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Herzgespinst - Thriller

Herzgespinst - Thriller

Titel: Herzgespinst - Thriller
Autoren: C. Bertelsmann
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fragt Sarah, gleichzeitig stellt sich ein Junge neben sie und legt den Arm um ihre Schultern. Luna nickt, dann sieht sie den Tisch mit den Getränken und nimmt sich einen Pappbecher, schenkt sich Orangensaft ein und stürzt ihn in einem Zug hinunter, dann noch einen.
    »Keinen Alkohol?«, fragt der Junge, der Sarah im Arm hält. Erst jetzt sieht Luna, dass er ein weißes Hemd trägt, also muss er Johannes sein. Sie streckt ihm die Hand hin und murmelt einen Glückwunsch.
    »Danke.« Johannes strahlt sie an. »Du bist Luna, nehme ich an. Komm, nimm dir einen Rotwein! Sarah hat erzählt, du bist neu in Berlin, das muss mindestens so krachend gefeiert werden wie mein Einundzwanzigster.« Schon reicht er Luna ein gefülltes Glas und stößt mit ihr an, Sarah tut es ihm gleich. Der Alkohol steigt Luna rasch in den Kopf, sie fühlt sich angeregt und müde zugleich, endlich ist sie satt und hat keinen Durst mehr. Dafür spürt sie die Müdigkeit in ihrem Rücken, den Armen und Beinen. Der Umzug nach der langen Fahrt, die Kisten. In der neuen Wohnung ist das Bett noch nicht bezogen. Als Luna daran denkt, dass sie nachher noch zurückfahren muss, läuft ihr eine Gänsehaut über den Rücken, an die S-Bahn erinnert sie sich noch, aber Sarah und sie sind umgestiegen, Luna weiß nicht mehr wo. Eigentlich möchte sie bald gehen, aber sie muss auf Sarah warten. Es ist noch nicht mal Mitternacht, immer noch kommen neue Leute rein, es wird enger und voller. Auf dem Sofa wird jetzt gekifft, aus der Küche dringen viele Stimmen, die Clique am Tisch hat keine Chance mehr, sich allein zu unterhalten. Sarah tanzt mit Johannes, inzwischen laufen endlose, ineinander übergehende Songs, die in Lunas Ohren alle gleich klingen. Sie kippt ihren Rotwein in einem Zug und schenkt sich nach. Irgendjemand versucht, sie auf die Tanzfläche zu ziehen, aber sie schüttelt die fremde Hand ab, eilt aus dem Zimmer, geht an der Küche vorbei, will wieder zur Toilette, aber die ist von innen verriegelt, vielleicht gibt es ein zweites Bad, in so einer großen Wohnung kann das sein. Dann erkennt sie die Tür des Zimmers, in dem die Jacken liegen, und tritt ein.
    Wie schön kühl es hier ist, denkt sie, kühl und still. Neben der Tür ertastet sie im Dunkeln einen Lichtschalter, der mit einem Dimmer ausgestattet ist und leise zu summen beginnt, als sie darauf drückt, selbst dieses Geräusch ist ihr schon zu viel und sie schaltet das Licht wieder aus, man sieht auch durch die hereinscheinende Straßenlaterne genug. Es duftet nach frischer Bettwäsche, getragenen Kleidern und ein wenig nach Lavendel, das Bett ist unter den zahlreichen Jacken der Partygäste kaum noch zu erkennen. Luna sehnt sich danach, die Kleidungsstücke einfach zu Boden zu fegen und sich auf das Bett fallen zu lassen, zu schlafen bis zum nächsten Morgen. Sie will nicht mehr raus zu den anderen, sich nicht unterhalten, nicht tanzen. All die aufgedrehten Leute auf der Party nerven sie, sie ist noch nicht so weit, will nach Hause, auch wenn es noch kein Zuhause ist, alles andere hat noch Zeit, Leute kennenlernen, dazu muss man wach sein, ausgeruht, Lust drauf haben.
    Unter dem Fenster entdeckt Luna einen alten Ohrensessel und sinkt sofort hinein, genießt es, nicht mehr stehen zu müssen, nichts zu tun. Minutenlang verharrt sie so, spürt den leichten Schwindel in ihrem Kopf, der vom Rotwein kommt, kommt sich blöd vor, weil sie die Party nicht genießen kann. Thore hätte gesagt, halt die Augen auf, du weißt nie, wen du triffst, es kann immer eine Begegnung dabei sein, die dein Leben verändert. Luna will nicht an Thore denken. Sie denkt jede Sekunde an ihn.
    Thore am Strand. Sie waren zusammen auf einem Campingplatz in Portugal gewesen, es war nicht der erste Urlaub ohne Eltern. Wie immer hatte er schnell Anschluss an andere Jugendliche gefunden und es damit auch seiner Schwester leichter gemacht, Bekanntschaften zu schließen. In großen und kleinen Gruppen waren sie im Meer geschwommen, hatten Bootsausflüge mitgemacht, Partys gefeiert, waren durch kleine Fischerdörfer gebummelt, hatten einfach die Ferien genossen.
    Dann der Unfall.
    Thore und ein paar andere Jungen waren bei einem Bootsausflug auf den höchsten Felsen einer Steilküste geklettert und ins Wasser gesprungen, gelacht hatten sie und geschrien, waren wieder aufgetaucht, dann alles noch mal von vorne, immer wieder, der Felsen war sicher mehr als fünfzehn Meter hoch. Thore hatte so frei gewirkt, so stark, so übermütig.
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