Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hexenbräute

Hexenbräute

Titel: Hexenbräute
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Stirn war das Zucken einer Ader deutlich zu sehen.
    So eine Reaktion kannten auch seine Mitarbeiterinnen. Sie wussten, was ihnen bevorstand, wenn sie eintrat und dazu eine gewisse Röte das Gesicht bedeckte.
    »Wir werden jetzt gemeinsam zu Mercer gehen!«
    Mercer war der obere Boss. Und ein ähnlicher Typ wie Gilbert. Nur war Mercer hinter jedem Rock her, und das zeigte er auch.
    »Das werden wir nicht!«
    Alle hatten die Antwort gehört. Und es gab keine Person, die nicht zusammengezuckt wäre.
    In Liz Salems Gesicht bewegte sich nichts, als sie fortfuhr. »Wir werden gar nichts mehr gemeinsam tun, Gilbert. Ihre Zeit hier ist vorbei. Glauben Sie mir.«
    Auch das hatte ihm noch niemand gesagt. Sein Gesicht dunkelte noch mehr ein. Er wischte mit den Händen über seine Hose und bewegte den Kopf, als wollte er nach Hilfe suchen.
    Die Kolleginnen taten nichts. Wie Puppen saßen sie auf ihren Plätzen. Die Geräusche aus den übrigen Büros waren sternenweit entfernt. Hier in diesem Viereck spielte die Musik, die plötzlich von dem kleinen Telefon abgegeben wurde, das auf Liz’ Schreibtisch stand.
    Gilbert wollte etwas sagen. Er hatte schon den Mund geöffnet, aber Liz war schneller. Sie hob den Hörer ab und meldete sich mit einem leisen »Ich bin es.« Zugleich lächelte sie, denn sie wusste, wer sie angerufen hatte. Es war die gleiche Person wie vorhin.
    »Gib ihn mir.«
    »Und dann?«
    »Ich werde ihn darauf vorbereiten, und du wirst es übernehmen. Ist das okay?«
    »Sehr sogar.« Liz drehte sich auf ihrem Stuhl nach rechts und hielt den Hörer hoch. »Für Sie, Gilbert.«
    »Was?«
    »Ja, nehmen Sie?«
    »Wer ist es denn?«
    »Keine Ahnung! erklärte sie locker. »Aber man will Sie sprechen, Meister.«
    Der Mann warf Liz Salem einen misstrauischen Blick zu, nahm den Hörer aber trotzdem entgegen und drückte ihn an sein Ohr.
    Ohne dass er es sah, drückte Liz auf den Knopf für den Lautsprecher, und so konnten die Frauen das Gespräch verfolgen.
    »Du bist Gilbert, nicht?«
    »Sicher. Und wer sind Sie?«
    Die Frauenstimme lachte. Es klang alles andere als nett. Es war bösartig. »Ich bin gewissermaßen ein Teil deines Schicksals, mein Freund. Ich will dich warnen.«
    »Wovor?«
    »Vor deinem Tod. Du bist alt genug geworden. Deine Zeit ist vorbei. Du hast es geschafft.«
    Der Typ zitterte plötzlich. Der Anruf hatte ihn fertig gemacht. Plötzlich hatte er das Gefühl, auf einem schwankenden Brett zu stehen. Schweiß brach ihm aus, die Hand mit dem Hörer sank nach unten. Liz fasste ihn und legte ihn zurück auf den Apparat.
    »Hast du es gehört, Gilbert?«
    »Nein... ich... ich...«
    Liz Salem stand auf. »Das war kein leeres Versprechen, glaube es mir. Es wird eintreffen.«
    Der Mann wollte etwas sagen, doch Liz ließ es dazu nicht mehr kommen. Sie wusste genau, was sie tun musste. Der Ruf hatte sie erreicht. Sie folgte ihm. Die Karten waren neu gemischt worden. Man brauchte sie. Die Tarnung war dahin.
    Auch Gilbert merkte, dass eine andere vor ihm stand. Sie hatte sich äußerlich nicht verändert. Von ihr strömte etwas ab, das ihm eine schreckliche Furcht einjagte. Man hatte ihm das Ende angekündigt, und er nahm es jetzt als bare Münze.
    Liz griff ihn an.
    Sie benötigte nur eine Hand. Ihre Finger umklammerten den Hals des Mannes. Schon bei der ersten Berührung lief er blau an. Er begann zu zittern. Er war nur noch ein Spielzeug in der Gewalt dieser Frau, die er nicht mehr begriff.
    Nur eine kurze Bewegung war zu sehen. Dann schwebte er plötzlich über dem Boden. Liz Salem lachte. Sie streckte den rechten Arm mit seiner Last aus, als hielte sie einen Strohhalm fest.
    Gilbert kämpfte verzweifelt. Er schnappte nach Luft. Sein Mund stand offen. Die Augen schienen aus den Höhlen quellen zu wollen. Sie waren nur noch starre Glotzer, und Gilbert selbst war zu einem Bündel Angst reduziert worden.
    Auch sein Zappeln legte sich. Es waren nur noch schwache Bewegungen der Glieder zu erkennen.
    Die Frau lachte. Sie genoss es. Es war die alte neue Kraft, die endlich wieder zum Vorschein gekommen war.
    Dass Zeuginnen zuschauten, störte sie nicht weiter. Sie war es jetzt, die das Heft in die Hand genommen hatte. Genau das bewies sie in den folgenden Sekunden.
    Sie umklammerte noch immer die Kehle des Mannes und drehte sich mit ihrer Beute nach links. Nichts anderes war Gilbert. Eine Beute in ihrer Klaue. Ein weiteres Mal wurde er angehoben, noch weiter gedreht und im nächsten Augenblick nach unten
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher