Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Herzen aus Gold: Roman (German Edition)

Herzen aus Gold: Roman (German Edition)

Titel: Herzen aus Gold: Roman (German Edition)
Autoren: Fiona McIntosh
Vom Netzwerk:
Jackentasche zu brennen schien. Er sah zu, wie seine Mutter das Zimmer verließ. Ihm war bewusst, wie glücklich er sich schätzen konnte, sie an seiner Seite zu haben, während er sich gleichzeitig noch heftiger über seine Situation ärgerte.
    Jack verließ das Haus im Morgengrauen und zog schon im Gehen seine dicke Arbeitsjacke an, so eilig hatte er es, aus dem Haus zu kommen. Er hatte unruhig geschlafen und war froh gewesen, als er endlich aufstehen und sich auf den Weg zur Arbeit machen konnte. Seine wollene Hose hielt ihn warm, aber er spürte die Kälte des bevorstehenden Winters in der Luft. Er knöpfte seine Jacke über seinem Lieblingshemd aus Flanell zu und wünschte sich, er hätte zumindest noch so lange gewartet, bis die Frühstückspasteten fertig gewesen wären, so dass er sich die Hände daran hätte wärmen können. Die Kälte in seinem Bauch hätten jedoch auch sie nicht vertreiben können.
    Der köstliche Duft der Pasteten im Ofen verfolgte ihn. Sein Magen knurrte, aber er würde heute hungrig bleiben. Er konnte einfach Mrs. Shands missbilligendem Blick nicht begegnen, also würde er es auch bei den Klopfern, den kleinen, boshaften Geistern, die nach der Überzeugung der Bergleute in g anz Britannien in den Minen wohnten, darauf ankommen lassen müssen. Die Kumpel in Cornwall waren der festen Überzeugung, es handele sich um die Geister der toten Bergleute, die an die Wände der Schächte klopften, um sie vor einer drohenden Gefahr zu warnen. Die Bergleute ließen immer das letzte Stück ihrer Pasteten für die Klopfer in den Minen zurück .
    Auf dem Weg den Hügel hinunter zur Stadt vergrub er das Kinn in seinem Schal und spürte, wie seine Bartstoppeln an der Wolle schabten. Die Umrisse der kleinen Bergmannshäuser wurden immer heller. Er bog nach links in die Hauptstraße ein und stapfte dann am St. Austelle Arms vorbei auf Geevor zu, wohin jetzt ein beständiger Strom von Männern zur nächsten Schicht unterwegs war. Jack ignorierte die Kumpel und wandte sich stattdessen dem kleineren Weg zu, der ihn zur Levant-Mine führen würde. Jetzt blies ihm der Wind vom Meer mitten ins Gesicht. Der Atlantik war nur als dunkler Fleck zu erkennen, aber er schmeckte das Salz in der Luft. Hinter den Wiesen erhoben sich die Schornsteine der Levant-Mine.
    Die Levant-Mine befand sich in Privatbesitz und war völlig unrentabel – nicht einmal während des Krieges hatte sie Gewinn abgeworfen. Mit ihren krummen Schächten und den armselig ausgestatteten Aufbereitungsebenen stellte sie eine typische Mine des vergangenen Jahrhunderts dar. Sein Vater hatte gesagt, dass die Mine geschlossen werden sollte, sobald der Krieg vorbei war, aber die Levant konnte Arsen – ein Nebenprodukt, das beim Abbau von Zinn anfiel – liefern, und dies brauchten wiederum andere Minen, also ging der Betrieb weiter.
    Der durchschnittliche Lohn der Bergleute war immer schon erbärmlich gewesen, und angesichts der Zehn-Stunden-Tage, die während des Krieges zu Vierzehn-Stunden-Tagen geworden waren, einem Arbeitsweg von mehreren Meilen, der Krankheiten und der entsetzlichen Arbeitsbedingungen fragte sich Jack, wie die meisten Bergleute das überhaupt aushielten. Er als Inge nieur, der nicht unter Tage arbeitete, wurde weitaus besser bezahlt, und verglichen mit der Arbeit jener Männer, die in den Schacht fuhren, war das, was er tat, das reinste Vergnügen.
    Die Erzadern in der Gegend von St. Just waren nicht so breit wie in vielen anderen Bergbaugebieten von Cornwall, was bedeutete, dass die Kumpel allein arbeiten mussten, mit einem Meißel und einem schweren Hammer, den sie, wenn sie müde wurden, von einer Hand in die andere wechselten. Andernorts konnte man Schwarzpulver einsetzen, um den Fels zu sprengen. Die Männer arbeiteten oft im Dunkeln. Aufgrund der Enge und der schlechten Belüftung der Zinnminen waren selbst die Talgkerzen, die Jacks Familie lieferte, so gut wie nutzlos; in der rauchigen und staubigen Atmosphäre brannten sie nur, wenn man sie auf die Seite legte. Die meisten Bergleute fanden es einfacher, die Kerzen zu löschen und sich stattdessen ein bisschen mehr Sauerstoff zu gönnen. Die sechs Kerzen pro Woche, die sie erhielten und die sie sich für gewöhnlich um den Hals hängten, durften sie behalten. Die meisten von ihnen nahmen sie mit nach Hause.
    Jack war dankbar dafür, dass seine Familie so großes Glück gehabt hatte, denn damit blieb ihm die tägliche Schufterei tief unter der Erdoberfläche erspart, bei
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher