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Hexenbräute

Hexenbräute

Titel: Hexenbräute
Autoren: Jason Dark
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zwar aus wie immer, trotzdem war sie eine andere geworden. Sie hatte sich befreit. Sie leistete Widerstand. Sie wollte nicht mehr gehorchen. Auch wenn ihr Gesicht noch im Schatten lag, glaubte er einen Ausdruck darin zu sehen, der ihm einen Schauer über den Rücken jagte.
    Shuster zog daraus die Konsequenzen. Er wollte sie anders anfassen. Er musste es sogar tun, und er nickte ihr kurz zu.
    »Okay, ich bin aufgestanden«, flüsterte er, »du hast deinen Willen bekommen. Und jetzt?«
    »Danke. Es ist besser für mich.«
    »Wieso das?«
    »Weil ich nicht gern einen sitzenden Menschen töte. Ich möchte ihm ins Gesicht schauen.«
    Der Regisseur hatte jedes Wort verstanden. Und doch ging er davon aus, sich verhört zu haben. Das konnte nicht sein. Das war nicht Abigail, die so etwas gesagt hatte. Da musste irgendetwas Fremdes in ihr stecken, denn das hier war verrückt.
    Plötzlich erfasste ihn die Wut. Da schoss etwas durch seinen Körper, das er nicht kontrollieren konnte. Es war die Flamme, die nicht leuchtete und ihn nur aufputschte. Was ihm diese Person gesagt hatte, das hatte mit einem Spaß nichts mehr zu tun. So etwas fiel aus dem Rahmen. Shuster war für seine Wutanfälle berühmt und berüchtigt. Da besaß er keine Kontrolle mehr über sich.
    So auch jetzt.
    Er ging einen Schritt auf Abigail zu. Dabei hob er die Hand und schlug zu. Er hatte auf ihr Gesicht gezielt. Die Ohrfeige sollte sie wieder zur Vernunft bringen.
    Er traf jedoch nicht.
    Seine Hand wurde durch die schnelle Gegenbewegung abgefangen. Etwas umschloss sein Gelenk wie eine Fessel. Er blieb starr stehen. Nur für einen Moment, dann riss ihn eine Kraft in die Höhe, die er nicht begreifen konnte. Er schwebte plötzlich über dem Boden, erlebte den ziehenden Schmerz in der Schulter und krachte wieder zurück auf die Bretter, sodass eine kleine Staubwolke in die Höhe wirbelte.
    Er hörte sich schreien und glaubte, dass es ein anderer war. Von einem Augenblick zum anderen war seine Welt zu einem Zentrum des Horrors geworden. Shuster erlebte das, was er sonst nur aus dem Kino kannte. Aber dieses Grauen war echt.
    Die Schmerzen waren vorhanden. Er musste sich irgendetwas verstaucht oder geprellt haben. Für ihn war es die reinste Nebensache, als er sah, was noch auf ihn zukommen würde.
    Es fing mit einem Blitzen an!
    Im Licht des Scheinwerfers schimmerte etwas auf.
    Zuerst dachte er an einen Spiegel. Dann erkannte er die Wahrheit und glaubte, neben sich zu stehen.
    Es war das Metall einer langen und schweren Stoffschere gewesen. Abigail hielt dieses Instrument in der Hand. Bestimmt nicht, um etwas zu schneiden.
    Er lag noch in einer etwas verdrehten Haltung auf dem Boden. So konnte er nicht entkommen, aber Shuster wusste genau, dass er wegmusste. Sonst war er ein toter Mann.
    Er versuchte es.
    Zu stark stützte er sich dabei auf seinen rechten Arm. In der Schulter brannte ein Feuer. Er knickte weg, riss den Mund weit auf und atmete keuchend.
    Mit der linken Hand zerrte Abigail ihn hoch. Es sah so spielerisch aus, so locker. Das waren Kräfte, die kein normaler Mensch besaß. Mit ihr war etwas passiert.
    »Der Thron ist richtig für dich, Shuster. Dort sollst du sitzen und sterben!«
    Die Schmerzen hatten ihn abgelenkt. So begriff er die Worte erst, als die Frau ihn auf den Thron gedrückt hatte. Er blieb dort sitzen, weil er sich einfach nicht bewegen konnte und zudem festgehalten wurde. Wie ein Stempel drückte die linke Hand der Schauspielerin gegen seine Schulter. Abigail hielt den Mann fest.
    Sie schaute ihm in die Augen.
    Sie sah die Angst!
    Abigail freute sich!
    Es war einfach etwas Besonderes, dieses Gefühl in den Augen des Mannes zu sehen. Das törnte sie an.
    Da schoss das Adrenalin mit doppelter Stärke durch die Adern.
    Die Schere war schwer. Sie würde ihn töten. Ihr Gewicht und die Wucht des Stoßes reichten aus.
    Die Angst des Mannes löste sich in einem Schrei, der urplötzlich abbrach. Das andere Geräusch war nicht zu hören gewesen, die Folgen jedoch sah Abigail genau.
    Blut sprudelte aus dem Mund. Blut breitete sich auch unter dem Kinn aus. Die Wunde war gewaltig.
    Abigail lachte. Sie ließ Shuster los. Er hatte keine Stütze mehr und schaffte es auch nicht, auf dem Thron sitzen zu bleiben. So kippte er langsam nach hinten und schlug als Toter auf die Bretter, die die Welt bedeuteten.
    Für ihn nicht mehr!
    Abigail stand da. Plötzlich musste sie lachen. Sie lachte, dass ihr die Tränen kamen, bevor sie sich wegdrehte und aus dem
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