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Hexenbräute

Hexenbräute

Titel: Hexenbräute
Autoren: Jason Dark
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kam mir in den Sinn.«
    Suko starrte für eine Weile auf seine Schuhspitzen. Schließlich gab er eine Antwort. »Ja, ich sehe keine bessere Möglichkeit. Sie ist in gewissem Sinne eine Schläferin gewesen, aber auch eine Hexe, die lange Zeit nicht gebraucht oder eingesetzt wurde. Und plötzlich erreichte sie der Ruf. Ich denke dabei an den Telefonanruf. Jemand hat sie geweckt. Eine Frau, John.«
    »Und wer war sie?«
    »Die Oberhexe«, erwiderte er locker.
    »Da gibt es jemand.«
    Wir warfen uns jetzt die Bälle gegenseitig zu.
    »Assunga.«
    Ich kniff das linke Auge zu. »Oder noch jemand, der höher steht und von den Hexen verehrt wird. Ich denke nicht, dass der Teufel seine Stimme verstellt hat, aber ich erinnere mich da an eine gewisse Lilith, die erste Hure des Himmels, die sich ja als die Anführerin der Hexen überhaupt ansieht.«
    »Und die auch zum Telefon greift und anruft – oder?«
    »Lass den Spott, Suko, wenn du es nicht besser weißt. Ich jedenfalls halte daran mal fest. Entweder Assunga oder Lilith.«
    »Gut. Drehen wir das Rad weiter. Was könnten die beiden denn Vorhaben?«
    »Das müssen wir herausfinden.«
    »Mit anderen Worten, wir müssen nach Liz Salem fahnden.«
    Suko hatte die Antwort normal gegeben. Ich hätte damit auch keine Probleme gehabt, aber bei dem erwähnten Namen stutzte ich plötzlich. Salem, das war ein Ort, der Assoziationen in mir weckte. Der nämlich eng mit den Hexen verbunden war.
    Suko merkte, dass ich sehr ruhig geworden war. »He, ist dir etwas eingefallen?«
    »So ähnlich.«
    »Ich höre.«
    Mein Blick glitt an ihm vorbei ins Leere. »Der Name Salem ist es, der mich auf die Spur gebracht hat.«
    »Da kann ich dir nicht folgen.«
    »Es ist auch mehr die westliche Geschichte. Aber der Name hat einen bösen Klang. Es passierte nicht hier, sondern in den Staaten. Genaue Daten kann ich dir nicht sagen. Es war so um 1690 herum, da gab es in der kleinen Stadt Salem im neuenglischen Massachusetts eine Hexenverfolgung, die Ihresgleichen sucht. Der Wahn zog sich über Monate hinweg. Eine schreckliche Bilanz, wenn ich mich recht erinnere. Über zwanzig Tote. Hingerichtet, verbrannt, elendig verreckt. Alles Frauen, die als Hexen vorgeführt wurden.«
    »Und wie genau wurde er ausgelöst?«
    »Nagele mich nicht fest. Ich weiß es nicht. Aber zwei Pfarrerskinder spielten eine nicht unwesentliche Rolle und auch eine indianische Sklavin der Familie. Sogar Arthur Miller hat in den fünfziger Jahren des letzten Jahrhunderts das Drama Hexenjagd geschrieben, das als Bühnenstück großen Erfolg hatte. Bis in unsere heutige Zeit. Salem kann man nicht vergessen, wenn es um Hexen geht.«
    »Und du denkst, dass dieser Name nicht echt ist?«
    »Echt oder nicht. Es kann sein, dass sie ihn sich ganz einfach zugelegt hat.«
    »Wäre eine Spur.«
    »Sollte vielleicht auch so sein.«
    »Dann stellen wir uns also auf einen neuen Hexenkult ein. Oder siehst du das anders?«
    »Nein.«
    »Wunderbar. Und wer hilft uns weiter?«
    Das wusste ich im Moment auch nicht. Ich konnte mich vor einer Antwort drücken, denn wir bekamen Besuch. Kollege Murphy trat näher. Er hatte seine alte Shagpfeife gestopft, saugte am Mundstück und ließ den Tabak glühen.
    »So nachdenklich?«
    Ich winkte ab. »Wir überlegen.«
    »Mit Erfolg, John?«
    »Nein, bis jetzt noch nicht. Es läuft wohl alles auf eine Großfahndung hinaus.«
    Murphy drückte etwas Tabak fest. »Ja, daran habe ich auch schon gedacht. Es ist wohl unsere einzige Chance. Im Moment nehmen meine Leute den Kreis der Bekannten unter die Lupe. Vorausgesetzt, sie werden fündig und Liz Salem hat nicht wie eine Eremitin gelebt. Das bleibt abzuwarten.«
    »Genau.«
    »Und wie kann sich ein Mensch nur so von einem Augenblick zum anderen verändern?« Murphy ließ nicht locker. »Für solche Fälle seid ihr doch zuständig.«
    »Wir können es nicht sagen. Es hat wohl ein entscheidendes Ereignis gegeben. Eben dieser Anruf der unbekannten Frau.«
    »Der dann die Hypnose auflöste.«
    »Auch möglich.«
    Murphy blies aus dem linken Mundwinkel eine Tabakwolke aus. »Nun ja, wir werden sehen. Meine Leute brechen ihre Zelte hier ab. Ich spreche noch mit dem Chef. Er heißt Mercer. Wollt ihr dabei sein?«
    »Nein«, sprach Suko auch für mich mit. »Uns zieht es wieder von hier weg.«
    Murphy war misstrauisch. »Aber ihr bleibt doch am Ball?«
    »Das versuchen wir zumindest.«
    »Sehr gut.« Viel Optimismus verströmte seine Antwort nicht. Der Kollege war ein alter
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