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Herz ueber Bord

Herz ueber Bord

Titel: Herz ueber Bord
Autoren: Gabriele Diechler
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ins Meer abzutauchen, war großartig. Mr Unbekannt und die Unstimmigkeiten zwischen meiner Mutter und mir waren plötzlich wieder vergessen.
    Â»Lass uns nach dem Gepäck sehen. Vielleicht sind deine Koffer schon da«, meinte Mum, als ich keine Anstalten machte, den Balkon je wieder zu verlassen.
    Wir suchten jeden Winkel meiner Suite ab, doch vom Gepäck war nirgends etwas zu entdecken.
    Als ich mich aufs Bett plumpsen ließ, um die Matratze zu testen, scheuchte Mum mich sofort wieder hoch. »Steh auf, Faulpelz. Je eher du die anderen kennenlernst, umso schneller fühlst du dich hier heimisch.«
    Â»Aye, aye, Wirbelwind!« Ich tippte mir an die Stirn und folgte meiner Mutter hinaus auf den Gang.
    Kaum waren wir unterwegs, wurde sie auch schon von einigen Crewmitgliedern begrüßt. »Hallo, Bettina! Mal wieder im Dienst?«, freute sich ein Matrose.
    Jemand anders umarmte sie sogar. »Bettina Asmussen ist an Bord. Dann ist ja für gute Stimmung und einen reibungslosen Ablauf gesorgt!« Überall gab es freundliche Worte.
    Â»Du musst zu deinen aktiven Zeiten eine große Nummer gewesen sein.« Ich war stolz auf meine Mutter.
    Â»Man tut, was man kann.« Mum zwinkerte mir zu.
    Â»Nein, echt«, meinte ich. »Alle bringen dir so viel Freundlichkeit entgegen. Ich finde das richtig toll.«
    Â»Lieb, dass du das sagst.« Meine Mutter legte den Arm um mich und drückte mich fest an sich. Dann schob sie mich weiter, wild entschlossen, mich überall herumzuführen.
    Bald enterten wir das Mooring Deck, den vorderen Teil des Schiffs. Wir standen am Bug und ließen uns den kaum vorhandenen Wind um die Nase wehen. »Das ist das Ankerdeck«, erklärte meine Mutter. »So eins gibt’s achtern und am Bug. Auf See werden sie auch mal zum Sonnen genutzt.«
    Ich sah die großen Leinen, mit denen das Schiff festgemacht war, wenn es im Hafen lag. Mum erläuterte alles, was ihr auf die Schnelle einfiel. Die Infos über die Gepflogenheiten an Bord nahmen kein Ende. Nach ein paar Minuten draußen gingen wir wieder hinein und kamen bald darauf in die sogenannte Offiziersmesse. Dort hielten sich Männer in weißen Uniformen mit blauen Streifen am Arm auf. Einige nickten uns freundlich zu.
    Â»Das hier ist das kleinere, edlere Pendant zur Crewmesse, dem Aufenthaltsraum und Speisesaal für die Besatzung«, klärte Mum mich auf und stellte mich dann den anderen vor. »Das ist Katja, meine Tochter. Und falls ihr es noch nicht wisst: Ich bin Bettina Asmussen und springe während dieser Reise für Vera ein.«
    Allgemeines Tischeklopfen folgte und sogar ein paar Pfiffe tönten durch den Raum.
    Â»Willkommen, Ladies!«, rief ein junger Offizier.
    Â»Hast du schon deine Manning Number?«, fragte mich ein Mann um die dreißig. Er hatte pechschwarze Haare und ein sympathisches Grübchen im Kinn.
    Â»Was ist das denn?« Ich hatte keinen blassen Schimmer, was eine Manning Number war.
    Â»Die Manning-Listen hängen an einigen Stellen im Crewbereich aus«, sagte meine Mutter. »Und deine persönliche Manning Number steht auf deiner Crewcard.«
    Wir grüßten noch einmal und verließen dann die Offiziersmesse. »Und was hat es nun mit dieser Nummer auf sich?«, fragte ich nach. Mein Kopf schwirrte schon von neuen Infos, aber ich fand, es wäre gut zu wissen, was auf mich zukam. Je eher, desto besser.
    Â»Jedes Crewmitglied bekommt eine Notfallaufgabe zugewiesen«, druckste Mum herum.
    Â»Redest du über so was wie Evakuierung?«, setzte ich an.
    Meine Mutter nickte verhalten. »Nicht gerade das prickelndste Thema. Sorry, Schatz. Aber du bekommst dazu auch noch eine Einführung, bevor es losgeht.«
    Â»Schon in Ordnung. Ich bin an Bord dieses Schiffes, ich werde hier arbeiten und ich möchte Bescheid wissen«, entgegnete ich ernst.
    Trotzdem musste ich schlucken. Über einen eventuellen Notfall hatte ich keinen Moment nachgedacht. Weder als die Reise geplant wurde noch seit ich an Bord war. Natürlich hatte ich Titanic mit Leonardo di Caprio und Kate Winslet gesehen und dabei Rotz und Wasser geheult … Aber das war eben nur ein Film gewesen. Ich spürte, wie mir mulmig wurde, und musste schnellstens an etwas anderes denken als an die Titanic und eine Liebe, die wegen eines gesunkenen Schiffs zerbrochen war. Die vielen Sicherheitschecks, die ein Kreuzfahrtschiff über sich ergehen lassen
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