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Herzgespinst - Thriller

Herzgespinst - Thriller

Titel: Herzgespinst - Thriller
Autoren: C. Bertelsmann
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wirkt alles schon ordentlicher; Gläser hatte sie darin eingewickelt, ein paar Porzellanfiguren, die sie nicht einmal mochte, aber auch nicht wegwerfen wollte, übertrieben nach dem Kindchenschema dargestellte Hunde und Katzen. Ihre Mutter hat ihr zwei Blumenvasen mitgegeben, so was braucht man in einem Haushalt, meinte sie, aber Luna glaubt nicht, dass jemand in diese Wohnung kommen wird und ihr Blumen mitbringt.
    Im Duschbad findet sie einen Lappen, der noch vom Vormieter stammen muss, feuchtet ihn an und wischt über die Regalbretter. Die Bücher, CDs und Kerzenhalter, die sie als Erstes einräumt, wirken noch fremd in diesem Zimmer, das ihr noch nicht vertraut ist, fast wie neue Sachen, genau wie das Licht, das in einem grellen Weiß von der Decke strahlt. Die Mickymauslampe aus ihrem alten Kinderzimmer, die dort noch kultig war, wollte sie nicht mitnehmen, nicht ins Berliner Unileben. Jetzt baumelt nur eine nackte Energiesparbirne an der Decke, ihr Vater hatte zu Hause im Keller nach einem Lampenschirm suchen wollen, aber Luna hatte abgelehnt. Die Flohmärkte in Berlin. Eigenständig sein.
    ✹
    Zwei Stunden später hat sie Laken und Bettbezug aufs Hochbett geworfen, ein paar Teller und Gläser gefunden und die wichtigsten Habseligkeiten im Bad eingeräumt. Luna merkt, dass sie müde wird, sie spürt jeden Knochen einzeln, aber noch kann sie sich nicht vorstellen, hier zu schlafen, zum ersten Mal in ihrem Leben ganz allein, ohne die vertrauten Geräusche des Elternhauses, das dumpfe Geschirrklappern, wenn ihre Mutter spätabends noch abwäscht, das unverständliche Gemurmel des Fernsehers aus dem Wohnzimmer. In einer Kiste findet sie ein Glas Nuss-Nugat-Creme, noch ein Stück Zuhause, aber das Brot dazu fehlt, sonst würde sie jetzt glatt eine Scheibe davon verschlingen. Morgen. Morgen.
    Die Zahnbürste, die Seife fürs Bad, endlich ein Handtuch. In der Reisetasche Lunas Schlafanzug, langärmelig, aus Frottee, zum Glück warm genug für diese Nacht, unter der Decke ist es fast egal, wie gut die Heizung funktioniert. Endlich kommen auch ihre farbigen Teelichthalter zum Vorschein, da hat sie fast schon einen Sammeltick, kann an kaum einem Stück vorbeigehen. In der Umhängetasche fischt sie nach ihrem Feuerzeug, zuerst geht es nicht an, Luna flucht leise und verbrennt sich fast die Finger, dann endlich richtet sich eine ruhige Flamme vor ihr auf. Als alle Teelichter brennen, die sie verteilt hat, auf dem Fensterbrett, dem Arbeitsplatz, einem kleinen Beistelltisch, einer Umzugskiste, löscht sie das Deckenlicht. So wirkt alles schon viel gemütlicher. Aber ihr Magen knurrt. Ohne etwas zu essen, wird sie nicht durchhalten bis morgen früh. Luna nimmt ihre Jacke vom Fensterbrett und sucht darin nach dem Wohnungsschlüssel. Ein paar Schritte an der frischen Luft werden ihr guttun; vielleicht ist es danach schon ein bisschen wie nach Hause kommen, wenn sie zurückkehrt. Sorgfältig bläst sie die Kerzen aus, schon der Duft danach wirkt ein wenig anheimelnd. Nachher wird sie sie noch einmal anzünden, auch Kerzenflammen können das Zimmer wärmen.
    Ihr Handy piept. Sarah, die Kommilitonin, die sie aus einem Internetforum kennt, hat eine SMS geschickt. Fragt, ob Luna gut angekommen sei und noch etwas mit ihr unternehmen möchte; sie hätte Zeit. Eigentlich will Luna nicht. Thore hätte gesagt, dass es wichtig sei, Leute kennenzulernen, wenn man neu in einer Stadt ist. Luna schreibt zurück, dass sie nur schnell irgendwo was essen möchte. Sie würde sich freuen, wenn Sarah mitkäme. Eine halbe Stunde später ist Sarah da.
    »Wir können auch auf eine Party gehen«, schlägt sie vor, nachdem sie sich in Lunas Wohnung umgesehen hat. »Das Wichtigste hast du ja fertig, der Rest läuft dir nicht weg. Hast du Lust?«
    »Ich weiß nicht.« Luna zieht ihre Strickjacke fester um den Körper. »Nach Party ist mir eigentlich nicht so, bin ziemlich kaputt nach dem Umzug. Außerdem kenne ich da niemanden.« Sie streift Sarah mit einem Blick, auch sie ist ihr noch fremd, immerhin sehen sie sich heute zum ersten Mal. Luna merkt, dass sie sich scheu in ihrer Gegenwart fühlt, schon wieder fremd, nachdem sie gerade angefangen hatte, sich ein wenig über ihre Wohnung zu freuen, über das, was sie schon geschafft hat. Auf Partys braucht sie immer jemanden Vertrautes an ihrer Seite, um sich wohlzufühlen. Sobald sie niemanden zum Reden hat und nicht tanzen will, würde sie am liebsten gehen, versteckt sich im Bad, solange es geht, oder
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