Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Herzen aus Gold: Roman (German Edition)

Herzen aus Gold: Roman (German Edition)

Titel: Herzen aus Gold: Roman (German Edition)
Autoren: Fiona McIntosh
Vom Netzwerk:
der man nie wusste, ob man es am Ende einer Schicht wieder nach oben schaffte. Er verachtete sich wegen seines ewigen Gejammers, vor allem, da er all die Vorteile der Elektrizität genoss, Licht oder warmes Wasser haben konnte, wann immer er wollte.
    »Hey, Jack«, rief plötzlich eine vertraute Stimme.
    Er drehte sich um und sah den untersetzten Billy Jenner, der sich beeilte, ihn einzuholen. Billy und Jack waren wie schon ihre Väter seit Kindertagen miteinander befreundet.
    »Morgen, Billy.«
    »Ich hab gehört, dass sie in South Crofty nach dir gefragt haben«, sagte Billy, während er neben Jack herging.
    Jack grinste. »Mein guter Ruf eilt mir voraus. Ich werde aber erst einmal in der Levant-Mine bleiben. Der Weg ist kürzer.«
    »Sei bloß vorsichtig. Dennis Pearce ist hinter dir her. Seine Helen ist im dritten Monat, sagt man.«
    »Nun, was auch immer ›man‹ sagt, ich war es jedenfalls nicht.«
    Billy warf ihm einen zweifelnden Blick zu.
    »Schon gut. Ich war mit ihr im Bett – aber nur ein einziges Mal. Das schwöre ich. Sie ist ein Flittchen, und das weißt du auch.«
    »Also, ich wäre froh, wenn ich auch nur einmal an dieses Flittchen rankommen könnte!«
    »Bei Helen Pearce haben sogar kleine Männer eine Chance.«
    Billy boxte Jack in die Rippen. »Wer sagt dir eigentlich, dass du allein der Traum aller Frauen bist, Bryant?«
    Jack lachte, und sofort begannen die beiden jungen Männer scherzhaft miteinander zu ringen. Genau das brauchte Jack jetzt, um die höchst unerfreulichen Ereignisse des vergangenen Tages zu vergessen. Schließlich ergab sich Billy, und Jack zog seinen Freund auf die Füße. Ihr Atem kondensierte in der kalten Luft.
    »Schau nur, wie ich aussehe. Musst du denn immer gewinnen?«, beklagte sich Billy.
    »Es überrascht mich, dass du das überhaupt fragst. Nun sieh dir das mal an, Billy! Es ist nicht zu erkennen, wo das Meer aufhört und wo der Himmel anfängt. Empfindest du bei diesem Anblick nicht auch das unbändige Verlangen, einfach loszusegeln und nachzusehen, was da draußen ist?«
    Billy sah über die Klippe hinaus in die Ferne und zuckte dann mit den Schultern. »Mag sein.«
    Jack seufzte. »Ich habe Helen Pearce nicht geschwängert. Ich war einmal mit ihr im Kino und habe sie seit diesem Abend nicht mehr gesehen. Ich glaube, sie wünscht sich bloß, dass ich der Vater bin.« Er zwinkerte seinem Freund verschwörerisch z u. »Sie hat mich eben in einem schwachen Moment erwischt …«
    »Großspuriger Fatzke. Pass bloß auf. Pearce ist heute als zweiter Ingenieur eingeteilt.«
    »Wegen Pearce mache ich mir keine Sorgen. Aber du solltest dir mehr Gedanken um die Zukunft machen.«
    »Jetzt fang nicht schon wieder damit an, Jack. Ich werde nicht ins Ausland gehen, um das Glück zu suchen, das deiner Meinung nach da draußen auf mich wartet.«
    »Unsere Zukunft liegt in Australien oder in Asien.«
    »Du brauchst dir doch um deine Zukunft keine Gedanken zu machen.«
    »Sei dir da bloß nicht so sicher.«
    »Ach, richtig. Ich versuche, mich daran zu erinnern, wenn ich dich das nächste Mal in diesem Automobil sehe oder … «
    »Billy, ich bin hier, oder? Ich trage Arbeitskleidung, genau wie du, und ich gehe über eine Meile zu Fuß zu meiner Schicht. Ich verdiene ehrliches Geld. Ich bin es leid, mich immer für meine Familie entschuldigen zu müssen!«
    »Schon gut. Beruhige dich. Ich hab’s doch nicht so gemeint. Die Wahrheit ist, dass ich einfach nicht aus Cornwall wegwill. Es ist mein Zuhause.«
    »In Ordnung«, sagte Jack, der sich über sich selbst ärgerte. »Los, sonst kommen wir noch zu spät. Du weißt doch, wie übel der Boss montags immer gelaunt ist.«
    Jack hob die Hand zum Gruß und folgte dann dem Weg, der gefährlich nah am Rand der Klippe entlangführte, während Billy anfing, die steinernen Stufen zum Eingang der Mine hinabzusteigen. Die Treppe war in die steile Felswand gehauen und führte dreißig Meter nach unten. Jack wusste, dass Billy heute in großer Tiefe arbeiten würde, ein gutes Stück unterhalb des Meeresbodens in den reicheren Adern, die sich in unzähligen Tunneln horizontal ausbreiteten. Er selbst würde Billy und die anderen in diese heißen, stickigen, schwach beleuchteten Flöze zu ihrer Acht-Stunden-Schicht hinunterschicken.
    Wieder sagte sich Jack, dass er die Mahnungen seiner Mutter ernst nehmen sollte. Er gehörte zu den wenigen Glücklichen. Und wenn er sich zusammennahm, zuverlässig arbeitete und sich das Vertrauen seines Vaters
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher