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Herzen aus Gold: Roman (German Edition)

Herzen aus Gold: Roman (German Edition)

Titel: Herzen aus Gold: Roman (German Edition)
Autoren: Fiona McIntosh
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freue mich sehr, dass du dich bereit erklärt hast, uns zu be gleiten. Wir sind jetzt fast am Ziel. Komm, gib mir die Hutschachtel, damit du ein bisschen mehr Platz hast.«
    Er reichte ihr die Schachtel mit dem kostbaren Inhalt – der neuen Haube seiner Mutter, die sie täglich würde tragen müssen, um ihren milchweißen, makellosen Teint vor der brennenden Sonne zu schützen. Er hoffte sehr, dass sie mit der Hitze zurechtkommen würde. Sie hätte sich in Port Said einen Tropenhelm kaufen sollen, wie ihr das eine der Frauen an Bord geraten hatte. Die Kosten für die Reise hatten jedoch fast ihre gesamten Ersparnisse aufgebraucht, und seine Mutter hatte bei jedem ihrer Landaufenthalte tapfer der Versuchung widerstanden, die wenigen Pfund auszugeben, die sie noch hatte. Nachdem sie Port Said hinter sich gelassen hatten, war es immer h eißer geworden. Nicht einmal der Fahrtwind des Schiffes ha tte ihnen in ihrer bescheidenen Kabine Erleichterung bringen können.
    Der Mann, der sie anstelle ihres Vaters abgeholt hatte, hieß Fraser. Ein hochgewachsener, schlaksiger Schotte; ein Opportunist, der hoffte, mit den berühmten Rubinen, die man in der Gegend nördlich von Mandalay fand, sein Glück zu machen.
    »Wie lange kennen Sie meinen Vater schon, Mr. Fraser?«, fragte Ned, der sah, dass seine Mutter viel zu erschöpft war, um der Höflichkeit Genüge zu tun und Konversation zu machen.
    Fraser grinste, strich sich das rötliche Haar zurück und wischte sich dann mit seinem bereits feuchten Taschentuch zum wiederholten Male über die erhitzte Stirn. »Wir haben uns in Nordafrika kennengelernt, wo wir beide unsere militärische Ausbildung absolvierten. Obwohl ich aus Glasgow stamme und er aus Edinburgh kommt, sind wir doch beide Söhne Schottlands. In den darauffolgenden Jahren gaben wir uns immer gegenseitig Rückendeckung, wenn es erforderlich war. Wir haben uns damals geschworen, dass wir, wenn wir nicht vorher in einer hölzernen Kiste nach Hause zurückkehren würden, zusammen hier draußen unser Glück machen.«
    »Sind Sie verheiratet, Mr. Fraser?«, fragte Lorna Sinclair und drückte sich ein zart besticktes Leinentüchlein an die schweißglänzende Oberlippe.
    »Nein, Mrs. Sinclair. Vor dem Krieg habe ich einfach nicht die richtige Frau gefunden, doch jetzt habe ich ein hübsches Mädchen kennengelernt, das dieses Jahr mit seiner Familie hier zu Besuch war. Ich habe beschlossen, nach Hause zu fahren und ihr einen Heiratsantrag zu machen. Mary ist wirklich eine Schönheit. Weiß der Himmel, was sie an mir findet.« Er grinste schief.
    »Was hält sie davon, in den Kolonien zu leben?«
    Fraser zuckte mit den Schulten. »Ich denke, es macht ihr nichts aus, solange es nicht für immer ist. Mary ist ganz wild darauf, eine eigene Familie zu gründen. Ich bezweifle allerdings, dass sie das in Rangun oder Mandalay tun will. Wenngleich da dieses kleine Grundstück ist, das mir das burmesische Königshaus verpachtet hat …«
    Seine Mutter lächelte verständnisvoll. Ned kannte sie jedoch gut genug, um zu wissen, dass sie insgeheim Fraser mit seinen hochtrabenden Ideen für die Abwesenheit ihres Ehemanns verantwortlich machte. Auch wenn Lorna Sinclair es niemals zugeben würde, hatte das Verhalten ihres Mannes sie zutiefst verletzt und verwirrt. Jetzt hatte sie eine Erklärung für dieses Verhalten, einen Fixpunkt für ihre Enttäuschung, wenngleich es für sie niemals infrage gekommen wäre, ihrem Groll Ausdruck zu verleihen.
    »Und wie läuft es bei meinem Vater mit dem Bergbau?«, erkundigte sich Ned, während er sich mit einer raschen Handbewegung die Haarsträhne, die ihm in die Augen hing, aus dem Gesicht strich.
    »Bald kommt die Regenzeit, was ein weiterer Grund dafür ist, weshalb ich beschlossen habe, nach Hause zu fahren.« Er lachte, als er Neds fragenden Gesichtsausdruck sah. »Ich fürchte, es wird noch viel heißer und feuchter werden, als es jetzt schon ist. Glauben Sie mir, es kann hier entsetzliche Niederschläge geben. Aber Sie werden sich daran gewöhnen.« Er seufzte. »Ich hatte einen gewissen Erfolg, aber auch Ihr Vater ist jetzt auf eine wirklich gute Grube gestoßen. Seine Begeisterung hält unvermindert an, Ned. Er kommt Sie nur deshalb nicht selbst abholen, weil er noch etwas Zeit braucht, um seiner Familie die Früchte seiner Arbeit präsentieren zu können.«
    »Wir freuen uns auch so, ihn zu sehen, Mr. Fraser«, bemerkte Lorna. »Meines Wissens ist mein Mann jedoch Lehrer von Beruf und nicht
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