde sich sogar Blut über den Körper schütten lassen. Es sollte den Tod zahlreicher Feinde symbolisieren.
    Das eigene Gesicht gefiel ihr nicht besonders. Für ihren Geschmack war es
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